Raiffeisen: Rote Zahlen im grünen Reich

(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
  • Drucken

Die Probleme bei Raiffeisen in Osteuropa schlagen nun auch voll in den Bilanzen einzelner Landesbanken durch. Der RLB NÖ-Wien beschert das einen Verlust in dreistelliger Millionenhöhe.

Wien. Eigentlich hätte die Bilanzpräsentation der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien ja erst Ende April stattfinden sollen – so wie jedes Jahr. Denn erst Ende April sind die endgültige Bilanz erstellt und der Geschäftsbericht geschrieben. „Nach jeder Präsentation von Zahlen der Raiffeisenbank International oder der Raiffeisen Zentralbank gibt es bei uns jedoch viele Anfragen, was das für uns bedeutet“, so RLB-NÖ-Wien-Chef Klaus Buchleitner am Montag. Und für allgemeine Nervosität gab es dabei in jüngster Zeit genügend Anlassfälle. So musste erst vergangenen Donnerstag die RZB vermelden, dass es im Vorjahr einen Verlust von 323,3 Mio. Euro gegeben hat. „Daher haben wir uns entschieden, unsere Bilanzpräsentation vorzuziehen“, so Buchleitner weiter.

Operativ sei man mit dem abgelaufenen Jahr eigentlich „sehr zufrieden“ gewesen, meint der RLB-Chef. Allerdings sei man mit einem Anteil von 34,7 Prozent auch der Haupteigentümer der Raiffeisen Zentralbank (RZB). Und diese ist ja zu 60 Prozent an der Raiffeisenbank International (RBI) beteiligt, die aufgrund der wirtschaftlichen Probleme in Osteuropa – vor allem in der Ukraine – zuletzt den ersten Verlust der Firmengeschichte vermelden musste. Ein Verlust, der sich über den Umweg der RZB auch voll in der konsolidierten Konzernbilanz der RLB NÖ-Wien niederschlägt.

Sonderabschreibung für RZB

„Der negative Ergebnisbeitrag von RZB und RBI liegt bei mehr als 200 Mio. Euro“, sagt Buchleitner. Unter dem Strich ergab sich so ein Verlust von 272,9 Mio. Euro für die RLB NÖ-Wien, nachdem im Vorjahr an dieser Stelle noch ein Plus von 144,9 Mio. Euro gestanden war. „Die Verluste der Raiffeisen Bank International sind dadurch natürlich nicht noch einmal entstanden“, so Buchleitner. Sie müssten aber anteilig in die eigenen Bücher übernommen werden. Hinzu komme dann noch eine Sonderabschreibung (Impairment) auf den RZB-Anteil in Höhe von 70 Mio. Euro. Der gesamte Anteil wird von der RLB zurzeit noch mit 1,7 Mrd. Euro bewertet.

In der Einzelbetrachtung habe die RLB hingegen noch einen Gewinn von 72,9 Mio. Euro erzielt. Dies, obwohl es infolge des europäischen Stresstests einen negativen Einmaleffekt von 30 Mio. Euro gegeben habe. Allerdings ist auch in dieser Zahl eine ganze Menge RBI enthalten – und zwar in Form der Dividende für das Jahr 2013. Diese habe etwa 70 Mio. Euro betragen. Ein Betrag, auf den die RLB in nächster Zeit verzichten wird müssen, da die RBI für 2014 und für heuer aller Voraussicht nach keine Dividende zahlen wird.
„Wir müssen die Auswirkungen abfedern und sind auch zuversichtlich, dass wir ohne Dividende der RBI in der Bank wieder ein positives Einzelergebnis haben werden“, zeigt sich Buchleitner optimistisch. Dafür müsste jedoch das bereits im Vorjahr gestartete Sparprogramm weitergeführt werden. So seien etwa die Personalkosten durch die Nicht-Nachbesetzung natürlicher Abgänge um 13,5 Prozent gesenkt worden.

Fusion ist „kein Thema“

Die verschlechterte Situation beim ehemaligen Ertragsbringer RBI wird aber nicht nur auf die RLB NÖ-Wien den Druck erhöhen. Die meisten anderen Landesbanken konsolidieren zwar ihre Anteile an der Osteuropa-Tochter nicht, haben sich in den vergangenen Jahren aber an den stetigen Dividenden-Strom aus dem Osten gewöhnt, der nun ausbleibt. Daher wurde zuletzt wieder verstärkt über eine mögliche Fusion von Landesbanken diskutiert, um Synergien zu heben. Für Buchleitner ist das „derzeit kein Thema“. Stattdessen solle „jeder für sich seine Strukturen verschlanken“.

Zusätzlich sollen Synergien gehoben werden, indem verschiedene Services von mehreren Landesbanken gemeinsam genutzt werden. „Dafür braucht man aber nicht gleich zusammengehen.“ Ein Beispiel dafür sei die IT, die künftig im gesamten Sektor vereinheitlicht werden soll. Niederösterreich und Oberösterreich seien in diesem Bereich bereits Vorreiter. Die IT-Systeme der beiden Landesbanken wurden bereits 2014 zusammengelegt. Langfristig könne das Einsparungen im dreistelligen Millionenbereich bringen, ist Buchleitner überzeugt.

Aber nicht nur der Bankenbereich der RLB NÖ-Wien wurde von den Problemen bei der Raiffeisen-Osteuropa-Tochter kalt erwischt. Auch die gesamte Holding, in der die Industrie- und Medienbeteiligungen gebündelt sind, musste einen Verlust von 264,4 Mio. Euro verbuchen. Bei dieser gab es mit einer Sonderabschreibung für die Mühlengruppe Leipnik-Lundenburger in Höhe von 61 Mio. Euro für einen bevorstehenden Umbau einen weiteren Verlustbringer. „Das hat auch die positiven Erträge aus dem Industriebereich wieder wettgemacht“, so Buchleitner. (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.04.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreich

RBI: Auch 2015 könnte rot werden

Die bereits angekündigte Neustrukturierung werde Raiffeisen International heuer 550 Mio. Euro kosten, sagt das Management. Unter dem Strich „kann das Ergebnis daher negativ ausfallen“.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.