Auch 2015 wird für Lenzing schwierig

(c) Lenzing AG Markus Renner
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Das Unternehmen wird trotz Verlusts im Vorjahr eine Dividende ausschütten.

Wien. Der Textilfaserhersteller Lenzing stimmt seine Aktionäre auf ein weiteres schwieriges Jahr ein. Grund dafür seien die weiter sinkenden Preise für Viskosefasern, die Lenzing für den Einsatz in hochwertiger Bettwäsche, Unterwäsche und Sportbekleidung herstellt. Hier sei mittelfristig keine nachhaltige Besserung zu erwarten, erklärte das Unternehmen am Dienstag.

Ob die Firma angesichts des Preisverfalls heuer Gewinn schreiben wird, ließ man offen. Man wolle heuer wieder in die Gewinnzone zurück, „das ist unser Bestreben“, sagte Finanzvorstand Thomas Riegler. Ob das gelinge, sei aber vom Markt abhängig, hieß es. An der Börse gab die Lenzing-Aktie daraufhin bis zu knapp sechs Prozent nach.

Größeres Sparprogramm

Die niedrigen Faserpreise machen dem Unternehmen bereits seit Jahren zu schaffen: Grund dafür sind zum einen hohe Baumwolllager-Bestände, die den Preis für Baumwolle und damit auch jenen für Viskose drücken. Hinzu kam im Vorjahr der deutliche Rückgang des Ölpreises, der auch die Polyesterfaserpreise purzeln lässt. Um gegenzusteuern, hatte Lenzing das laufende Sparprogramm vor wenigen Monaten verschärft und will konzernweit über 800 Stellen streichen. Bis 2016 sollen die Kosten um jährlich 160 Millionen Euro unter dem Niveau von 2013 liegen.

Weitere Stellenstreichungen seien nicht auszuschließen, sagte der scheidende Firmenchef, Peter Untersperger, am Dienstag. „Wenn man sparen muss, dann ist es richtig, ordentlich zuzulangen.“ In Österreich sollen heuer bis zu 250 Stellen abgebaut werden.

Verlust wegen Abschreibungen

Das von Untersperger entworfene Sparprogramm trug im vergangenen Jahr erste Früchte. Das operative Ergebnis (EBITDA) stieg um 24 Prozent auf 240 Millionen Euro. Unter dem Strich führten allerdings Firmenwertabschreibungen zu einem Verlust von 14,2 Millionen Euro nach einem Gewinn von 31 Millionen Euro im Jahr davor. Die Aktionäre sollen dennoch eine Dividende von einem Euro nach 1,75 Euro im Jahr davor erhalten.

Wie in der Vorwoche bekannt wurde, wird Untersperger sein Mandat am 31.Mai 2015 vorzeitig zurücklegen. Sein Vertrag wäre noch bis Ende März 2016 gelaufen. Untersperger hatte bereits am vergangenen Freitag betont, dass er das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlasse. Es sei an der Zeit, nach 30 Jahren bei Lenzing etwas Neues zu wagen.

Was er künftig beruflich machen werde, wisse er aber noch nicht. Der Vorjahresverlust sei ebenso wenig der Grund für seinen Rückzug wie das Jobabbauprogramm, bekräftigte er. Sein Nachfolger wird Stefan Doboczky.

Der aus Kärnten stammende Doboczky arbeitet seit 1998 beim holländischen Chemiekonzern Royal DSM, derzeit ist er dort als Vorstandsmitglied für die strategische Neuausrichtung der globalen Pharma-Aktivitäten, den Bereich Corporate Operations & Responsible Care sowie die konzernweite Wachstumsagenda auf den asiatischen Märkten zuständig.

Im Herbst 2014 zählte Lenzing weltweit über 6150 Beschäftigte, davon rund 2950 in Österreich. Der Umsatz sank im Vorjahr durch den Verkauf der Business Unit Plastics von 1,91 auf 1,86 Milliarden Euro, sonst hätte er um fünf Millionen Euro zugelegt. Die Netto-Finanzverschuldung konnte von 504,7 auf 449,5 Millionen Euro gesenkt werden. (Reuters/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2015)

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