Frauen am Arbeitsmarkt: Karriereknick nach Karenz

Das Gleichstellungspotenzial ist in Vorarlberg am höchsten.
Das Gleichstellungspotenzial ist in Vorarlberg am höchsten. WIFO/AMS
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Ein vom Wifo entwickelter Index zeigt auf, wo es auf dem Arbeitsmarkt mit der Geschlechtergleichstellung hapert.

Rechtzeitig vor dem Weltfrauentag präsentierte das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) einen neuen "Gleichstellungsindex Arbeitsmarkt", den es im Auftrag des AMS entwickelt hat. Zur Präsentation geladen waren ausschließlich Journalistinnen. Das sei nicht von vornherein so gewollt gewesen, beeilte sich AMS-Vorstand Johannes Kopf zu betonen. Man habe gezielt Medienleute einladen wollen, von denen man wisse, dass sie sich mit dem Thema Geschlechtergleichstellung am Arbeitsmarkt befassen. Und fand beim Stöbern in den Archiven – was für ein Zufall – ausschließlich von Frauen verfasste Artikel.

Aber worum geht es bei diesem Index? Er zeigt anhand von 30 Indikatoren, wie es um die Gleichstellung der Geschlechter bei Arbeit und Einkommen sowie an den „Schnittstellen zum Arbeitsmarkt“ – Bildung und Familie – bestellt ist. Dargestellt wird der Index so, dass der jeweilige Indexwert für Männer mit hundert angesetzt und der Wert für Frauen in Prozent davon angegeben wird.

Gefälle zwischen Wien und anderen Ländern

Bei einem Indexwert von 100 für beide Geschlechter wäre Gleichstellung gegeben. Von solchen egalitären Zuständen sind wir in Österreich weit entfernt: Im Bundesländer-Durchschnitt und quer über alle Kriterien erreichen Frauen 71 Prozent des Männer-Indexwerts. Es gibt also noch reichlich Gleichstellungspotenzial am Arbeitsmarkt, wie es Julia Bock-Schappelwein, eine der Studienautorinnen, ausdrückt. Auffällig ist das Gefälle zwischen Wien und den übrigen Bundesländern: Die Bundeshauptstadt bringt es immerhin auf einen Frauen-Indexwert von 81 Prozent, die übrigen Bundesländer halten sich innerhalb von zehn Prozentpunkten (Vorarlberg: 63, Kärnten: 73 Prozent).

Im Teilbereich „Arbeit“ gibt es die größten Unterschiede bei der Arbeitszeit und bei den beruflichen Positionen: Frauen arbeiten viel öfter Teilzeit und nehmen seltener Führungspositionen ein. Dafür sind sie allerdings in den meisten Bundesländern seltener arbeitslos. Was wohl vor allem daran liegt, dass Saisonarbeitslosigkeit häufiger Männer betrifft - Stichwort Baubranche. Aber auch von Altersarbeitslosigkeit sind Männer schon allein durch das höhere Pensionsalter stärker betroffen.

Beim Einkommen erreichen Frauen im Österreich-Schnitt 67 Prozent des Indexwerts der Männer. Auch hier schneidet Wien mit 83 Prozent am besten ab, Niederösterreich liegt mit nur 68 Prozent auf Rang zwei.

Eindeutig die Nase vorn haben Frauen dagegen beim Kriterium Bildung – hier liegt ihr Indexwert in allen Bundesländern über 100, in Wien sogar bei 130 Prozent. Der Österreich-Schnitt beträgt immerhin 118. Geht man mehr ins Detail, stellt man allerdings fest, dass die Bildungssituation der Frauen sehr heterogen ist. Es gibt zwar mehr hochqualifizierte weibliche Arbeitskräfte, aber auch mehr mit besonders niedriger beruflicher Qualifikation.

Karriereknick nach Karenz

An der Schnittstelle Familie und Arbeitsmarkt sind die Ungleichheiten am größten: Österreichweit erreichen Frauen hier nur einen Indexwert von 40 und kommen selbst in Wien nur auf 49 Prozent. Vor allem liegt das daran, dass Männer nach wie vor nur selten einen Teil der Elternkarenz übernehmen. Außerdem verdienen Frauen nach der Karenz häufig weniger als vorher – durch Teilzeitarbeit und weil sie oft eigens deshalb auf Jobs wechseln, für die sie überqualifiziert sind.

Der Index sei „ein Instrument, das anzeigt, wo Handlungsbedarf besteht“, sagte Studienautorin Bock-Schappelwein. In zwei Jahren soll die Studie wiederholt werden, „hoffentlich sehen wir dann Verbesserungen“. Man werde daran aber auch erkennen „wo nichts weitergegangen ist“.

(cka)

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