AUA: "Sie sind ein Versager, Herr Michaelis" - Vorstand entlastet

Andreas Bierwirth, Peter Malanik, Peter Michaelis
Andreas Bierwirth, Peter Malanik, Peter Michaelis(c) AP (Ronald Zak)
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Nachlese der AUA-Hauptversammlung: Aktionäre attackierten sowohl Ex-Vorstand Alfred Ötsch als auch den Chef des Aufsichtsrats, Peter Michaelis. Die Vorwürfe reichten von Feigheit bis Totalversagen.

DiePresse.com berichtete live von der vorverlegten AUA-Hauptversammlung. Einige Aktionäre stellten durchaus emotionale Fragen an Vorstände und Aufsichtrat. Hier die Nachlese.

++15.April: Nachtrag++

Vorstand dank ÖIAG entlastet

Wie erwartet wurde der Vorstand auf der Hauptversammlung entlastet. Bei der entscheidenden Abstimmung über Ötsch präsent waren 129 Aktionäre, die vertraten 47,88 Mio. Aktien. Für die Entlastung des geschassten Vorstandschefs stimmten 42,87 Millionen Aktien, das waren 89,5 Prozent. Gegen die Entlastung von Ötsch waren 10,45 Prozent. Allein 41,56 Prozent der Stimmen wurden allerdings von der ÖIAG vertreten.

++17:55 Uhr++

"Es ist Wahnsinn, was Sie da machen"

Investor Rupert-Heinrich Staller versucht durchaus emotional, mehr Informationen über die Abwertungen der Flugzuge herauszufinden - konkret, warum sie erst 2008 vorgenommen wurden. Denn der Marktwert der Maschinen sei schon 2006 unter dem Buchwert gelegen. Der Vorstand verweist aber nur auf die aufgestelle Bilanz und die dort angeführten Wertminderungen.

++17:00 Uhr: Lagebericht++

Von den Anfangs 435 Aktionären sind noch in etwa 100 bei der Hauptversammlung anwesend. Nach Mittag setzte die große Heimreisewelle ein. Die Abstimmung, die nach den Zusatzfragen der Aktionäre anberaumt ist, dürfte somit wohl keinen Knalleffekt bringen. Denn die ÖIAG hat mit ihrem Anteil von 41,56 Prozent einen gewaltiges Stimmrecht und sonst sind einfach kaum mehr Aktionäre anwesend.

++16:25 Uhr++

Businessplan wurde nicht regelmäßig aktualisiert

Vorstand Bierwirth betonte, dass der Businessplan der AUA nicht regelmäßig angepasst wurde - auch nicht, als etwa die Treibstoffpreise wieder sinken. Allerdings sei in allen Aussendungen an Aktionäre auf die "Sensitivität" der Pläne hingewiesen worden.

++16:04 Uhr++

360 Piloten haben alte Vertäge

800 Stunden pro Jahr müssen Piloten der AUA fliegen, sie erhalten 60 Prozent ihres letzten Bezugs als Firmenpension und diese wird ihnen mit 36 Monatsbezügen versüßt. Diese sehr großzügigen Regelungen gelten für die 360 Piloten der AUA mit "alten Verträgen".

Die AUA beschäftigt bei rund 8.000 Mitarbeitern rund 160 Führungskräfte der 2. bis 4. Ebene (ab 20 Menschen Führungsverantwortung). Diese verdienen 4.700 bis 5.000 Euro monatlich.

++15:57 Uhr++

Lufthansa kauft wegen Ost-Geschäft

Auf die Frage eines Aktionärs, ob das Ost-Geschäft der AUA durch die Lufthansa gefährdet sei, antwortete der Vorstand, dass das "Focus East-Program" der Lufthansa nicht gefährdet ist. Für die Lufthansa sei aber das gute Ost-Netz der AUA ein wichtiges Kaufargument.

++15:36 Uhr++

Schadenersatzforderung gegen Ötsch möglich

Selbst wenn die Hauptversammlung Ex-Vorstand Alfred Ötsch entlastet, kann die AUA Schadenersatzforderungen gegen ihn einbringen. Konkret geht es um den Vorwurf, Ötsch habe den Investor Al Jaber über die Lage des Unternehmens getäuscht. Das Verfahren zwischen Al Jaber und der AUA ist noch im Gange.

++15:03 Uhr++

"Unfassbarer Eiertanz"

Mehrere Kleinanleger schossen sich auf die ihrer Meinung nach viel zu spät vorgenommenen Wertberichtigungen für Flugzeuge ein. Angeblich hätte laut Business-Plan jedes Jahr wesentlich mehr Risiko eingeplant werden müssen. Einige Aktionäre vermuten daher, dass bis inklusive 2007 die Jahresbilanzen durch zu hohe Bewertungen künstlich verschönert wurden.

