Bilanzputz kostet Erste 1,4 Mrd. Euro

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Die Abschreibung der Töchter in Rumänien und Kroatien reißt die Erste Bank 2014 tief in den roten Bereich. Heuer werde es „sicher wieder ein positives Ergebnis geben“, so Erste-Chef Treichl.

Wien. Die Bank Austria hat vorgemacht, wie es geht. Für das Jahr 2013 vermeldete das Institut einen Rekordverlust von 1,5 Mrd. Euro, weil es Firmenwerte abschrieb und hohe Kreditrisken in die Bücher aufnahm. Ein Jahr später wurde der Bilanzputz belohnt: Vor zwei Wochen konnte die UniCredit-Tochter einen satten Gewinn von 1,4 Mrd. Euro ausweisen.

Mit einem Jahr Verzögerung holte nun auch Erste-Bank-Chef Andreas Treichl den Besen hervor und führte eine Grundreinigung in der Bilanz durch: Für knapp eine Milliarde Euro wurden die Firmenwerte in Rumänien und Kroatien vollständig abgeschrieben. Hinzu kamen Wertberichtigungen für notleidende Kredite in Höhe von 2,16 Mrd. Euro. Dies und zusätzliche Einmaleffekte wie die Zwangskonvertierung der Franken-Kredite in Ungarn sorgten dafür, dass sich das mit 3,1 Mrd. Euro nahezu gleich gebliebene Betriebsergebnis unter dem Strich in ein Minus von 1,44 Mrd. Euro wandelte.

Keine Dividende für 2014

„Wir liegen damit am unteren Ende der im Vorjahr genannten Spanne“, so Treichl bei der Präsentation der Zahlen am Freitag. Dass es den teuren Bilanzputz mit einem Verlust von bis zu 1,6 Mrd. Euro geben werde, hatte die Bank bereits im Juli 2014 bekannt gegeben. Da die Erste-Aktie bereits damals um knapp 15 Prozent nachgegeben hatte, hielt sich der Schock für die Anleger am Freitag in Grenzen. Auch dass die Dividende für 2014 ausfallen wird, war keine Überraschung mehr.

Treichl versuchte daher lieber Optimismus für die nähere Zukunft zu versprühen. Die Bank habe nun die Zeit der wirtschaftlichen Unsicherheit beendet. „Unser Ausblick für 2015, 2016 und 2017 ist, dass es keine bösen Überraschungen mehr geben wird“, so Treichl. Und: „Das Ergebnis wird 2015 sicher wieder positiv sein.“

Dazu soll neben dem größten Ertragsbringer Tschechien heuer auch wieder die rumänische Tochter beitragen. In Ungarn – wo 2014 abermals ein Verlust von 330 Mio. Euro hingenommen werden musste – soll das Ergebnis im Jahr 2016 die schwarzen Zahlen erreichen. Möglich wird dies durch die deutliche Senkung der Bankensteuer. Die Steuer wird auch deshalb von der Regierung gesenkt, weil die Erste Bank bereit ist, eine Minderheitsbeteiligung an ihrer ungarischen Tochter an den Staat abzugeben. Ein Deal, den Treichl nicht als „Kuhhandel“ bezeichnet haben will. „Es ist unsere Aufgabe, in allen Ländern dafür zu sorgen, dass wir erfolgreich arbeiten können.“ Details, etwa ob die Beteiligung des Staates zeitlich begrenzt bleibt, könne man jedoch erst im Sommer nennen, da die Verhandlungen noch laufen. Operativ werde die Regierung jedoch nichts zu sagen haben.

Grundsätzlich sieht Treichl das Bankwesen in den kommenden Jahren aber unter zweifachem Druck: Einerseits würden die Staaten mittels Bankensteuern oder den verpflichtenden Zahlungen an den EU-Insolvenzfonds die Gewinne abschöpfen. Bei der Ersten werde dieser Posten heuer um 100 Mio. auf 360 Mio. Euro ansteigen.

Treichl: Kapital reicht aus

Auf der anderen Seite gebe es bei den Regulatoren die Ambition, die vorgeschriebenen Kapitalquoten immer weiter zu erhöhen – eine Vorgehensweise, für die Treichl nur wenig Verständnis aufbringt. „Wir haben im Sommer 2013 eine Vereinbarung mit der heimischen Aufsicht getroffen, dass wir per Ende 2014 eine Kernkapitalquote von zehn Prozent haben müssen. Das haben wir erreicht. Es gibt überhaupt keine Veranlassung, warum die Quote im Jahr 2016 oder 2017 höher sein sollte als 2012 oder 2013. Dass die Regulatoren meine Logik nicht immer teilen, ist eine andere Sache.“

Zudem werde der Margendruck für die Institute höher. Etwa, weil Staatsanleihen kaum mehr Erträge abwerfen. Dies werde auch für die Erste zunehmend ein Thema, da sie ein „Portfolio an Staatsanleihen im Ausmaß von 30 Mrd. Euro in den Büchern“ hat. Dennoch wolle man keine Anleihen an die EZB verkaufen, da die Verzinsung der gehaltenen Papiere immer noch höher ist als jene, die derzeit auf dem Markt verfügbar sind. Die Wiederveranlagung der frei werdenden Gelder sei jedoch zunehmend ein Problem. „Wir brauchen eigentlich ein überproportionales Kreditwachstum“, so Treichl. Das bringe aber auch wieder die Gefahr steigender Risikokosten. (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2015)

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