Head-Ski: Bei der WM top, an der Wiener Börse ein Flop

SKI-WM 2015 IN VAIL/BEAVER CREEK: RTL/DAMEN/FENNINGER (AUT)
SKI-WM 2015 IN VAIL/BEAVER CREEK: RTL/DAMEN/FENNINGER (AUT)(c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
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Nach 15 Jahren verlässt der Skihersteller Head die Wiener Börse. Kleinaktionärsvertreter Rasinger lässt kein gutes Haar an CEO Eliasch: Er habe den Streubesitz "als nützliche Idioten" behandelt.

14 Medaillen erreichte Head bei der heurigen WM in Beaver Creek - mehr als jeder andere Ski-Hersteller. Zu den Head-Fans zählen etwa die Weltmeister Anna Fenninger und Ted Ligety. Weniger Freude hat der Wiener Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger mit dem Skihersteller und seinem Kernaktionär und CEO, dem britischen Geschäftsmann Johan Eliasch. Dieser sie ein Egomane, der Substanz und Gewinn nicht fair mit den Aktionären teilen wollen.

Head verschwindet mit Ende März nach gut 15 Jahren Präsenz vom Handelsparkett. Rasinger: "Das Ganze ist eine für Wien unerfreuliche Börsenstory." Es verlasse einer die Börse, der den Streubesitz "nur als nützliche Idioten behandelt hat". Mit Eliasch hätten die Aktionäre nur verloren, "obwohl sich der Konzern phasenweise gar nicht so schlecht entwickelt hat", so Rasinger. Der Rausschmiss sei "nur ein konsequenter Endpunkt einer unerfreulichen Entwicklung".

Johan Eliasch, geboren 1962 in Schweden, lebt heute in London. Seit 1995 ist Eliasch Chef des Sportartikel-Herstellers Head. Außerdem berät er den konservativen Ex-Außenminister William Hague und gründete die NGO "Cool Earth".

Head wurde vom amerikanischen Flugzeugingenieur Howard Head im Jahr 1950 gegründet, der mit neuen Technologien eine Alternative zum sperrigen Holz-Ski entwarf. In 1990er Jahren war der Sportartikelkonzern kurzzeitig im Besitz der Austria Tabak, bevor diese sie an Eliasch verkaufte.

Kapitalaufstockung misslungen

Der Börsengang der Sport-Aktie war im Herbst 2000 erfolgt. Der Emissionskurs lag damals bei umgerechnet 11,295 Euro, der Erlös 270,6 Millionen Euro. Der Aktienkurs rasselte gleich beim Debüt um rund 20 Prozent nach unten und bewegte sich dann laufend weiter abwärts. Vergangenen Freitag - vor Bekanntwerden des Abschieds von der Wiener Börse - notierte das Papier bei 1,35 Euro, also bei fast einem Zehntel des ursprünglichen Wertes.

Die Wiener Zulassung zum Amtlichen Handel der Head N.V. mit Sitz in Rotterdam ist nun per Ende März widerrufen worden, da das Grundkapital des Unternehmens unter den erforderlichen Schwellenwert gesunken ist. Eine Kapitalaufstockung war zuletzt misslungen. Ende 2014 hatten die Head-Aktionäre die Erhöhung des Nominalwerts der Stammaktien von 1 auf 5 Cent bei ihrer Hauptversammlung in Amsterdam abgelehnt. Mit der Maßnahme hätte eine Bedingung zur Börsennotiz in Wien erfüllt werden sollen. Das Delisting drohte schon länger.

"Leute haben sich von Marke beeindrucken lassen"

Vor dem Börsenstart gehörten Eliasch 96 Prozent der Head-Aktien. Nach dem Börsengang sollte er 45,5 Prozent der Stammaktien halten - und eine Option auf weitere fünf Prozent. Zuletzt waren nur noch 2,95 Prozent der Aktien im Streubesitz. 66,28 Prozent gehören der ECJ Foundation des Firmengründers Eliasch und 30,49 Prozent dem Unternehmen selbst.

"Der Streubesitz stellte das Risikokapital zur Verfügung, erfuhr aber keine adäquate Verzinsung oder Kurssteigerungen", resümiert Rasinger heute. "Die Leute haben sich von der Marke beeindrucken lassen." Der Head-Chef habe "Sympathieträger wie den Ex-Skirennläufer Franz Klammer und den ehemaligen Kanzler Viktor Klima in das Management-Board geholt". Eliasch sei zwar Chef eines Sportartikelkonzerns, aber für ihn sei "Fairness ein Fremdwort".

Entwicklung der Head-Aktie
Entwicklung der Head-AktieWiener Börse

(APA/sk)

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