++14:27 Uhr++

Entlastung nur bei Bonusverzicht

Ein Kleinaktionär forderte die anderen Anteilseigner auf, den Aufsichtsratspräsidenten Peter Michaelis erst zu entlasten, wenn dieser auf seine Bonuszahlungen verzichtet.

++13:56 Uhr++

"Wir haben an Osteuropa geglaubt"

Peter Malanik nahm zu der umstrittenen Aussage von Ex-Chef Alfred Ötsch Stellung, dass die AUA saniert sei. Malanik selbst betonte, dass der Vorstand an das Osteuropa-Geschäft geglaubt hat und gerade die Flugverbindungen in den Osten das wichtigste Asset der AUA sei.

++13:45 Uhr++

Michaelis: Politik wollte Stand-Alone

Aufsichtsratspräsident Peter Michaelis verteidigte sich gegen den Vorwurf, er habe der Politik zu lange erzählt, was diese hören wollte. Denn er selbst war bis zur Entscheidung für die Privatisierung überzeugt, mit einem Partner wie etwa dem Scheich Al Jaber oder ganz alleine bestehen zu können.

Er bestätigte außerdem, dass er seine 5.000 AUA-Aktien noch habe - und dass er sie in das Übernahmeangebot der Lufthansa übertragen werde.

++13:30 Uhr++

"Hedging schützt nicht vor Marktbewegungen"

Vorstand Andreas Bierwirth reagiert auf eine Anfrage zu den Sicherungsgeschäften zum Treibstoffpreis: Hedging schütze nicht vor unerwarteten Marktbewegungen. Im konkreten Fall soll die AUA im Sommer Kurssicherungen gegen noch steigende Kerosinpreise vorgenommen haben. Der Preis fiel aber bis zum Jahresende. Bierwirth verglich es mit einer Feuerversicherung - denn da hoffe man auch, dass sie nicht leisten muss.

++13:00 Uhr++

Aufsichtratschef Michaelis kündigt eine getrennte Abstimmung an: Ex-Chef Alfred Ötsch und Ex-Finanzvorstand Thomas Kleibl sollen einzeln entlastet (oder auch nicht) werden, getrennt vom Rest des Vorstands. Michaelis gibt damit dem Druck vieler Aktionäre nach, die eine Gesamtabstimmung ablehnten.

++12:50 Uhr++

"Vor Karl-Heinz Grasser feig zu sein ist schlimm"

Rechtsanwalt Georg Vetter forderte Peter Michaelis auf, die Abfertigung für Alfred Ötsch auf den Tisch zu legen. Außerdem erinnerte er daran, dass die Aktionäre seit drei Jahren über die Privatisierung - während der Aufsichtsrat aber nur zusah. Denn "die Politik wollte genau das hören - dass es die AUA auch allein schafft".

In die selbe Kerbe schlug auch Rupert-Heinrich Staller: Er warf Vorstand und Aufsichtsrat Feigheit vor. Und vor dem ehemaligen Finanzminister Karl Heinz Grasser feig zu sein sei besonders schlimm.

"Herr Michaelis, Sie sind ein Versager für dieses Unternehmen. Ich weiß, dass das klagswürdig ist, aber den Nachweis bringe ich Ihnen locker", griff er den Chef des Aufsichtsrats an. "Sie sitzen hier auf gepolstertem Leder, aber Sie sollten diese Fragen eigentlich auf hartem Holz beantworten." Außerdem bezeichnete er die Abfertigung für Alfred Ötsch als obszön, während die Mitarbeiter auf Gehaltsteile verzichten müssen.

++12:15 Uhr++

Ein Privataktionär bekrittelt die Bilanzierung der AUA. Denn seiner Meinung nach müssten vor allem die Flugzeuge noch schlechter bewertet werden - der Jahresverlust wäre also noch höher.

++11:55 Uhr++

"Siemens ist keine Fluglinie"

Der größte Einzelaktionär der AUA, John McGough hingegen verteidigte den Aufsichtrat. Er bedauerte, dass Alfred Ötsch nicht persönlich zur Hauptversammlung erschienen ist - es gäbe ausreichend Fragen an ihn. Etwa, warum die AUA 19 Bereichsleiter hat, wo doch sechs bis acht reichen würde.

Auch McGough kritisierte die vielen Siemens-Mitarbeiter, die zur AUA gewechselt sind - denn Siemens sei keine Fluglinie. Er forderte, sie gegen "Airlinier" zu ersetzen.

