Arbeitsmarkt: Sind Zuwanderer ein Problem?

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THEMENBILD: ARBEITSMARKTSERVICE AMS / ARBEITSLOSENZAHLEN /ARBEITSLOSE(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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Immer mehr Zuwanderer kommen zum Arbeiten nach Österreich. Denn die Löhne sind hier noch immer viel höher als etwa in Osteuropa. Gleichzeitig erhöhte sich zuletzt auch die Arbeitslosigkeit bei Ausländern stark.

Wien. Auch mehr als 25 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs gibt es zwischen Österreich und den benachbarten Ländern in Osteuropa noch immer ein drastisches Lohngefälle. Dies zeigen Daten der europäischen Statistikbehörde, die am Montag veröffentlicht wurden. Im Vorjahr lagen in Österreich die durchschnittlichen Arbeitskosten bei 31,5 Euro pro Stunde.

Im benachbarten Ungarn sind es nur 7,3 Euro und in der Slowakei 9,7 Euro. Selbst im krisengeschüttelten Griechenland sind die Arbeitskosten mit 14,6 Euro pro Stunde höher als in den meisten Ländern in Osteuropa. Arbeitskosten setzen sich aus Löhnen und Gehältern sowie Lohnnebenkosten wie etwa den Sozialversicherungsbeiträgen zusammen. Im EU-Vergleich sind in Österreich die Lohnnebenkosten mit 26,2 Prozent besonders hoch. In Deutschland liegen die Lohnnebenkosten bei 22,3 Prozent. In Ungarn sind es 23,2 Prozent.

Das hohe Lohnniveau in Österreich hat Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. So meinte jüngst Arbeitsmarktservice-Chef Johannes Kopf, dass sich Österreich derzeit mit weniger Zuwanderung leichter täte. Die Zuwanderer würden zwar den Österreichern keine Jobs wegnehmen, sie würden aber schlechter ausgebildete Ausländer verdrängen.

Mittelfristig sieht Kopf für Österreich durch die Zuwanderung aber Vorteile. Die „Presse“ hat sich dazu die Zahl von der Statistik Austria angesehen. Seit dem Krisenjahr 2009 ist die Zahl der Erwerbstätigen mit ausländischer Staatsangehörigkeit von 399.600 auf 522.200Personen gestiegen. Ihr Anteil an allen Erwerbstätigen erhöhte sich von zehn Prozent auf 12,7 Prozent.

Viele ausländische Arbeitslose

Unterschiedliche Angaben gibt es über arbeitslose Ausländer. Laut Statistik Austria lag deren Anteil zuletzt bei 11,2 Prozent. Das Arbeitsmarktservice, das eine andere Berechnungsmethode als die Statistik Austria verwendet, verfügt dagegen über wesentlich dramatischere Zahlen. Demnach gab es im Februar 2015 in Österreich 397.589 vorgemerkte Arbeitslose (ohne Schulungsteilnehmer). Davon stammten 105.833 Personen aus dem Ausland – 26,6 Prozent. Im Jahresvergleich ist die Zahl der ausländischen Arbeitslosen um 20,5 Prozent gestiegen. Diese Woche wird das AMS die Arbeitslosen für März 2015 bekannt geben. Es ist zu erwarten, dass der negative Trend bei arbeitslosen Ausländern anhält.

Allerdings ist bei den Zuwanderern zu bedenken: Die größte Ausländergruppe sind die Deutschen. Vor 20 Jahren lebten 20.000 Deutsche in Österreich, mittlerweile sind es über 160.000. Zuletzt zogen über 15.000 Deutsche pro Jahr nach Österreich. Neben den Ausländern mit einem dauerhaften Wohnsitz in Österreich gibt es auch viele Zuwanderer, die nach Österreich pendeln. Zuletzt hatten über 105.000 Beschäftigte in Österreich keinen Hauptwohnsitz. Rund ein Drittel der Pendler kommt aus Deutschland, ein weiteres Drittel aus Ungarn, gefolgt von der Slowakei und Slowenien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2015)

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