Die vier Phasen der Arbeitssucht

Der Weg in die Arbeitssucht mit gesundheitlichen Problemen verläuft schleichend – über mehrere Jahre.

Laut Barbara Schleicher, Expertin von Gesundheit Österreich, ist Arbeitssucht ein schleichender Prozess, der oft harmlos beginne. Erst viel später treten gravierende gesundheitliche Probleme auf. Schleicher sieht hier vier Phasen:

Beginnphase: Die Arbeit wird immer wichtiger. Stress und Hektik führen zu Hoch- und Glücksgefühlen. Die eigenen Interessen, Freunde, Familie und Partnerschaft verlieren an Bedeutung.

Kritische Phase: Workaholics denken auch in der Freizeit und im Urlaub besonders viel an die Arbeit. Sie bearbeiten ständig ihre E-Mails. Die Betroffenen finden immer neue Rechtfertigungen für ihren überdurchschnittlichen Einsatz. „Ich mache das wirklich gern.“ „Ich habe doch genug Zeit.“ „Ich kenne mich da am besten aus.“

Es wird beschönigt und bagatellisiert. Laut Schleicher treten in dieser Phase erste gesundheitliche Probleme auf– wie Erschöpfungszustände, Bluthochdruck, Schlafstörungen.

Chronische Phase: Hier übernehmen Arbeitssüchtige immer mehr Aufgaben. Sie können nicht mehr Nein sagen. Die Betroffenen greifen zu Aufputschmitteln, um die Last bewältigen zu können.

In dieser Phase können Depressionen, Angstzustände, Herz-Kreislauf-Störungen, Burn-out und Nervenzusammenbrüche auftreten.
Endphase: „In der Endphase setzt meistens ein Leistungsknick ein. Dies hängt mit einer verlangsamten Wahrnehmung und mit Konzentrationsstörungen zusammen“, sagt Schleicher von Gesundheit Österreich. Häufig werden schwerste Depressionen im Zusammenhang mit Burn-out diagnostiziert. Im schlimmsten Fall kann es zum frühzeitigen Tod (Herzinfarkt, Schlaganfall) und zu Suizidversuchen kommen.

Mehr Informationen zum Thema Arbeitssucht gibt es im Internet unter www.arbeitssucht.de. Die Homepage stammt von anonymen Arbeitssüchtigen – einer Selbsthilfegruppe für Menschen mit Arbeitsproblemen oder Arbeitssucht. In Österreich gibt es laut der Homepage vier Selbsthilfegruppen – davon drei in Niederösterreich (in Herzogenburg, in Krems und in Lilienfeld) und eine in Wien. Das Zwölf-Schritte-Programm der anonymen Arbeitssüchtigen entstand in Anlehnung an das Programm der anonymen Alkoholiker. Diese zwölf Schritte sind nicht für jeden geeignet, weil darin der Glaube und Gott eine wichtige Rolle spielen. Eine Teilnahme bei den Gruppentreffen ersetzt keine ärztliche oder psychotherapeutische Behandlung.

Anders als bei den anonymen Arbeitssüchtigen ist in Österreich die Vermischung von Psychotherapie mit esoterischen Methoden oder religiösen und spirituellen Heilslehren verboten. Laut Gesundheitsministerium ist Psychotherapie ein wissenschaftlich anerkanntes Heilverfahren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.