Weihnachtsgeschäft: Kauflaune sehr gedämpft

(c) Bloomberg (Gianluca Colla)
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Der Handel liegt 1,5 Prozent hinter dem Vorjahr. Der Handelsverbands-Chef spricht von einem „Multiorganversagen“.

Wien. Die Österreicher kaufen nicht, wie sie sollen. Die Zwischenbilanz des Handels für das heurige Weihnachtsgeschäft ist ernüchternd: Nur an einem der bisher drei Einkaufssamstage, nämlich am zweiten, wurde im Vergleich zum Vorjahr ein Umsatzwachstum erzielt, an den anderen beiden wurde weniger eingenommen als im Jahr davor. In Summe musste das Ladengeschäft bis inklusive 13.Dezember ein nominelles Minus von zwei Prozent hinnehmen, inklusive online sind es minus 1,5Prozent.

Wobei nominell diesmal laut KMU-Forschung Austria gleich real heißen wird. Dafür sorgt der Preisverfall in Branchen wie dem Elektro- und dem Modehandel.

Steuerdiskussion verunsichert

Die Stimmung unter den österreichischen Händlern sei „ganz schlecht“, sagt Stephan Mayer-Heinisch, Chef des Österreichischen Handelsverbandes. „Die Leute haben kein Geld und werden durch die politische Diskussion im Zusammenhang mit der Steuerreform noch weiter verunsichert.“ Der stationäre Handel nähere sich einem „Multiorganversagen“. Der Onlinehandel erzielt weiterhin Zuwächse, wenn auch erstmals mit einem Plus von neun Prozent keine zweistelligen mehr. Bei der Wirtschaftskammer scheint man bemüht, die Online-Euphorie zu dämpfen. „Der Umsatzanteil von online beträgt immer noch nur fünf Prozent“, sagt René Tritscher, Geschäftsführer der Bundessparte Handel. Auch der Onlinehandel spüre die Konsumzurückhaltung: „Nicht alle Onlineshops haben das Vorjahresniveau erreicht.“ Wobei die KMU-Forschung in ihrer Umfrage nur die Onlineshops mit Firmensitz in Österreich erfasst, nicht die großen Fische aus dem Ausland wie Amazon, zu denen rund die Hälfte des online ausgegebenen Geldes abfließt.

Eine heimische Größe im Onlinehandel, die Unito-Gruppe (Otto, Quelle, Universal), erzielte im Weihnachtsgeschäft bisher jedenfalls ein Umsatzwachstum von zehn Prozent. Nahezu die Hälfte der Händler (44Prozent) klagt hingegen über Umsatzrückgänge. Besonders hart getroffen hat es den Sporthandel, dessen Umsatz um neun Prozent geschrumpft ist, gefolgt vom Möbelhandel (–5), Uhren und Schmuck (–4), Bekleidung (–3), Schuhen und Lederwaren (–2) und Büchern (–2). Als Einziger über steigenden Umsatz freuen kann sich der Drogeriehandel mit einem Plus von einem Prozent.

Die Branche setzt ihre Hoffnung jetzt auf die verkaufsstarken Tage kurz vor dem Heiligen Abend und die Zeit zwischen Stefanitag und Neujahr, wenn viele Gutscheine eingelöst werden. Die KMU-Forschung erwartet für Weihnachten 2014 einen Gesamtumsatz von 1,59 Mrd. Euro brutto, ein Rückgang um 20 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.12.2014)

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