Telekom weitet den Sparkurs aus

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Trotz Kapitalerhöhung setzt Telekom-Konzernchef Hannes Ametsreiter auch bei den Töchtern den Rotstift an. Er braucht Geld für den Breitbandausbau.

Wien. Eine Milliarde Euro hat die Kapitalerhöhung im November in die Kassen der Telekom Austria gespült, das Gros kam von Mehrheitseigentümer América Móvil. Für Konzernchef Hannes Ametsreiter ist das freilich kein Grund, die Spendierhosen anzuziehen, obwohl die Telekom nun wieder über eine passable Eigenkapitaldecke verfügt. Zwar hat auch der Heimmarkt 2014 erstmals seit fünf Jahren gedreht, und die operativen Erträge sind wieder gewachsen. Aber neue Mobilfunk-Anbieter dürften den Wettbewerb und damit den Preiskampf erneut anheizen. Und in Osteuropa drücken die Sorgenkinder Kroatien und Bulgarien auf das Geschäft.

Halbe Milliarde für Breitband

Gleichzeitig stehen massive Investitionen an: Die Telekom steckt rund eine halbe Mrd. Euro (davon 400 Mio. Euro aus der Kapitalerhöhung) in den Ausbau des Glasfasernetzes. Im Rahmen dieses größten Infrastrukturprogramms der Unternehmensgeschichte soll schon heuer der Ausbau der vierten Mobilfunkgeneration LTE (die ultraschnelles mobiles Internet ermöglicht) weitgehend abgeschlossen sein.

Außerdem geht es darum, das Rating von Moody's (Baa2) und S&P (BBB) mit dem jeweils stabilen Ausblick zu erhalten. Schließlich erleichtert dies die Investitionsvorhaben.

Deshalb dehnt Ametsreiter das Sparprogramm auf den gesamten Konzern aus, wie die „Presse“ aus Unternehmenskreisen erfuhr. Im Vorjahr wurden gut 100 Mio. Euro eingespart, heuer sollen es mindestens noch einmal so viel sein. Der Telekom-Chef setzt dabei im Gleichschritt mit den Mexikanern, die dem Vernehmen nach jeden Cent umdrehen, nicht auf radikale Schnitte, sondern dreht an allen Schrauben. Dazu zählen etwa auch neue Konditionen bei Lieferanten. Beim Personalabbau setzt man auf natürliche Fluktuation – freie Stellen werden nicht nachbesetzt. So dürfte der Personalstand im Vorjahr wie im Schnitt der vergangenen Jahre um rund 400 Mitarbeiter gesunken sein. In Österreich beschäftigt der Konzern 8800 Mitarbeiter, in der Gruppe 16.000. Die deutliche Personalreduktion in den vergangenen Jahren, vor allem in der von Beamten dominierten Festnetzsparte, belastet die Telekom nach wie vor. Die Rückstellungen für Sozialpläne machen 800 bis 900 Mio. Euro aus.

Auch im Jahresergebnis 2014, das erstmals gemeinsam mit América Móvil am 10. Februar präsentiert wird, hinterlässt die im Juni vorgenommene 400 Mio. Euro schwere Abschreibung für das schwächelnde Bulgarien-Geschäft ihre tiefroten Spuren. Die Analysten der HSBC gehen daher von einem Nettoverlust von 255 Mio. Euro aus. 2013 lag der Gewinn bei 126 Mio. Euro. Für heuer gehen die HSBC-Experten in ihrer jüngsten Einschätzung von einem Gewinn von 208 Mio. Euro aus. Dazu muss die Telekom kräftig zulegen. Das kann nur gelingen, wenn die Wirtschaft und damit die Konsumlust wieder anspringt und Synergieeffekte mit América Móvil voll zum Tragen kommen. Die Dividende für 2014 in Höhe von fünf Cent – in Summe rund 30 Mio. Euro – wird daher aus Gewinnrücklagen ausgeschüttet.

Deutlich besser sieht nach der Kapitalerhöhung die Verschuldung aus: Gemessen am operativen Ergebnis (Ebitda) sank die Nettoverschuldung laut einer Einschätzung von RBC Capital Markets vom knapp Dreifachen auf das 1,8-Fache.

Wird Ametsreiter verlängert?

Ein spannendes Jahr erwartet die Telekom auch, weil ihr zweitgrößter Aktionär, die Staatsholding ÖBIB, gerade umgekrempelt wird. Was auch für die Telekom neue Aufsichtsräte bedeutet. An der Konzernspitze stehen wiederum wichtige Personalentscheidungen an. Zum einen geht es um Ametsreiter: Sein Vertrag läuft bis 31. Dezember 2016 – mit einer Verlängerungsoption um zwei Jahre. Der Aufsichtsrat muss für den Fall, dass diese Option nicht gezogen wird, das mitteilen – und zwar heuer. Ametsreiter selbst hat wiederholt kund getan, dass ihm der Job Spaß macht. Auch der Finanzvorstand ist ein Thema, zumal nach der vorzeitigen Ablöse von Hans Tschuden Siegfried Mayrhofer im Juni 2014 nur für ein Jahr bestellt worden ist. Allgemein wird davon ausgegangen, dass sein Vertrag verlängert wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2015)

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