DiTech: Der jähe Absturz einer Vorzeigefirma

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15 Jahre nach der Gründung schlitterte der IT-Händler in die Pleite. Geblieben ist nur bittere Enttäuschung.

Wien. Den 10. März 2014 dürfte Damian Izdebski nie mehr in seinem Leben vergessen. Auch wenn der 38-Jährige noch einige Herausforderungen vor sich haben dürfte. An diesem Tag zerplatzte ein Traum. Der Lebenstraum von ihm und seiner Frau. Der Sonnyboy der heimischen Unternehmerszene, der mit Aleksandra Izdebska binnen 15Jahren die IT-Handelskette DiTech von null auf hundert gebracht hatte, musste den totalen Bauchfleck eingestehen.

„Geblendet vom schnellen Wachstum und den Erfolgen habe ich es verabsäumt, die Finanzierung von DiTech langfristig sicherzustellen“, schrieb Izdebski in einem offenen Brief an seine Kunden und Gläubiger. Zu diesem sah er sich genötigt, nachdem „Die Presse“ wenige Stunden zuvor von groben Finanzierungsschwierigkeiten berichtet hatte. „Ein Unternehmen unserer Größe müsste eigentlich einen Lagerbestand von rund 15 Mio. Euro haben, um die enorme Nachfrage unserer Kunden bedienen zu können“, erklärte Izdebski weiter. DiTech habe aber seit Sommer 2013 nur mit einen Lagerbestand von fünf bis sieben Mio. Euro gearbeitet. „Die dadurch verursachten Umsatzrückgänge waren zwar nicht groß, aber verbunden mit immer geringer werdenden Margen und einer auf Wachstum ausgerichteten Kostenstruktur haben sie zu sehr großen Verlusten in den beiden letzten Jahren geführt.“

Dem war nichts hinzuzufügen. Das geschockte Ehepaar versuchte zwar, einen Investor an Bord zu holen. Wie so oft war es ein Kampf gegen die Zeit, der von vornherein verloren war. Wer sollte eine Firma mit so hohen Schulden – die Passiva lagen bei rund 36 Mio. Euro – übernehmen? Nur drei Wochen später stand der Konkurs fest. 250 Beschäftigte verloren ihren Job und den Glauben an eine heile Welt, die ihnen über Nacht entzogen worden war. Aber es kam noch schlimmer: Liquidation und Totalausfall für die Gläubiger lautete das Fazit des Insolvenzverwalters im Mai.

Die Marke lebt

Aus, Ende. Für die Izdebskis, nicht aber für DiTech: Mitte Juni gab der oberösterreichische Computerfachhändler E-Tec bekannt, dass er die Marken- und Domainrechte von DiTech für 1,4 Millionen Euro gekauft habe. Anfang September wurden sieben der 22 Standorte wieder eröffnet. E-Tec-Chef Bert Kuhn hatte sich gegen eine Investorengruppe durchgesetzt, zu der auch Richard Lugner gehört haben soll. Er wollte, so wurde kolportiert, Izdebski wieder ins Geschäft bringen. Daraus wurde aber nichts.

Seither ist es still geworden um den Technikfreak aus Polen, der seine Frau in Wien kennengelernt und mit ihr einen echten „Garagenstart“ hingelegt hat. Nicht zuletzt deshalb wurde das Paar gern als Paradebeispiel erfolgreicher Integration herumgereicht und mit Auszeichnungen überhäuft. Gattin Aleksandra wurde als Musterbeispiel einer Frau, die Kinder und Firma unter einen Hut bringt, präsentiert. So steil wie der Aufstieg war der Fall. Um Damian ist es still geworden, er soll in Kalifornien gewesen sein – im Epizentrum der IT-Welt sozusagen. Ob er von dort neue Ideen mitgebracht hat? Bis jetzt ist nichts bekannt.

Seine Frau hat schneller Tritt gefasst. Schon bald nach der Pleite heuerte sie beim Glücksspielkonzern Novomatic an. Nach einem Traineeprogramm ist sie seit November Leiterin des Konzernmarketings.

Gemessen an den Passiva von 36Mio.Euro liegt DiTech nicht einmal unter den Top-fünf-Insolvenzen des Jahres. Aber an Aufmerksamkeit ließ der Sturz der Vorzeigefirma nicht zu wünschen übrig. Zumal gleich danach zwei weitere Elektronikhändler – Köck und McWorld/McShark – zum Insolvenzrichter mussten. Die Kombination aus zu rasantem Wachstum, hohem Margendruck in der IT-Branche und der Konkurrenz von Internetriesen sei ein fataler Cocktail, sagen Experten wie WU-Handelsprofessor Peter Schnedlitz.

Bei DiTech hat zwar das Konzept gepasst, aber die Firma ist zu schnell gewachsen. „Mastermind“ Izdebski habe auch lieber das Steuer seines Rallyewagens in der Hand gehabt, wird hinter vorgehaltener Hand geätzt. Diesem Hobby hat er längst abgeschworen. Zu spät.

AUF EINEN BLICK

DiTech – die vor 15 Jahren vom Ehepaar Damian und Aleksandra Izdebski aus dem Wohnzimmer gegründete Firma entwickelte sich zum größten IT-Händler Österreichs mit 120 Mio. Euro Umsatz. Das schnelle, mit hohen Schulden erzielte Wachstum und die Onlinekonkurrenz brachten jedoch den jähen Absturz: Im März kam es zur Insolvenz. Die Pleite war die prominenteste des heurigen Jahres. Mangels Investors wurde DiTech liquidiert. Es blieben 36 Mio. Euro Schulden, 250 Beschäftigte verloren ihren Job. Konkurrent E-Tec sicherte sich die Marke und ein paar Filialen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.12.2014)

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