Bank. Um die in Panik geratenen Märkte zu beruhigen, veröffentlichte Raiffeisen Bank International Kapital- und Gewinnzahlen. Die Strategie scheint zu fruchten. Die Aktie schießt nach oben.
Wien. Panik ist ein drastisches Wort. Dennoch trifft es die Stimmung der Investoren hinsichtlich der heimischen Raiffeisen Bank International (RBI) in den vergangenen Tagen ganz gut. Nicht nur, dass die Aktie des Unternehmens allein zwischen Freitag und Mittwoch – vom ohnehin niedrigen Niveau – um gut zwölf Prozent abgerutscht ist. Am Mittwochnachmittag machten zudem Meldungen der Nachrichtenagentur Bloomberg die Runde, wonach Kreditausfallsversicherungen eine 70-prozentige Ausfallswahrscheinlichkeit des Unternehmens in den kommenden fünf Jahren anzeigen würden.
Am Mittwochabend zog das Management daher die Kommunikations-Reißleine und gab ein paar wichtige Zahlen über den Geschäftsverlauf des Vorjahres vorab bekannt. So lag die Kernkapitalquote der Bank per Ende 2014 bei rund zehn Prozent. „Die RBI erfüllt somit sämtliche regulatorischen Kapitalerfordernisse komfortabel. Der Vorstand der RBI stellt klar, dass keine Kapitalerhöhung geplant ist“, heißt es dazu in einer Aussendung. Außerdem gab Raiffeisen International bekannt, dass auch 2014 der Gewinn nach Steuern in Russland über 300 Mio. Euro betragen werde.
Nichtsdestotrotz will die RBI ihr Kapital weiter stärken. Dies soll allerdings über die Aktivseite der Bilanz erfolgen (hat eine Bank weniger Kredite vergeben, steigt bei gleich bleibendem Kapital naturgemäß die Kapitalquote). Mittelfristig sollen die Aktiva daher um 20 Prozent reduziert werden. Ob dies nur über eine geringere Kreditvergabe und den Verkauf einzelner Kreditpakete oder auch über den Verkauf ganzer Ländergesellschaften erfolgen soll, will die RBI jedoch erst bei der Präsentation der vorläufigen Zahlen am 9. Februar sagen. Russland wird von dieser Maßnahme auch betroffen sein. Ein Verkauf der russischen Tochter stehe derzeit jedoch nicht zur Debatte. Allerdings könnte die RBI mehr als 25 Prozent der polnischen Tochter beim für 2016 geplanten Börsengang abgeben.
Kapitalquote bei zehn Prozent
An der Börse wurden diese Nachrichten mit Euphorie aufgenommen. Die Aktie schoss um rund zwölf Prozent nach oben. Vor allem der Umstand, dass die Kapitalquote über zehn Prozent liege, habe positiv überrascht, meinen Thomas Neuhold von Kepler Chevreux und Günter Hohberger von der Erste Group unisono. Beide hatten bisher damit gerechnet, dass die Quote bereits deutlich unter diese Marke gerutscht wäre.
„Die Diskussion über eine Kapitalerhöhung scheint damit vorerst einmal vom Tisch zu sein“, meint Hohberger. Und diese sorgte zuletzt für die größte Verunsicherung auf den Märkten, da es Berechnungen gab, wonach sich die RZB und einzelne Landesbanken ein Mitziehen an einer solchen derzeit schlicht nicht leisten könnten. „Kurzfristig gibt es für die Bank keinen Druck, ihr Kapital auszuweiten“, sagt Neuhold. Entscheidend sei nun allerdings die mittelfristige Umsetzung der angekündigten Maßnahmen.
Schwierig dürfte dabei sein, dass gerade jene Bereiche, die gut verkäuflich seien, zum Kernbereich der RBI zählen, aus dem sie sich nicht zurückziehen will. Ein möglicher Bereich, für den das nicht zutrifft, könnte das Asien-Geschäft sein, meint Neuhold. Dies würde nicht ganz zur Osteuropa-Strategie passen. 2012 hat die Bank bereits innerhalb von fünf Quartalen ihre Aktiva um 18 Prozent reduziert, ohne ganze Töchter zu verkaufen, erinnert Hohberger. Damals gab es allerdings noch mehr Geschäft im Handelsbereich. Diesmal müsste der Schnitt vor allem im Kreditbereich – dem Kerngeschäft der Bank – erfolgen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2015)