Stellenabbau: Die letzten Näherinnen von Triumph

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Wäschehersteller Triumph schließt das letzte Werk in Österreich und streicht 210 Stellen. Heute arbeiten 7200 Personen in der Bekleidungsindustrie. Es waren einst 40.000.

Wien. Mit der heimischen Bekleidungsproduktion geht es weiter bergab. Der Schweizer Wäschehersteller Triumph gab am Montag bekannt, dass Ende dieses Jahres das Nähzentrum im burgenländischen Oberwart geschlossen wird. 210 Mitarbeiter verlieren ihren Job.

Auch in der Österreich-Zentrale in Wiener Neustadt gehen Arbeitsplätze verloren, dort soll in Zukunft nur mehr die Vorproduktion für die Marke Sloggi (Zuschnitt, Rohmateriallager) stattfinden. Wie viele Mitarbeiter von den Rationalisierungen in Wiener Neustadt betroffen sind, teilte Triumph nicht mit.

Die Gewerkschaften PRO-GE und GPA-djp sprachen am Montag von weiteren 210 Beschäftigten. Diese Zahl sei bei Gesprächen mit dem Management genannt worden. 170 davon würden in produktionsnahen Bereichen gestrichen, weitere 40 sollen der Restrukturierung der Triumph-Shops zum Opfer fallen. Derzeit gibt es in Österreich 90 Triumph-Filialen.

Abwanderung abgeschlossen

Damit ist der Abbau der österreichischen Produktionsstandorte von Triumph nahezu abgeschlossen. 2010 wurde das Werk in Hartberg (Stmk) mit 300 Beschäftigten zugesperrt. 2013 schloss Triumph die Standorte in Aspang (NÖ) und Oberpullendorf (Bgld) – 350 Jobs gingen verloren.

Mit diesen Schließungen beschleunigt der weltgrößte Wäschehersteller mit rund 33.000 Mitarbeitern in 50 Ländern und einem Umsatz von 1,8 Mrd. Euro 2013 eine Entwicklung, die bereits in den 1950er-Jahren eingesetzt hat: die Abwanderung der Textil- und Bekleidungproduktion aus Europa in Billiglohnländer. Laut dem Fachverband hat sich hierzulande die Zahl der Beschäftigten in der Bekleidungsindustrie seit 1973 von 40.000 auf 7200 dezimiert. Heute gibt es 143 Produzenten in Österreich. Die meisten sind laut Fachverband Spezialisten, die in Nischen wie bei Trachten oder der Berufsbekleidung tätig sind.

Die einzigen Alleinstellungsmerkmale der heimischen Produktion gegenüber Billigketten sind Qualität und Innovationen. „Für ein gewöhnliches T-Shirt zahlt sich die Produktion in Österreich sicher nicht aus“, sagt Eva-Maria Strasser, Leiterin der Berufsgruppe Bekleidungsindustrie in der Wirtschaftskammer. Ein Vorteil der heimischen Produktion seien die kurzen Lieferzeiten, sagt sie. Wer auf Qualität und Innovation setzt, muss aber investieren. Bei Triumph gingen die Investitionen 2013 weltweit zurück: Waren es 2012 145,6 Mio. Euro, wurden 2013 nur noch 58 Mio. Euro investiert. Die Zahl der Mitarbeiter verringerte sich durch Werkschließungen von 36.570 auf 33.100.

Probleme mit Ware aus China

Auch in Ungarn wird bei Triumph rationalisiert: Der einzige Produktionsstandort in Dunaújváros mit 412 Arbeitsplätzen wird ebenfalls bis Ende 2015 geschlossen. Portugal ist somit der letzte verbliebene Produktionsstandort von Triumph in Europa.

Produziert wird längst in Marokko, China, Vietnam, Thailand und Indien. Die Billigproduktion hat offensichtlich ihren Preis. Zuletzt klagten Händler in der Fachzeitschrift „Textilwirtschaft“ über Auslieferungs- und Qualitätsprobleme.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2015)

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