Die Heta als Bock für alle Sünden

(c) Reuters
  • Drucken

In Deutschland wird die Heta-Abwicklung als Grund für das Straucheln deutscher Banken gesehen. Das Schicksal der DüssHyp zeigt, auf welch dünnem Eis man auch ohne Hypo spazierte.

Wien. Anschuldigungen gegen Österreich aufgrund des Anfang März erfolgten Zahlungsmoratoriums der Hypo-Abwicklungsgesellschaft Heta gehörten bei deutschen und anderen internationalen Gläubigern zuletzt fast zum guten Ton.

Bei genauerem Hinsehen freilich zeigt sich, dass manche Bank einen derart riskanten Kurs gefahren ist, dass drohende Abschreibungen relativ geringer Heta-Verluste bereits einen möglichen Zusammenbruch befürchten ließen. Zumindest bei der Düsseldorfer Hypothekenbank AG (DüssHyp) drohte das dünne Eis schnell zu brechen. Und zwar teils dadurch, dass die Derivatebörse Eurex eine Nachschussaufforderung (Margin Call) an die Bank sandte, wie die Agentur Bloomberg mit Verweis auf informierte Kreise berichtet.

7,1 Mrd. Euro Heta-Anleihen

Die Eurex habe DüssHyp aufgefordert, zusätzliche Sicherheiten zu stellen, da der deutschen Bank Abschreibungen auf die Heta-Anleihen im Volumen von 348 Mio. Euro drohten, berichten mit dem Vorgang vertraute Personen.

Das durch die Heta-Verluste geschmälerte Kapital sowie der zusätzliche Sicherheiten-Bedarf zwangen die Hypothekenbank, die umfangreiche Swaps in ihren Büchern stehen hatte, um eine Rettung nachzusuchen, hieß es weiter. Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) erwarb die vor allem in der Staatsfinanzierung tätige Bank von der US-Private-Equity-Gesellschaft Lone Star Funds.

Von Lars Hofer, Sprecher des BdB, und DüssHyp-Sprecherin Barbara Hugo-Dilworth war keine Stellungnahme zu erhalten. Auch Frank Herkenhoff, Sprecher der Eurex-Mutter Deutsche Börse AG, wollte sich nicht dazu äußern.

Die Abwicklung der Heta, bei der als erster die neuen EU-Abwicklungsrichtlinien angewendet werden, hat bei deutschen und österreichischen Banken Finanzlücken gerissen. In Summe liegt das deutsche Heta-Engagement laut Bundesbank bei 7,1 Mrd. Euro.

Das Risiko mit Risikolosem

Im konkreten Fall der DüssHyp, die schon 2008 vor dem Absturz hatte gerettet werden müssen, mussten nun wegen des österreichischen Zahlungsmoratoriums Abschreibungen auf die Heta-Position erwogen werden, die sogar größer als das Kernkapital der Bank war.

Das harte Kernkapital lag laut Halbjahresbericht per Ende Juni gerade einmal bei 233 Mio. Euro, die Bilanzsumme bei 10,9 Mrd. Euro. Demgegenüber beliefen sich die Swaps auf einen Nominalwert von 13,8 Mrd. Euro, die zur Risikoabsicherung genutzt wurden, so die Bank.

Dieses Derivateportfolio „ist natürlich ziemlich signifikant, weil es mehr ist als die Bilanzsumme, und das ist ziemlich unüblich für eine Bank mit so einem einfachen Geschäftsmodell“, sagte Patrick Rioual, Kredit-Analyst bei Fitch Ratings. Das sei großteils ein Erbe der Vergangenheit, da die Bank vor der Krise alles Mögliche in vielen Ländern gezeichnet und ihre Risken mit Swaps abgesichert habe.

Die DüssHyp hat 6,4 Mrd. Euro Kredite an öffentliche Körperschaften in ihren Büchern stehen. Diese gelten allerdings als risikolos. Der Rest der Aktiva hingegen, und zwar die risikogewichteten, belaufen sich nur auf zwei Mrd. Euro, womit ihre Kapitalquote zwar das von der Aufsichtsbehörde geforderte Minimum von 11,6 Prozent erreicht, aber eben doch nur die oben erwähnten 233 Mio. Euro ausmacht.

„Meiner Ansicht nach war das der Weckruf für alle Regulierer weltweit, Staatsschuldtitel nicht als risikofrei zu betrachten“, sagte Felix Hufeld, Präsident der deutschen Finanzmarktaufsicht BaFin, dieser Tage. Investoren bewerten mittlerweile die 1,3 Billionen Euro an Anleihen mit staatlichen Garantien im Euroraum neu. (Bloomberg/est)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.04.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.