Ende März waren in Österreich 271.127 Personen auf Jobsuche – um 28,8 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Wien (b.l.). Die Lage auf dem heimischen Arbeitsmarkt hat sich drastisch verschlimmert: Ende März waren 271.127 Personen auf Jobsuche, um 28,8 Prozent mehr als vor einem Jahr. 62.880 weitere Personen sitzen in Schulungen. Im Februar betrug der Anstieg der Arbeitslosigkeit noch 23,7 Prozent.
Die Zahl der Arbeitslosen war im März so hoch wie in den Rekordjahren 2005 und 2006. Zwar ist seither auch die Beschäftigung gestiegen, sodass die Arbeitslosenrate mit 7,5 Prozent noch unter dem damaligen Wert liegt. Doch zeichnete sich vor drei Jahren bereits eine Trendwende auf dem Arbeitsmarkt ab. Eine solche ist derzeit nicht in Sicht.
Glaubt man den Prognosen der heimischen Wirtschaftsforscher, dann klettert die Arbeitslosigkeit heuer und nächstes Jahr um insgesamt 100.000 Personen im Jahresschnitt. Dabei legen die beiden Institute Wifo und IHS aber relativ günstige Konjunkturprognosen zugrunde: Sie rechnen heuer mit einem Schrumpfen der Wirtschaft um 2,7 Prozent (IHS) bzw. 2,2 Prozent (Wifo). Die Schätzungen der OECD sind pessimistischer.
Dass es diesmal schlimmer kommen wird als vor drei Jahren, zeigt auch die wachsende Zahl von Kurzarbeitern: Im April dürfte ihre Zahl um weitere 5180 auf 52.338 ansteigen. Ohne diese Maßnahme wäre ein Teil von ihnen arbeitslos. In Deutschland wird jetzt diskutiert, für jeden Betrieb nicht nur 18, sondern auch 24 Monate Kurzarbeit zu ermöglichen. Sollte das passieren, will Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) auch in Österreich darüber nachdenken.
Frühling bringt etwas Linderung
Der Frühling verschafft dem Arbeitsmarkt indes ein wenig Linderung: Gegenüber Februar ist die Arbeitslosigkeit in Österreich um 30.000 Personen zurückgegangen, vor allem in der Bauwirtschaft. In Deutschland half das nichts mehr: Dort hat sich die Lage so sehr verschlimmert, dass die Zahl der Arbeitslosen von Februar auf März erstmals seit 1928 gestiegen ist.
Doch auch in Österreich geht es der Bauwirtschaft deutlich schlechter als vor einem Jahr: Die Zahl der arbeitslosen Bauarbeiter stieg im Jahresvergleich um 40,8 Prozent oder 11.136 Personen. Experten führen das zum Teil auf den wärmeren Winter des Vorjahres zurück. Der April wird endgültig zeigen, wie schlecht die Lage wirklich ist. Am stärksten ist die Arbeitslosigkeit in der Produktion gewachsen (plus 60,9 Prozent oder 13.272 Personen), gefolgt von der Arbeitskräfteüberlassung. Relativ gut ging es noch in Tourismus (plus 22%) und Handel (18%).
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.04.2009)