Newsgrape: „Wir sahen keine Möglichkeit, es zu monetarisieren“

Leo Fasbender und Felix Häusler
Leo Fasbender und Felix Häusler(C) Kolm
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Mit Newsgrape wollten Felix Häusler und Leo Fasbender eine Nachrichtenplattform für Blogger schaffen. Doch das Projekt brachte kein Geld ein. Mit ihrem neuen Start-up Chatgrape konnten sie nun New Yorker Investoren begeistern.

Es hätte eine neue Art Nachrichtenplattform sein sollen, ein „qualitatives Diskussionsforum“, wie Felix Häusler und Leo Fasbender in einem Interview im Jahr 2010 in der „Presse“ sagten. Die beiden waren kurz davor, mit „Newsgrape“ online zu gehen. Auf der Plattform sollten die Beiträge von verschiedensten Bloggern gebündelt werden. Die Blogger sollten damit mehr Reichweite, die Leser dafür mehr Service (viele Texte auf einer Seite) erhalten. Und doch ist das Start-up gescheitert. „Wir sahen keine Möglichkeit, es zu monetarisieren“, erzählt Fasbender heute. Geboren in Deutschland, eingeschult in Moskau, aufgewachsen in Wien und zum Studieren nach London gegangen, sorgten der 26-Jährige und sein Kollege Häusler in dieser Woche für einen Achtungserfolg in der Start-up-Szene, als bekannt wurde, dass sie für ihr aktuelles Start-up „Chatgrape“ eine Investition von Betaworks an Land ziehen konnten. Das New Yorker Start-up-Studio hat bereits in Airbnb, Twitter und Groupon investiert – Chatgrape ist ihr erstes Investment in Österreich.

Und für Fasbender und Häusler auch so etwas wie eine Bestätigung. Ein Start-up sei „eine permanente Achterbahnfahrt“, sagt Fasbender. Einen Tag himmelhoch jauchzend, einen anderen zu Tode betrübt. „Und sicher gab es einige Momente in den Jahren, wo wir nicht wussten, wie es weitergeht.“

Nach 2010 etwa, als klar wurde, dass die Idee mit Newsgrape nicht funktionieren würde – und etwas Neues hermusste. „Wir haben dann gefragt: Was haben wir daraus gelernt?“, sagt Fasbender. Ihr Fazit: Ein großer Bereich ihrer Expertise läge in der Textanalyse und darin, wie man Datenbanken miteinander verschränkt. Hellhörig wurden sie, als sie bemerkten, dass die am Markt vorhandenen Lösungen im Bereich Teamkommunikation auf einem 20 Jahre alten IRC-Protokoll basierten. „Wir haben dann ein total aufwendiges Konzept entwickelt, dass die FFG (Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft, Anm.) für gut befunden hat“, erzählt Fasbender. Chatgrape war geboren.

Mit der Software können in einem Chat Dokumente aus verschiedenen Anwendungen aufgerufen werden. „Moderne Firmen arbeiten mit einer wachsenden Zahl an externen Programmen wie Trello oder Salesforce. Im Endeffekt sind dadurch viele Daten in verschiedenen Services verstreut und es braucht Zeit, diese Daten zu finden“, erklärt Fasbender. Chatgrape soll dieses Suchen nach den Dokumenten abkürzen. Ausgelöst wird die Funktion durch den Hashtag. Wer etwa „#Daten“ schreibt, bekommt alle Dokumente mit dem Namen, die in den verschränkten Programmen gespeichert sind.

Die Phase vor dem Test. Das scheint zu funktionieren. 2014 in einer Pre-Beta-Version online gegangen, hat Chatgrape mittlerweile 1000 Unternehmen mit 6000 Benutzern, die das Service testen. Und die Entwicklung ist noch nicht fertig. 2015 soll aus Chatgrape ein „Workflow gestartet werden können“, erklärt Fasbender. Wenn jemand schreibt: „Welche Farbe nehmen wir? Grün oder Blau?“, dann soll aus dem Chat automatisch eine Umfrage generiert werden. Im nächsten Schritt soll bei Aufforderungen wie „Schau dir mal die Liste an“, eine To-do-Liste erstellt werden und in absehbarer Zukunft auch Kalendertermine. „Unsere große Vision ist es, eine Brücke zwischen natürlicher Sprache und Maschinensprache zu schaffen“, so der Gründer.

Das hat auch Betaworks überzeugt, dass das Start-up über den österreichischen Angel-Investor AC & Friends kennengelernt hat. Betaworks hat eine nicht genannte Summe in das Start-up investiert. Zusammen mit den Förderungsgeldern der FFG und sieben anderen Angel-Investoren kommt Chatgrape auf ungefähr 1,1 Mio. Euro. Das Geld der Investoren wurde als „Convertable Investment“ getätigt. Das heißt, das Geld wurde bereits eingesammelt, allerdings wird es erst später in Anteile umgewandelt. Im Idealfall bekommt der Investor so mehr Anteile für weniger Geld.

Auf eine ausgiebige Finanzierungsrunde konnte Chatgrape aber nicht mehr warten. 1800 Firmen standen im Dezember auf der Warteliste, um das Service zu testen. „Wir haben gewusst, wir brauchen jetzt die Ressourcen.“

Chatgrape

Die Software soll ein effizienteres Kommunizieren im Team ermöglichen. Daten, die in anderen Programmen abgespeichert sind, können mit einem Hashtag im Chat aufgerufen werden.

2015 will Chatgrape auch das Erstellen von Workflows (wie Kalendereinträge, To-Do-Listen und Umfragen) ermöglichen. chatgrape.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2015)

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