"Swiss Leaks": Prominente Österreicher auf der HSBC-Kundenliste

BRITAIN BANKING
BRITAIN BANKING(c) APA/EPA/FACUNDO ARRIZABALAGA (FACUNDO ARRIZABALAGA)
  • Drucken

Unter anderem scheinen die Swarovski-Familie und Martin Schlaff auf der Liste auf. Sie beteuern, alles ordnungsgemäß versteuert zu haben.

399 Kunden mit Österreich-Bezug scheinen auf der Kundenliste der Großbank HSBC in der Schweiz auf, die vor wenigen Tagen von investigativen Journalisten öffentlich gemacht wurde. Da möglicherweise Steuern hinterzogen wurden, will sich auch die österreichische Finanz die Daten besorgen. Ein entsprechendes Amtshilfeersuchen schickt das Finanzministerium am Mittwoch los. "Wir wollen Namen", so der Ministeriumssprecher in Wien. Einige Namen sind freilich schon bekannt: "News", das in Österreich an den "Swiss-Leaks"-Recherchen beteiligt war, nennt in seiner aktuellen Ausgabe mehrere bekannte Österreicher. Die meisten versicherten dem Magazin, alle Steuern ordnungsgemäß bezahlt zu haben. „News“ schreibt, dass prominente Österreicher mit Konten in Verbindung gebracht werden können, die großteils auf Offshore-Firmen beziehungsweise Buchstaben-/Zahlenkombinationen lauteten.

Auf der HSBC-Liste, die ein Ex-Bankmitarbeiter entwendet und 2009 an die französischen Steuerbehörden übergeben hat, finden sich unter anderem zwei Namen aus der Swarovski-Familie. Bei einem, Helmut Swarovski, gehe aus den Daten nicht hervor, um welche Art von Konto es sich gehandelt hat. Auf Anfrage des Magazins hieß es dazu, dass das Konto 2007 eröffnet worden sei, um Einzahlungen für ein geplantes Investment zu tätigen. Das Investment habe im Endeffekt nicht stattgefunden, das Konto sei daher wieder geschlossen worden. Die Kontoeröffnung bei HSBC sei von der Gegenseite verlangt worden. Alles sei stets ordnungsgemäß deklariert worden. Es habe sich nicht um ein Konto im Namen Helmut Swarovkis gehandelt, sondern um eines "seiner Holdinggesellschaft".

In den Unterlagen findet sich laut "News" auch die "Wulfenia Beteiligungs GmbH" als wirtschaftlich Berechtigte eines Kontos mit der Bezeichnung "Katania Enterpise Corp.". Eigentümer der "Wulfenia"-Gesellschaft sei über mehrere Zwischenstufen Gernot Langes-Swarovski, der den Kristallkonzern bis 2002 gelenkt hat. Der Vermögenshöchststand im Zeitraum 2006/07 belief sich laut den Daten auf zehn Millionen US-Dollar, schreibt "News".

Nach Swarovski-Angaben steht die Firma "Wulfenia" aber schon lange nicht mehr in einer Kundenbeziehung mit der HSBC-Bank. Das Magazin zitiert dazu folgende Stellungnahme: "Die Wulfenia Beteiligungs GmbH hat die Geschäftsbeziehung mit der HSBC Private Bank (Suisse), welche auf die Finanzierung eines Hotelprojekts in Kanada ausgerichtet war, im August 2006 mit Verlust beendet. Der Vorgang wurde den Steuerbehörden im Rahmen einer Betriebsprüfung bereits offen gelegt, und es ergaben sich daraus keine Feststellungen, die zu einer Änderung von ergangenen Bescheiden oder eingereichten Steuererklärungen geführt hätten."



Weiters soll laut "News" der Milliardär Martin Schlaff in Zusammenhang mit vier Konten bei der Schweizer Bank stehen: mit einem Nummernkonto und drei Konten mit den Namen "Universal Finanz Holding AG", "Universal Capital Bank" und "UC Financial Limited". Lediglich letzteres Konto dürfte "News" zufolge noch aktiv gewesen sein, wobei Schlaff hier als einer der wirtschaftlich Berechtigten genannt sei. Der Vermögenshöchststand im Zeitraum 2006/07 habe sich auf 7,7 Millionen Dollar belaufen. Ein Schlaff-Sprecher teilte "News" dazu mit, dass die Konten bei der HSBC in Zusammenhang mit den drei Unternehmen gestanden seien, "bei denen Herr Martin Schlaff Organ- beziehungsweise Aktionärsfunktion ausübte. Diese Funktionen wurden den österreichischen Behörden selbstverständlich nie verheimlicht und daraus resultierende Einkünfte ordnungsgemäß in Österreich versteuert."


Eine andere in den HSBC-Daten aufscheinende Person ist laut dem "News"-Bericht Karin Exner-Wöhrer, Mitglied einer bekannten Salzburger Industriellenfamilie und Finanzchefin der Salzburger Aluminium AG. Dem Magazin zufolge scheint Exner-Wöhrer in Zusammenhang mit einem Konto auf, dessen Bezeichnung letztendlich einem Nummernkonto gleichkommen würde. Exner-Wöhrer dazu zu "News": Sie könne mit dieser Kontobezeichnung "gar nichts anfangen". Sie habe kurz ein HSBC-Konto gehabt, dieses aber aufgelöst, da die Bank damals keine Ertragsaufstellung für die Steuererklärung machen habe können. Sie habe alles versteuert.

Auch die in der Schweiz lebende Bankerin Sonja Kohn, eine wichtige Geschäftspartnerin des verurteilten US-Milliardenbetrügers Bernard Madoff, wird in dem "News"-Bericht genannt. Ihr Anwalt Clemens Trauttenberg sagte dem Magazin, dass in Bezug auf das HSBC-Konto - auch steuerlich - alles korrekt gewesen sei.

Ebenfalls auf der Liste findet sich dem Bericht zufolge Gabor Rose, Chef der Modekette Jones, und zwar in Zuasmmenhang mit einem Konto, das im Mai 2002 eröffnet und im Jänner 2004 geschlossen worden sein soll. Rose richtete "News" aus, "kein Interesse" an einer Stellungnahme zu haben.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Stuart Gulliver
International

Auch HSBC-Chef bunkerte Millionen in der Schweiz

Gegen die Tochter der Großbank HSBC wird wegen Geldwäsche ermittelt. Auch Bankchef Stuart Gulliver hatte ein Konto in der Schweiz.
People are seen inside a HSBC Swiss branch of the bank in Geneva
Österreich

SwissLeaks: Hausdurchsuchung bei HSBC in Genf

Der HSBC-Privatbank droht eine Verurteilung wegen mangelnder Vorkehrungen gegen Geldwäsche. Eine Razzia in den Geschäftsräumen wurde durchgeführt.
International

Medien: „Betrug an den Lesern“

Peter Oborne, Chefkommentator des „Telegraph“, trat wegen HSBC-Berichterstattung zurück.
SWITZERLAND HSBC BANK POLICE SEARCH
International

"Swiss Leaks": Verdacht auf schwere Geldwäsche bei HSBC-Tochter

Nach der Veröffentlichung von HSBC-Daten wurde ein Verfahren gegen die Schweizer Bank gestartet. Seit Mittwochfrüh findet eine Razzia statt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.