Die Raiffeisen Bank International will ihre Kapitalquote auf zwölf Prozent steigern. Daher zieht sie sich aus Polen, Slowenien und Asien zurück. 2014 gab es einen Verlust von 493 Mio. Euro.
Wohl noch selten wurden vorläufige Zahlen eines österreichischen Unternehmens mit so großer Spannung erwartet wie jene der Raiffeisen Bank International (RBI) für das Jahr 2014. Um den Aktienkurs nicht zu beeinflussen, wurden die Zahlen jedoch erst am Montagabend präsentiert. Wie im Vorfeld erwartet wurde, fand sich im Jahr 2014 erstmals ein tiefrotes Minus in der Bilanz der erfolgsverwöhnten Bank: Unterm Strich – wo im Jahr 2013 noch ein sattes Plus von 557 Mio. Euro gestanden war – musste die Bank im Vorjahr ein Minus von 493 Mio. Euro verbuchen. Die Dividende wird daher ausfallen.
Grund für das Minus waren vor allem die Abschreibungen für notleidende Kredite (non performing loans), die für das gesamte Jahr nun 1,72 Milliarden Euro ausmachten. Da über 600 Millionen Euro davon im vierten Quartal anfielen, drehte sich der bis dahin vorhandene Gewinn von 225 Millionen Euro endgültig in den negativen Bereich. Der Überschuss durch das Zins- und Provisionsgeschäft (sozusagen der Umsatz) der Bank blieb mit 5,38 Milliarden Euro nahezu gleich.
340 Mio. Euro in Russland
Dass der Verlust in Summe nicht höher ausgefallen ist, verdankt die Bank den operativ weiter fließenden Gewinnen in vielen Märkten. So gab das Unternehmen bereits Ende Jänner bekannt, dass in Russland – wo die Verunsicherung über den Geschäftsverlauf aufgrund der Sanktionen am größten war – auch 2014 noch über 300 Mio. Euro verdient wurden. Genauere Zahlen gab es dazu am Montagabend noch nicht. Laut „Presse“-Informationen dürfte diese Zahl aber etwa 340 Mio. Euro betragen haben.
Aber nicht nur die Zahlen sorgten im Vorfeld für gespannte Erwartungen auf dem Kapitalmarkt. Denn für die zukünftige Entwicklung der Bank fast noch wichtiger sind die Details, wie die RBI ihre Aktiva um 20 Prozent reduzieren will. Wie berichtet, gab Raiffeisen bereits Ende Jänner ad hoc bekannt, die risikogewichteten Aktiva „mittelfristig“ um 20 Prozent zu reduzieren. So soll bei gleichbleibendem Kapitalstand die Kapitalquote deutlich ansteigen. Mit dieser Maßnahme will die RBI die Sorgen des Kapitalmarkts zerstreuen, dass eine neue Kapitalerhöhung notwendig sei. Diese wäre beim derzeitigen Kurs schwer möglich. Per Ende 2014 betrug die Kernkapitalquote (Common Equity Tier 1) 10,0 Prozent. Bis 2017 soll sie nun auf zwölf Prozent steigen.
Am Montagabend erklärte die Bank auch, wo genau der Aktiva-Abbau stattfinden soll. Und dabei war auch eine Überraschung enthalten: So wird RBI in Polen nicht nur einen Teil der erst im Jahr 2011 erworbenen Polbank wie mit der polnischen Regierung vereinbart im Jahr 2016 an die Börse bringen. Raiffeisen wird die polnische Tochter sogar vollständig zum Verkauf ausschreiben.
Neben Polen soll in Europa auch das Geschäft in Slowenien vollständig verkauft werden. Dort liebäugelte die Bank schon seit längerem mit einem Rückzug. Gleiches gilt für die Direktbank Zuno, die in Tschechien und der Slowakei aktiv ist. Ebenfalls von „untergeordneter strategischer Bedeutung“ seien die Aktivitäten in Asien und den USA. Diese Geschäftsbereiche wurden durch den Zusammenschluss mit der RZB sozusagen geerbt und passen nicht zur sonstigen Osteuropa-Strategie des Hauses. Hier sollen die Geschäftsaktivitäten bis Ende 2017 (Asien) beziehungsweise 2016 (USA) „signifikant zurückgefahren oder aufgegeben“ werden, hieß es am Montagabend.
26 Milliarden Euro weniger
Keinen Totalrückzug gibt es in den anderen Ländern, allerdings werden auch hier die Aktiva mitunter massiv reduziert. Dies gilt vor allem für die Ukraine, in der das Geschäft durch die politischen Unruhen und die wirtschaftlichen Probleme in der Folge schwer beeinträchtigt ist. So sollen bei der ukrainischen Tochter Bank Aval die Aktiva (vergebene Kredite) um 30 Prozent – von derzeit drei Milliarden Euro – reduziert werden. In absoluten Zahlen noch größer ist die Reduktion im größten Markt Russland, wo die Bank bislang 8,4 Milliarden Euro an Aktiva im Markt hat. Dort soll dieser Wert um 20 Prozent gesenkt werden. In Summe will die RBI bis zum Jahr 2017 das eigene Geschäft um 26 Milliarden Euro schrumpfen.