Flughafen: Teilsieg gegen Ex-Vorstand

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Das Oberlandesgericht hat Ex-Vorstand Ernest Gabmann mit 346.000 Euro weniger als die Hälfte der von ihm geforderten Summe für entgangene Gehälter zugestanden.

Wien. Ein neuer Großaktionär, ein neues Hotel, Neuzugänge im Businesspark – und das durchaus glimpfliche Ende in einem mehr als ein Jahr dauernden Rechtsstreit: Das Jahresende 2014 brachte für den Flughafen Wien gleich ein paar große Ereignisse. Das finanziell wahrscheinlich wichtigste: In dem Rechtsstreit mit dem ehemaligen Finanzvorstand Ernest Gabmann hat das Oberlandesgericht Wien (OLG) ein Urteil gefällt. Demnach erhält Gabmann die ihm erstinstanzlich im Juli zugestandenen 346.000 Euro. Das ist weniger als die Hälfte der von ihm wegen seiner vorzeitigen Ablöse und deshalb entgangenen Gehältern eingeklagten 728.000 Euro.

Das OLG hat laut „Presse“-Informationen bestätigt, dass die Vorstandstätigkeit Gabmanns tatsächlich vorzeitig mit 31. Dezember 2011 beendet worden ist. Sein Anstellungsvertrag sei aber regulär wie vereinbart bis 30. September 2014 aufrecht gewesen, befand das OLG. Deshalb wurden die Gabmann zugestandenen 346.000 Euro bestätigt. Das OLG hat zudem die Entscheidung darüber, wer die Gerichtskosten von 70.000 Euro zu zahlen hat, an das Erstgericht (Landesgericht Korneuburg) zurückgewiesen. Beim Flughafen geht man nun davon aus, dass man diese Kosten nicht wird tragen müssen.
In dem Erstverfahren musste übrigens , was äußerst selten ist, ein Mitglied des Verfassungsgerichtshofs (VfGH) als Zeuge aussagen: Ex-Flughafen-Aufsichtsratschef Christoph Herbst.

Besser als ein Vergleich

Das Ergebnis des Rechtsstreits zeige, dass es letztlich sinnvoll gewesen sei, sich nicht auf einen Kompromiss einzulassen, sondern die Causa durchzukämpfen, heißt es aus Aufsichtsratskreisen gegenüber der „Presse“. Dabei gehe es nicht nur ums Geld. Mit einem Vergleich hätte man nämlich auch den Eindruck eines Schuldeingeständnisses erweckt. Der Flughafen hofft nun aufgrund dieses Urteils, auch bei dem zweiten, nach wie vor offenen Gerichtsverfahren, das Gabmann angestrengt hat, gut wegzukommen. Dabei geht es um seine Boni – just für das aus dem Ruder gelaufene Skylink-Projekt für die Jahre 2009 bis 2011. In Summe sind es 326.000 Euro. Der Flughafen hat seinerseits diese Forderung mit Schadenersatzansprüchen über weit mehr als eine Million Euro gekontert. Man wirft Gabmann vor, den – inzwischen insolventen – Geschäftsmann Rakesh Sardana, mit dem Gabmann gut bekannt gewesen sein soll, bei der Vergabe von Shops auf dem Airport bevorzugt zu haben. Die Verhandlung ist schon geschlossen, das erstinstanzliche Urteil wird daher im ersten Quartal 2015 erwartet.

Kein Konsulentenvertrag

Gabmann hat im März 2009 Christian Domany als Finanzvorstand des Flughafens abgelöst, als die Missstände und die Kostenexplosion rund um den neuen Terminal Skylink (jetzt Terminal 3) schon bekannt waren. Nach einem heftigen Tauziehen wurde der gesamte Vorstand vorzeitig abgelöst. Der damalige Flughafenchef Herbert Kaufmann musste schon Ende 2010 gehen, die Verträge von Gabmann und Technikvorstand Gerhard Schmid wurden Ende 2011 aufgelöst. Kaufmann und Schmid erhielten Konsulentenverträge, Gabmann jedoch nicht. Das hat ihn sehr geärgert – was mit ein Grund dafür gewesen sein dürfte, dass er zu Gericht gegangen ist.

Das wegen des Skylink-Desasters eingeleitete Strafverfahren gegen Kaufmann, Schmid, Domany und Gabmann ist von der Staatsanwaltschaft Korneuburg Anfang November eingestellt worden. Strafrechtlich relevante Tatbestände konnten trotz der fünf Jahre intensiver Ermittlungen nicht gefunden werden.

Gabmann wird die ihm vom OLG zugesprochene Geldsumme gut brauchen können: Wie kolportiert wird, sollen bisher für seinen Anwalt Georg Schima (Kanzlei Kunz Schima Wallentin) Kosten von 250.000 angefallen sein.

Auf einen Blick

Ex-Flughafen-Vorstand Ernest Gabmann wurde im Zuge des Skylink-Debakels vorzeitig abgelöst. Er klagte den Flughafen. Das Oberlandesgericht Wien hat nun das erstinstanzliche Urteil bestätigt: Gabmann erhält 346.000 Euro, weniger als die Hälfte der von ihm geforderten 728.000 Euro. Der Flughafen hofft, aufgrund dieser Entscheidung auch das zweite noch laufende Verfahren für sich entscheiden zu können.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.12.2014)

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