US-Präsident Obama stellt seine Landsleute auf eine lange Flaute ein.
Washington/New York (sr). Es gibt wohl kaum jemanden, dem nachgesagt wird, Optimismus so gut verbreiten zu können, wie Barack Obama. Als der US-Präsident am Dienstagabend in Washington vor das Mikrofon trat, war allerdings das Gegenteil der Fall. In einer Rede an der Georgetown University stellte er das US-Volk auf weitere Jahre des wirtschaftlichen Leidens ein. Der Kampf gegen die Krise werde „in vielen Jahren noch nicht beendet sein“.
Innerhalb weniger Minuten, nachdem Obama diese Sätze gesprochen hatte, sackte der wichtigste Börseindex Dow Jones in New York um ein Prozent ab. Zuletzt hatte man vermehrt optimistische Stimmen gehört, die ein baldiges Ende der Rezession erwarteten. Ihnen wurde mit der Warnung des Präsidenten eine gehörige Absage erteilt. Zwar würde man langsam, aber sicher „ein Licht am Ende des Tunnels sehen“, sagte Obama. „Über den Berg“ sei man aber „noch lange nicht“.
Damit nährte der Präsident Spekulationen, wonach die für die kommenden Tage erwarteten Quartalsergebnisse der größten US-Banken schlechter als erwartet ausfallen könnten. Die Regierung überprüft derzeit die Überlebensfähigkeit der Institute und hat Einblick in die Bilanzen. Allgemein wurde zuletzt vorhergesagt, dass Banken wie Citigroup oder Bank of America erstmals seit Ende 2007 wieder Gewinne bekanntgeben könnten.
Für weitere Verunsicherung sorgten am Mittwoch deutlich schwächere Konsumdaten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.04.2009)