Tourismus: Russenflaute im Jänner

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Der Tourismus spürt die EU-Sanktionen und die Rubel-Krise. Die russischen Gäste blieben aus.

Wien. Es ist Winter-Halbzeit. Eine vorläufige Tourismusbilanz der Statistik Austria zeigt, dass die ersten beiden Monate, November und Dezember, positiv ausgefallen sind. Im November gab es um knapp ein Prozent mehr Nächtigungen als im Vorjahr, im Dezember sogar um 1,5 Prozent mehr.

Im Jänner allerdings haben die ausbleibenden Russen ein Loch in die Bilanz gerissen. Der Jänner ist wegen der Weihnachtsferien in Russland ein beliebter Reisemonat. Heuer haben die Nächtigungen russischer Gäste aber um 27,7 Prozent (rund 150.000) auf 391.000 abgenommen. Die Nächtigungen gingen im Jänner insgesamt um 0,3 Prozent zurück.

Urlaub um die Hälfte teurer

Wegen des schwachen Rubels hat sich der Skiurlaub für die Russen im Vergleich zum Vorjahr im Schnitt um etwa 30 Prozent verteuert. Im Dezember, als der Rubel seinen vorläufigen Tiefststand erreicht hatte, waren es für kurze Zeit sogar 50 Prozent. Dazu kommt, dass die Stimmung wegen der EU-Sanktionen gegen Russland derzeit nicht gerade EU-freundlich ist.

So bleibt der russische Mittelstand wegen der explodierten Urlaubskosten lieber zu Hause, wo neue Skigebiete wie Sotschi locken. Die reichen Russen, für die die Verteuerung keine Rolle spielt, bevorzugen manchen österreichischen Hoteliers zufolge die Schweiz. Weil diese als Nicht-EU-Land nichts mit den Sanktionen zu tun hat. Das vorläufige österreichische Winter-Gesamtergebnis (November bis inkl. Jänner) ist trotz Russenschwunds leicht positiv: Die Nächtigungen haben um 0,6 Prozent, 164.700, auf 29 Millionen zugelegt. Aufgefettet haben die Bilanz Nächtigungen aus der Schweiz und Liechtenstein (+3,6 Prozent), aus Großbritannien (+5,8) und Italien (+11,2). Bei den Russen gab es über die drei Monate einen Nächtigungsrückgang von 26,3 Prozent.
Rückläufig waren auch in diesem Winter wieder die Nächtigungen deutscher Gäste. Der für Österreich wichtigste Herkunftsmarkt war in der ersten Hälfte der Wintersaison 2014/15 um ein Prozent auf 11,39 Millionen Nächtigungen (Marktanteil von rund 38 Prozent) rückläufig. Die Niederlande als zweitwichtigster Herkunftsmarkt blieben mit 1,91 Millionen Nächtigungen weitgehend unverändert.
Mehr Österreicher machten diesen Winter Skiurlaub. Die heimischen Nächtigungen sind um 0,8 Prozent auf 6,88 Millionen gestiegen. Die Zahl der Urlaubstage sinkt allerdings weiter, bei in- wie ausländischen Gästen. Das zeigt sich am Verhältnis der Ankünfte zu den Nächtigungen. Im Jänner betrug die durchschnittliche Aufenthaltsdauer vier Nächte, im Jänner 2014 waren es noch 4,5. Bei den Unterkünften erfreuten sich die Vier- und Fünfsternehotels sowie die gewerblichen Ferienwohnungen des größten Zuwachses. (es)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2015)

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