Zur Abfertigung von Herrn Ötsch sagte McGogh nur: "Wenn es ein Euro war, war es schon zu viel". Daher sollte der amtierende Vorstand in einer eigenen Abstimmung entlastet werden.

++11:43 Uhr++

Rasinger: Ötsch war Provokation

Nach dem Bericht von Aufsichtrat und Vorstand steht nun die Entlastung des Vorstands für 2008. Davor haben die Aktionäre aber noch die Möglichkeit, Fragen an die Verantwortlichen zu stellen.

Aktionärsvertreter Wilhelm Rasinger eröffnet die Fragerunde mit einem Angriff auf Ex-Vorstand Alfred Ötsch: "Alfred Ötsch ist der personifizierte Misserfolg. Ein guter Tennispartner und passt zu Schicki-Micki-Veranstaltungen. Aber der liebe Fredi war der falsche Mann - sein öffentliches Auftreten war eine Provokation."

Außerdem fragte er, wie viele Mitarbeiter mit Ötsch vom Siemens-Konzern zur AUA gewechselt sind - und wie hoch deren Entlohnung war. Das Lufthansa-Angebot von 4,49 Euro je Aktie hält er - wenig überraschend - für zu niedrig.

++11:15 Uhr++

"2008 war ein erfolgreiches Jahr"

Der zweite Vorstand, Andreas Bierwirth, sieht 2008 durchaus als erfolgreiches Jahr. Denn die AUA ist etwa weltweit eine der besten Fluglinien hinsichtlich Pünktlichkeit und verlässlicher Gepäcklogistik. Außerdem wurde der Umsatz gesteigert und das Streckennetz optimiert.

Die Stärke am Markt habe aber dennoch nicht gereicht, um ein positives Jahresergebnis zu erreichen.

"500 Millionen vom Staat sind keine Beihilfe"

Die halbe Milliarde Euro "Mitgift" der Republik Österreich für die AUA im Rahmen des Verkaufs an die AUA sei keine Beihilfe, sondern eine wirtschaftlich sinnvolle Unterstützung. Auch jeder private Eigentümer hätte so gehandelt, ist der Vorstand überzeugt. Daher hofft er, dass es auch die EU-Kommission so sieht und den Verkauf bis zum Sommer 2009 genehmigt.

++11:05 Uhr++

Golden Handshake für Alfred Ötsch

Obwohl sich die AUA von ihrem ehmaligen Chef, Alfred Ötsch, einvernehmlich trennte, waren die "finanziellen Konditionen seines Ausscheidens" in etwa so, als ob Ötsch noch sechs Monate im Amt geblieben wäre. Aufsichtsrats-Chef Peter Michaelis gab bekannt, dass Ötsch sowohl seine Abfertigung als auch eine Auflösungsentschädigung erhalten hat. Genaue Beträge wollte er aber nicht offenlegen. Es sei außerdem kein Geheimnis, dass es auch Spannungen innerhalb des Vorstands und auch zwischen Alfred Ötsch und dem Aufsichtsrat gegeben hat. Der Vertrag von Ötsch wäre bis März 2011 gelaufen.

Vorverlegung der Hauptversammlung nötig

Am 19. Februar wurde der Verlust der AUA publiziert, daher wurde gemäß Aktiengesetz die Hauptversammlung von Mai auf heute, 14. April, vorverlegt. Die Versammlung ist gut besucht: Im Vorfeld wurden rund 55 Prozent aller am Grundkapital beteiligten Aktien hinterlegt. Konkret sind 435 Aktionäre anwesend, die Hauptversammlung ist also beschlussfähig.

Luftfahrt als Fiebermesser

Vorstand Peter Malanik eröffnete seinen Bericht mit einem Verweis auf die wirtschaftliche Lage der Welt. Denn die Luftfahrt sei eine Art Fiebermesser und daher vom allgemeinen Konjunkturrückgang besonders getroffen. Außerdem verdoppelte sich der Treibstoffpreis bis zur Jahresmitte 2008, um sich bis zum Jahresende wieder auf ein Viertel des Höchststandes zu reduzieren.

Vorzeichen auf Sturm

Die Vorzeichen ließen eine turbulente Hauptversammlung der AUA vermuten: Der Verkauf an die Lufthansa steht unmittelbar bevor und das letzte Jahr im Alleinflug brachte einen Rekordverlust von fast 430 Millionen Euro. Einige Aktionäre wollen den Vorstand nicht entlasten. Dieser wurde übrigens 2008 fast doppelt so hoch entlohnt wie 2007.

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