Felderer widerspricht Krugman: Pleite-Gefahr "nahezu null"

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Der Vorsitzende des Staatsschulden-Ausschusses glaubt nicht an die Gefahr eines Staatsbankrotts. US-Ökonom Krugman mache den "üblichen Fehler" und nehme ganz Osteuropa "als einen Block".

Der Vorsitzende des Staatsschuldenausschusses, Bernhard Felderer, glaubt nicht an das Krisenszenario, das US-Starökonom Paul Krugman für Österreich entworfen hat. Er sehe die Gefahr eines Staatsbankrotts bei "nahezu null", sagte der Chef des Instituts für höhere Studien (IHS) in der "Zeit im Bild 2" Mittwochabend.

Krugman mache "den üblichen Fehler", indem er ganz Osteuropa "als einen Block nimmt". Man könne etwa Tschechien und die Slowakei nicht mit der Ukraine und Rumänien vergleichen. Felderer verwies außerdem darauf, dass Krugman selbst angegeben habe, die Zahlen für Österreich nicht durchgerechnet zu haben.

Auch die Finanzmarktaufsicht (FMA) wies am Mittwochabend Krugmans Aussage, Österreich sei wegen der Verlustrisiken der Banken in Osteuropa ein heißer Pleitekandidat. Krugman übersehe, was die heimischen Kreditinstitute in CEE wirklich an Risiko draußen hätten, sagte FMA-Vorstand Helmut Ettl.

Auch FMA gegen Krugman-Analyse

Den pessimistischsten Schätzungen zufolge betrage das Kreditausfallsrisiko im Osten 15 bis 30 Mrd. Euro. Außerdem hätten die Austro-Banken im Osten keine toxischen Papiere platziert, erklärte Ettls Vorstandskollege Kurt Pribil. Der Großteil der Kredite sei zudem mit Einlagen finanziert.

"Krugman ist ein ausgezeichneter Analytiker des Globalen. Wahrscheinlich hatte er aber ein bisschen wenig Zeit, sich um die Details zu kümmern", sagte Ettl. Würden die 15 bis 30 Mrd. Euro wirklich schlagend, "kommen wir auf eine Staatsverschuldungsquote von 67 bis 70 Prozent". Ende des Vorjahres betrug die Staatsverschuldung Österreichs 62,5 Prozent des BIP.

n Osteuropa gebe es drei Ländergruppen: Staaten wie Slowenien, Slowakei, Polen oder Tschechien würde eine "normale Rezession" widerfahren. "Dort sind 60 bis 65 Prozent des österreichischen Bankenobligos", so Ettl. Länder der zweiten Gruppe (etwa Rumänien, Kroatien oder Serbien) hätten internationale Hilfen bekommen und würden "in keiner Weise zusammenbrechen". Ein Problem, vor allem ein politisches, gebe es im Wesentlichen nur in der Ukraine. "Alles das ist nicht zu Herrn Krugman vorgedrungen", urteilte Ettl.

Auch VP-Vizekanzler Josef Pröll hatte die Aussagen des Bankenpreisträgers der Nobelpreiskommission als "falsch und standortschädlich" zurückgewiesen.

Krugman bekräftigte indes seine Aussagen zu Österreich in seinem Blog in der Online-Ausagbe der "New York Times". Jeder wisse, dass ein ernstes Risiko für Österreich bestehe. Zwar sei die Lage nicht so schlimm wie in Island oder Irland. Nach diesen beiden Ländern sei Österreich aber der Staat mit dem höchsten Risiko durch die Wirtschaftskrise.

(Ag./Red.)

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