Tourismuszone: "Sonntag ist den Wienern heilig"

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96 Prozent der Beschäftigten wollen laut einer Abstimmung der Gewerkschaft am Sonntag nicht arbeiten. Für den GPA-Vorsitzenden Katzian ist damit die Diskussion beendet.

Die Wiener Handelsbeschäftigten haben einer möglichen Sonntagsöffnung eine klare Absage erteilt. In einer von der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp), durchgeführten Urabstimmung äußerten 95,9 Prozent ihre Ablehnung. Sie antworteten auf die Frage "Wollen Sie persönlich am Sonntag arbeiten?" mit "Nein", wie die Gewerkschaft am Donnerstag bekanntgab. An der postalisch durchgeführten Anstimmung nahmen laut IFES 23,2 Prozent der Wiener Handelsangestellten teil. Zuvor hatten sich bei einer Befragung der Unternehmer 72,6 Prozent - wobei hier nicht nur die Handelsbetriebe mitvotieren konnten - für eine Aufsperrerlaubnis in Tourismuszonen ausgesprochen.

"Das Ergebnis ist eindeutig", stellte der Vorsitzende der GPA-djp, Wolfgang Katzian klar. Und er befand: "Ich denke, das ist ein Zeichen, dass wir die Diskussion um eine Sonntagsöffnung beenden sollten." Gesprächen mit der Arbeitgeberseite will er sich nicht per se verschließen. Vonseiten der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer gebe es derzeit noch keine Aufforderung zu Gesprächen - weder zu Tourismuszonen noch zu einer Sonntagsöffnung beim Song Contest im Mai, berichtete Katzian.

Für die Wiener Wirtschaftskammer komme das Ergebnis der Urabstimmung wegen der "unvollständigen und tendenziösen Fragestellung" nicht überraschend, hieß es am Donnerstag in einer Aussendung der WKW. . Die Wirtschaftskammer kündigte an, Gespräche mit der Gewerkschaft nun zu "intensivieren", um eine Umsetzung von Tourismuszonen doch noch zu ermöglichen.

Gewerkschaft: "PR-Gag" der Kammer

Er mutmaßte, dass die Wiener Handelsunternehmen gar nicht so "erpicht" auf eine Sonntagöffnung seien wie die Spitze der Wiener Wirtschaftskammer. Er verwies dazu unter anderem auf Aussagen des Wiener Handelsobmanns Erwin Pellet, der im APA-Gespräch Skepsis geäußert hatte. Auch bei der Fußball-EM habe es das Offenhalten der Geschäfte "nicht wirklich gebracht", gab der Spartenchef zu bedenken. Katzian wies darauf hin, dass man nicht wisse, was der Handel eigentlich wolle. Man erfahre derzeit alles nur aus den Medien. Katzian deutete an, dass man sich eine Sonntagsöffnung beim Song Contest schon eher vorstellen könnte - auch wenn die Zeit dafür bereits sehr knapp werde, wie er zu bedenken gab.

Die Regionalgeschäftsführerin der GPA-djp, Barbara Teiber, bezeichnete die Bestrebungen der Wirtschaftskammer in Sachen Tourismuszonen als "PR-Gag". Sollte es wider Erwarten doch noch zu Verhandlungen kommen, die die Gewerkschaft als Fleißaufgabe sähe, wäre der Preis für etwaige Zustimmungen ein sehr, sehr hoher, fügte Teiber hinzu. Wobei auch eine höhere Abgeltung und mehr Zeitausgleich für Sonntagsarbeit bei den Handelsangestellten laut einer IFES-Umfrage wenig Zustimmung fände. "Der Sonntag ist den Wienern schon heilig", so Teiber.

Die erneute Debatte um eine Sonntagsöffnung war vergangenes Jahr von der Wirtschaftskammer Wien (WKW) initiiert worden. Erst am Mittwoch dieser Woche präsentierte die Wiener Wirtschaftskammer eine Studie, wonach neben der City auch die Innere Mariahilfer Straße und das Areal um Schönbrunn für eine Aufsperrerlaubnis am Sonntag geeignet seien.

Die Einrichtung solcher Zonen müsste Landeshauptmann Michael Häupl (SPÖ) verordnen. Er hat jedoch stets betont, dass eine Sozialpartnereinigung dafür Voraussetzung wäre.

(APA)

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