Nussnotstand verteuert Schokolade

Haselnüsse
Haselnüsse(c) wikipedia.com
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Rohstoff. Mit einiger Verspätung kommt der Haselnussengpass in Österreich an. Zutaten für Kekse gibt es hierzulande zwar genug. Doch die schlechte Ernte macht Mannerschnitten teurer.

Wien. Für alle, die es verpasst haben: Die Welt steckt in einer ernsthaften Krise, der Haselnusskrise. Hagel und Frost haben im Frühjahr des Jahres ein Drittel der Ernte des weltgrößten Lieferanten, der Türkei, vernichtet. Die Haselnusspreise stiegen seither auf das Doppelte an. Nun, da sich die Lager der Lebensmittelhersteller leeren, kommen die Folgen des schlechten Wetters langsam auch in Europas Supermärkten an.

Während in deutschen Geschäften kaum noch geriebene Haselnüsse zu haben sind, müssen sich Keksbäcker hierzulande so knapp vor Weihnachten keine Sorgen machen. Man habe ausreichend Haselnüsse auf Lager, versichern die österreichischen Handelsketten. Bemerken werden die Österreicher den Haselnussengpass dennoch: Schokolade dürfte teils empfindlich teurer werden.

„Wir müssen die Preise erhöhen“, bestätigt eine Sprecherin des Wiener Schnittenherstellers Manner der „Presse“ entsprechende Agenturmeldungen. Die Füllung der Mannerschnitten bestehe immerhin zu zwölf Prozent aus Haselnüssen. Das Wiener Unternehmen bezieht all seine Haselnüsse aus der Türkei. Schon bisher habe der Preisanstieg aufgrund der Missernte in dem Land, das allein 70 Prozent der weltweiten Produktion deckt, das Unternehmen einen zweistelligen Millionenbetrag gekostet.

Auch Kakao ist deutlich teurer

Wann und in welcher Höhe Manner diese Kosten an seine Kunden weiterreichen wird, wollte die Sprecherin nicht genau sagen. Eines sei sicher: Vermeiden lässt es sich nicht. Denn nicht nur die Haselnüsse, auch viele Sträucher sind dem Frost zum Opfer gefallen, was auch die Ernten der kommenden Jahre beeinträchtigen werde.

Manner ist mit diesem Schritt nicht allein. Schon im Juli kündigte der amerikanische Kit-Kat-Hersteller Hershey an, die Großhandelspreise für die meisten seiner Produkte im Schnitt um acht Prozent anheben zu müssen. Die Schokoladehersteller werden derzeit doppelt getroffen. Denn nicht nur Haselnüsse sind empfindlich teurer geworden, auch der Preis für Kakao befindet sich seit Monaten im Höhenflug. Der Grund dafür ist vor allem die Sorge, dass sich das Ebola-Virus von Westafrika auf wichtige Kakao-Anbauländer in der Region ausbreiten und so die Versorgung mit Kakao erschweren könnte.

Die gestiegene Nachfrage nach Schokolade treibt den Preis zusätzlich nach oben. Die wachsende Lust vieler Asiaten auf Schokolade dürfte den Verkauf heuer auf ein Rekordniveau heben. Allein in Indien dürfte heuer um 14 Prozent mehr Schokolade verkauft werden als im Jahr zuvor, schätzen die Marktforscher von Euromonitor.

Nicht nur Nüsse hamstern

Angesichts dieser Aussichten warnten aufmerksame Beobachter schon im August vor einem regelrechten Nutella-Notstand. Der italienische Nutella-Hersteller Ferrero verarbeitet im Alleingang ein Viertel aller Haselnüsse, die weltweit geerntet werden. 50 Stück Haselnüsse steckt der Konzern nach eigenen Angaben in jedes 400-Gramm-Glas Nutella.

Doch verglichen mit Manner schlug Ferrero einen radikaleren Weg ein, um sich für die Haselnusskrise zu wappnen. Statt einfach nur Nüsse zu hamstern, ging der italienische Konzern lieber gleich an die Quelle und übernahm im Sommer des heurigen Jahres den größten türkischen Haselnusslieferanten Oltan.

AUF EINEN BLICK

Frost und Hagel haben die türkische Haselnussernte großteils vernichtet, der Preis stieg daraufhin auf das Doppelte. Während Deutschland die Haselnüsse in der Vorweihnachtszeit langsam ausgehen, sind die Österreicher „nur“ durch Preiserhöhungen von der Haselnusskrise betroffen. Der Wiener Waffelhersteller Manner kündigte an, seine Schnittenpreise anzuheben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2014)

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