Wie ein Hypo-Kapitalloch zugedeckt wurde

General view of the headquarters of defunct Austrian lender Hypo Alpe Adria  in Klagenfurt
General view of the headquarters of defunct Austrian lender Hypo Alpe Adria in Klagenfurt(c) REUTERS
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Die Kapitallücke, die das Heta-Zahlungsmoratorium ausgelöst hat, hätte bei seriöser Bilanzierung schon 2012 aufgedeckt werden müssen, sagen Experten. Der Finanzminister hätte dann sofort reagieren müssen.

Wien. Das angeblich überraschende Kapitalloch bei der Hypo-Abbaugesellschaft Heta, das Anfang März das Zahlungsmoratorium für die Abbaugesellschaft der Hypo Alpe Adria ausgelöst hat, ist nicht plötzlich entstanden und hat auch nicht nur mit dem kurzen Abwicklungshorizont von zwei Jahren zu tun: Es hätte eigentlich schon seit Jahren in den Bilanzen der Hypo Alpe Adria dargestellt werden müssen.

Diese These vertreten der Wiener Rechtsanwalt Bernd Taucher (Graf Patsch Taucher Rechtsanwälte) und der Wirtschaftsprüfer Manfred Biegler im Gespräch mit der „Presse“. Wie berichtet hat eine Asset Quality Review in der Heta Anfang März ergeben, dass der Abwertungsbedarf für das „Vermögen“ der Heta nicht, wie budgetiert, vier, sondern 8,7 Mrd. Euro beträgt. Abzüglich des noch vorhandenen Eigenkapitals von 1,1 Mrd. Euro hätte sich also eine zu füllende Kapitallücke von 7,6 Mrd. Euro ergeben – weshalb Finanzminister Hans Jörg Schelling die Notbremse zog und ein Zahlungsmoratorium verhängte.

Der Grund für den stark erhöhten Fehlbetrag: In der Abbaugesellschaft müssen die Vermögenswerte zu Zerschlagungswerten bilanziert werden, die deutlich unter jenen liegen, die bei einer Fortführung der Bank eingesetzt werden könnten. Allerdings: Die Abbaubank Heta ist nicht einfach aus dem Nichts im vorigen Herbst entstanden. Schon kurz nach der Hypo-Notverstaatlichung hat die Kärntner Bank im Jahr 2010 eine interne Abbaueinheit – sozusagen eine bankinterne Bad Bank – geschaffen. In die wurden bankintern nach und nach die faulen Assets transferiert. Und zwar zügig: 2012 war schon ein Drittel der Bilanzsumme dieser internen Abbaueinheit zugeordnet. 2013 umfasste die interne Bad Bank bereits zwei Drittel der Bilanzsumme.

Der Vorwurf von Taucher und Biegler ist gravierend: Wäre dieses zum Abbau bestimmte Volumen seriöserweise damals schon zu Zerschlagungswerten taxiert worden, hätte man den Korrekturbedarf von 8,7 Mrd. Euro spätestens in der Bilanz 2013 sehen können. Und nicht erst im Frühling 2015.

Allerdings seien in der Hypo nach 2010 auch jene Vermögenswerte, die intern schon zum Abbau vorgesehen waren, noch so bilanziert worden, als wären sie eine ganz normale Bank. Also „Going concern“ statt „Gone concern“, wie die Wirtschaftsprüfer sagen.

Das hat nicht nur die Hypo-Bilanz schöner aussehen lassen, als sie tatsächlich war. Sondern auch dem Staat ein paar Milliarden an Kapitaleinschüssen in die marode Bank erspart. Und war deshalb vielleicht nicht ganz ungewollt. Denn eine Bank hat Mindestkapitalerfordernisse, ein Abbauvehikel wie die Heta nicht.

Jedenfalls haarig wird es im März 2014: Da wurde die Hypo-Abwicklung über eine Bad Bank beschlossen und der Öffentlichkeit kommuniziert. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte also auch die Umstellung auf Zerschlagungswerte erfolgen müssen, meinen die beiden Experten – und nicht erst im März 2015, als die Heta schon ein halbes Jahr alt war. Das Kapitalloch ist also nicht plötzlich aufgetaucht, man wollte es wegen des damit verbundenen Handlungsbedarfs vorher nur nicht sehen. (ju)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2015)

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