Raiffeisen will Anteile an polnischer Tochter loswerden

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ARCHIVBILD: RAIFFEISEN BANK INTERNATIONAL / FINANZVORSTAND MARTIN GR�LL(c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
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Raiffeisen hat die Polbank erst 2012 übernommen. Jetzt erwägt sie, mehr als ein Viertel der Anteile zu veräußern.

Der Finanzvorstand der börsennotierte Raiffeisen Bank International, Martin Grüll, hat am Donnerstag mitgeteilt, dass sich die RBI von mehr als 25 Prozent der Anteile an ihrer polnischen Tochter Polbank trennen könnte. Bisher war mit den polnischen Aufsichtsbehörden vereinbart, dass bis Mitte 2016 rund 15 Prozent der polnischen Bank an die Börse von Warschau gebracht werden. Das war Teil der Vereinbarungen bei der Übernahme. Das könnte nun schneller gehen. Außerdem sei denkbar, 25 Prozent oder mehr zu veräußern. Entscheidungen seien dazu aber noch nicht gefallen, sagte Grüll am Donnerstag in einer Telefonkonferenz.

Raiffeisen hatte die Polbank erst im Jahr 2012 erworben und in der Folge mit ihrer bestehenden Polen-Tochter fusioniert. In polnischen Medien wurde seit einigen Wochen über einen Verkauf der Polbank durch Raiffeisen spekuliert.

2,9 Milliarden an Franken-Krediten

Der Grund: Anders als in Ländern wie Ungarn oder Kroatien sind Fremdwährungskredite in Polen zwar in deutlich geringerem Ausmaß vergeben worden. Doch gerade die Polbank tat sich in der Vergangenheit in diesem Geschäft besonders hervor. Sie hat – trotz zuletzt deutlich gesenkter Kreditraten – immer noch fast 57 Prozent Fremdwährungskredite in den Büchern (Franken und Euro). In absoluten Zahlen sind das laut Raiffeisen 2,9 Milliarden Euro an Franken-Krediten.

Infolge der Entkopplung des Franken vom Euro sind die Frankenkredite nun im ersten Quartal 2015 deutlich teurer geworden. Dementsprechend erhöhten sich die Schulden der polnischen Franken-Kreditnehmer um rund ein Fünftel. Für die Banken bedeutet dies nun ein erhöhtes Risiko von Kreditausfällen. Und auch von Seiten der polnischen Regierung könnte es ungemütlich werden ("Die Presse" berichtete).

Nach Aufsichtsratsberatungen hat die Raiffeisen Bank International Mittwochabend erstmals einen Umfang ihres Redimensionierungsprogramms genannt: 20 Prozent der Bilanzrisiken sollen wegfallen: Zum Teil laufen Geschäfte (Kredite) aus, zum anderen werden unrentable oder nicht-strategische Unternehmensteile abgestoßen oder Sparten beziehungsweise Einheiten abgegeben werden, die zu viel Kapital binden. Details des Abbaus sollen erst am 9. Februar bei Bekanntgabe der vorläufigen Jahreszahlen genannt werden.

"Es gibt keine Notverkäufe"

Grüll sagte, man werde die Maßnahmen in einem geordneten strukturierten Prozess umsetzen. "Es gibt keine Notverkäufe." Man wolle vielmehr auf mittlere Sicht die Kapitalpuffer stärken. Eine neuerliche Aktienkapitalerhöhung stellte der Vorstande heute abermals in Abrede. Dies stehe nicht auf der Tagesordnung. In der internationalen Telefonkonferenz mit mehr als 600 Teilnehmern bekräftigte Grüll, dass es keine Verkaufsgespräche für die russische Tochter gebe. Doch auch das Russlandgeschäft wird um Risikopositionen erleichtert.

Nach spektakulären Kursstürzen der RBI-Aktie in den vergangenen Wochen hat das Papier an der Wiener Börse am Donnerstagfrüh stark zugelegt, bis gegen 11 Uhr lag die Aktie mit rund 10 Prozent im Plus.

(APA)

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