Raiffeisen verkauft Polen-Geschäft

The logo of Raiffeisen Bank International is reflected in the glass of a branch office in Vienna
The logo of Raiffeisen Bank International is reflected in the glass of a branch office in Vienna(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
  • Drucken

Die Raiffeisen Bank International will ihre Kapitalquote auf zwölf Prozent steigern. Daher zieht sie sich aus Polen, Slowenien und Asien zurück. 2014 gab es einen Verlust von 493 Mio. Euro.

Wohl noch selten wurden vorläufige Zahlen eines österreichischen Unternehmens mit so großer Spannung erwartet wie jene der Raiffeisen Bank International (RBI) für das Jahr 2014. Um den Aktienkurs nicht zu beeinflussen, wurden die Zahlen jedoch erst am Montagabend präsentiert. Wie im Vorfeld erwartet wurde, fand sich im Jahr 2014 erstmals ein tiefrotes Minus in der Bilanz der erfolgsverwöhnten Bank: Unterm Strich – wo im Jahr 2013 noch ein sattes Plus von 557 Mio. Euro gestanden war – musste die Bank im Vorjahr ein Minus von 493 Mio. Euro verbuchen. Die Dividende wird daher ausfallen.

Grund für das Minus waren vor allem die Abschreibungen für notleidende Kredite (non performing loans), die für das gesamte Jahr nun 1,72 Milliarden Euro ausmachten. Da über 600 Millionen Euro davon im vierten Quartal anfielen, drehte sich der bis dahin vorhandene Gewinn von 225 Millionen Euro endgültig in den negativen Bereich. Der Überschuss durch das Zins- und Provisionsgeschäft (sozusagen der Umsatz) der Bank blieb mit 5,38 Milliarden Euro nahezu gleich.

340 Mio. Euro in Russland

Dass der Verlust in Summe nicht höher ausgefallen ist, verdankt die Bank den operativ weiter fließenden Gewinnen in vielen Märkten. So gab das Unternehmen bereits Ende Jänner bekannt, dass in Russland – wo die Verunsicherung über den Geschäftsverlauf aufgrund der Sanktionen am größten war – auch 2014 noch über 300 Mio. Euro verdient wurden. Genauere Zahlen gab es dazu am Montagabend noch nicht. Laut „Presse“-Informationen dürfte diese Zahl aber etwa 340 Mio. Euro betragen haben.

Aber nicht nur die Zahlen sorgten im Vorfeld für gespannte Erwartungen auf dem Kapitalmarkt. Denn für die zukünftige Entwicklung der Bank fast noch wichtiger sind die Details, wie die RBI ihre Aktiva um 20 Prozent reduzieren will. Wie berichtet, gab Raiffeisen bereits Ende Jänner ad hoc bekannt, die risikogewichteten Aktiva „mittelfristig“ um 20 Prozent zu reduzieren. So soll bei gleichbleibendem Kapitalstand die Kapitalquote deutlich ansteigen. Mit dieser Maßnahme will die RBI die Sorgen des Kapitalmarkts zerstreuen, dass eine neue Kapitalerhöhung notwendig sei. Diese wäre beim derzeitigen Kurs schwer möglich. Per Ende 2014 betrug die Kernkapitalquote (Common Equity Tier 1) 10,0 Prozent. Bis 2017 soll sie nun auf zwölf Prozent steigen.
Am Montagabend erklärte die Bank auch, wo genau der Aktiva-Abbau stattfinden soll. Und dabei war auch eine Überraschung enthalten: So wird RBI in Polen nicht nur einen Teil der erst im Jahr 2011 erworbenen Polbank wie mit der polnischen Regierung vereinbart im Jahr 2016 an die Börse bringen. Raiffeisen wird die polnische Tochter sogar vollständig zum Verkauf ausschreiben.

Neben Polen soll in Europa auch das Geschäft in Slowenien vollständig verkauft werden. Dort liebäugelte die Bank schon seit längerem mit einem Rückzug. Gleiches gilt für die Direktbank Zuno, die in Tschechien und der Slowakei aktiv ist. Ebenfalls von „untergeordneter strategischer Bedeutung“ seien die Aktivitäten in Asien und den USA. Diese Geschäftsbereiche wurden durch den Zusammenschluss mit der RZB sozusagen geerbt und passen nicht zur sonstigen Osteuropa-Strategie des Hauses. Hier sollen die Geschäftsaktivitäten bis Ende 2017 (Asien) beziehungsweise 2016 (USA) „signifikant zurückgefahren oder aufgegeben“ werden, hieß es am Montagabend.

26 Milliarden Euro weniger

Keinen Totalrückzug gibt es in den anderen Ländern, allerdings werden auch hier die Aktiva mitunter massiv reduziert. Dies gilt vor allem für die Ukraine, in der das Geschäft durch die politischen Unruhen und die wirtschaftlichen Probleme in der Folge schwer beeinträchtigt ist. So sollen bei der ukrainischen Tochter Bank Aval die Aktiva (vergebene Kredite) um 30 Prozent – von derzeit drei Milliarden Euro – reduziert werden. In absoluten Zahlen noch größer ist die Reduktion im größten Markt Russland, wo die Bank bislang 8,4 Milliarden Euro an Aktiva im Markt hat. Dort soll dieser Wert um 20 Prozent gesenkt werden. In Summe will die RBI bis zum Jahr 2017 das eigene Geschäft um 26 Milliarden Euro schrumpfen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

PK BANK AUSTRIA ´ERGEBNIS 1. HALBJAHR´: CERNKO
International

Bank Austria macht Milliardengewinn

Nach mehr als 1,5 Mrd. Euro Verlust im Jahr 2013 ist die österreichische UniCredit-Tochter im Vorjahr in die Gewinnzone zurückgekehrt.
People are seen in front of a Unicredit bank in Rome
Österreich

UniCredit interessiert sich für polnische Raiffeisen-Tochter

Die Bank Austria-Mutter hat nach einem Rekordverlust im Jahr 2013 im Vorjahr wieder zwei Milliarden Euro Gewinn gemacht.
Österreich

RBI-Chef Sevelda: "Die Panik war künstlich erzeugt"

Laut RBI-Chef Sevelda wurde die Aktie aktiv „runtergeprügelt“. Er bleibt hinsichtlich der Ukraine optimistisch und dankt Erste-Chef Treichl für dessen „Pionierleistung“ in Ungarn.
Österreich

Das 26-Mrd.-Euro-Schrumpfprogramm von Raiffeisen

Zusammen mit dem Verlust von 493 Mio. Euro im Jahr 2014 stellte die Raiffeisen Bank International die Details des Reduktionsprogramms vor.
A woman walks by a Raiffeisen logo painted on the ground in front of an office building in Vienna
Österreich

Raiffeisen: Eine halbe Mrd. Verlust und ein Schrumpfprogramm

Am Montagabend präsentierte Raiffeisen International die vorläufigen Zahlen für das Jahr 2014 und die Details der Aktiva-Reduktion. Verlust wird in der Höhe von rund 500 Mio. Euro erwartet.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.