Der Markteinstieg für Sportsdirect.com nach der Übernahme der Eybl-Gruppe verläuft zäh. Das Minus in der Bilanz ist sogar angewachsen.
Der britische Sporthändler Sportsdirect.com hat in seinem ersten Rumpfjahr in Österreich rote Zahlen geschrieben. Im ersten Geschäftsjahr von September 2013 bis April 2014 lag der Verlust bei 17,8 Millionen Euro, der Umsatz blieb mit knapp 200 Millionen Euro annähernd stabil. Das Geschäft des für seine Preisaggressivität bekannten Diskonters läuft nach der Übernahme der angeschlagenen Eybl-Sports-Experts-Gruppe hierzulande sehr holprig, berichtet das „Wirtschaftsblatt“.
Nicht nur das Geschäftskonzept mit Schleuderpreisen, Eigenmarken, Billigimage sowie reduzierter Verkaufsberatung kommt bei Österreichern nicht so gut an, auch der Umgang der Briten mit den eigenen Mitarbeitern machte von sich reden. In der Auseinandersetzung um Geschäftsbekleidung für Mitarbeiter kam es erst nach langem Hin und Her zwischen dem österreichischen Zentralbetriebsrat von Sports Direct und dem Management zu einem Einlenken der Österreich-Geschäftsführung. Nun dürgfen auch Mitarbeiter Hosen mit Taschen tragen dürfen.
Industrie stören preisaggressive Angebote
Auch die Skiindustrie ist vom Konzept des Sporthändlers nicht vollends überzeugt. „Sportsdirect.com hat sehr aggressive Preisangebote und ein striktes System, das über alle Produkte gezogen wird“, wird der Sprecher der Skiindustrie, Fischer-Chef Franz Föttinger zitiert. Das sei „nicht im Sinne der Hersteller“, denen es auch um Nachhaltigkeit gehe: „Wir investieren ja viel in unsere Produkte.“ Die heimischen Skihersteller monieren, dass die Briten weniger auf Markenprodukte setzen, das Sortiment rasch bereinigt und Bestellungen reduziert haben.
Sportsdirect.com scheint nach 18 Monaten auf dem österreichischen Markt teilweise zum Ursprungskonzept zurückzurudern. So gab es in der Filiale Salzburg Bergheim ein "Rebranding" auf die Marke „Eybl“, mit der fast jeder sportinteressierte Österreicher áufgewachsen ist. Auch andere Standorte in Vösendorf , Innsbruck und Pasching sollen für ein Wechsel zurück vorgesehen sein. Auch die Standortgröße wird in der Branche diskutiert. Sportsdirect habe sich die Standorte nicht gut genug angesehen, sagt ein Mitbewerber. Die ehemaligen Eybl-Flagship-Stores seien für einen Diskonter viel zu groß und nicht sinnvoll bespielbar – neun von 50 Standorten waren Flagship-Stores. „Deshalb kämpfen sie jetzt“, sagt der Mitbewerber.
Um Sportsdirect.com braucht man sich jedoch keine Sorgen zu machen. Das Unternehmen ist mit einem Gesamtumsatz von etwa 3,2 Milliarden Euro Großbritanniens größter Sportthändler. Das Ebit betrug im letzten Geschäftsjahr 300 Millionen Euro.
>> Artikel im "Wirtschaftsblatt"
(red.)