Frauen verdienen deutlich weniger als Männer

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Der Einkommensbericht 2014 weist zum Teil deutliche Unterschiede aus. Nicht nur Teilzeitarbeitsverhältnisse sind dafür die Ursache.

Der Einkommensbericht 2014 des Rechnungshofs weist aus, dass Frauen nach wie vor weniger als Männer verdienen, in den meisten Bereichen sogar deutlich weniger. 2013 betrug das mittlere Einkommen der Frauen 61 Prozent des mittleren Männereinkommens. Lehrlinge wurden dabei nicht berücksichtigt. Ursächlich dafür waren in erster Linie die Einkommensunterschiede in der Privatwirtschaft.

In diesem Sektor beträgt das Durchschnittseinkommen der weiblichen Angestellten mit 51 Prozent nur knapp die Hälfte von dem der Männer. Bei den Arbeiterinnen sind es mit 43 Prozent noch etwas weniger. Ein Teil der Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern kann mit Teilzeitarbeit begründet werden. Aber auch bei einem Vergleich der ganzjährig Vollzeitbeschäftigten in der Privatwirtschaft klafft weiter eine große Lücke. Demnach verdienen weibliche Angestellte nur zwei Drittel von dem, was ihre männlichen Kollegen erhalten, die weiblichen Arbeiter liegen mit 69 Prozent von knapp darüber.

Unterschiede im öffentlichen Bereich gering

Wesentlich geringer sind die Gehaltsunterschiede im öffentlichen Bereich. Während bei Bund, Länder und Gemeinden die weiblichen Beamten mit 95 Prozent nur etwas weniger als ihre männlichen Pendants verdienen, gibt es für die weiblichen Vertragsbediensteten lediglich 77 Prozent des mittleren Männereinkommens. Im Vergleich auf der Ebene der ganzjährig Vollzeitbeschäftigter liegen die Beamtinnen auf dem Niveau der Beamten, die Vertragsbediensteten unter den Frauen mit 94 Prozent nur geringfügig unter den Männern.

Laut Rechnungshof sind Frauen überproportional in Branchen mit niedrigem Einkommenniveau tätig. Dazu zählen die Bereiche Beherbergung und Gastronomie sowie Kunst, Unterhaltung und Erholung. Insgesamt trifft Teilzeitbeschäftigung Frauen weiter häufiger als Männer. Demnach sind 84 Prozent aller ganzjährig Teilzeitbeschäftigten weiblich. 52 Prozent aller erwerbstätigen Frauen befinden sich in einem Teilzeitverhältnis, hingegen nur neun Prozent der Männer.

Rund 4,25 Millionen Personen waren 2013 unselbstständig erwerbstätig, das mittlere Bruttojahreseinkommen betrug 25.767 Euro. Frauen hatten ein Einkommen von 19.750 Euro, Männer von 32.776 Euro. Im Vergleich der ganzjährige Vollzeitzeiteinkommen liegen die Frauen bei 33.500 Euro gegenüber 41.111 Euro bei den Männern. Das Durchschnitteinkommen über beide Geschlechter auf Vollzeitbasis liegt bei 38.454 Euro brutto.

Unterschied zwischen "arm und reich" wächst

Die Kluft zwischen Gut- und Schlechtverdienern wächst, so die zweite Diagnose des Rechnungshofs: Die niedrigen Einkommen fielen "sehr stark ab", die hohen stiegen, wenn auch "real nur leicht". In Zahlen bedeutet das, dass jener Wert, unter dem die niedrigsten zehn Prozent aller Einkommen ("Dezil") liegen, gesunken ist: von 2.761 Euro auf 2.433 Euro (Bruttojahreseinkommen). Inflationsbereinigt beträgt der Wert überhaupt nur mehr 65 Prozent von 1998.

Bei den obersten zehn Prozent gab es dagegen eine Bewegung nach oben: Um 39,31 Prozent von 42.590 Euro auf 59.334 Euro stieg der Schwellenwert. Inflationsbereinigt betrug das insgesamt vier Prozent. Das sogenannte "dritte Quartil", also der Wert, über dem die höchsten 25 Prozent liegen, stieg auf 102 Prozent von 1998.

Treue zahlt sich aus

Im Einkommensbericht tritt auch klar zu Tage, dass die Einkommenshöhe stark mit der Dauer der Betriebszugehörigkeit zusammenhängt. Demnach steigt das  Bruttojahreseinkommen mit zunehmender Dauer der Betriebszugehörigkeit und gleichzeitig nimmt der Einkommensnachteil der Frauen tendenziell ab.
Unabhängig vom Geschlecht weisen mit zunehmender Dauer der Betriebszugehörigkeit Angestellte den höchsten und ArbeiterInnen den niedrigsten Einkommenszuwachs auf. Während ganzjährig vollzeiterwerbstätige Angestellte mit mehr als 20 Jahren Betriebszugehörigkeit ein fast doppelt so hohes Einkommen aufweisen wie Angestellte, die höchstens ein Jahr im Betrieb sind, so ist das Einkommen der ArbeiterInnen beim Vergleich desselben Zeitraums nur um knapp die Hälfte höher.

Auch der Bildungsabschluss hat einen wesentlichen Einfluss auf die Einkommenshöhe. So führt die Absolvierung einer Hochschule oder Universität bei ganzjährig Vollzeiterwerbstätigen zu fast doppelt so hohen Bruttojahreseinkommen wie der Abschluss der Pflichtschule. Die relativen Einkommensunterschiede zwischen ganzjährig vollzeitbeschäftigten Frauen und Männern sind bei Personen mit Fachschul- und Universitätsabschlüssen am geringsten und bei AbsolventInnen der höheren Schulen am größten.

>> Einkommensbericht 2014 Rechnungshof

(APA)

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