Immobilien: Conwert bleibt Übernahmekandidat

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Die Deutsche Wohnen ist mit der Conwert-Übernahme gescheitert, die Aktie fiel, ein starker Kursrutsch blieb aus. Analysten meinen, dass andere Investoren Interesse zeigen könnten.

Wien. 11,50 pro Aktie waren den Conwert-Aktionären nicht genug. Am Mittwochabend musste die Deutsche Wohnen einräumen, dass sie mit ihrem Vorhaben gescheitert ist, 50 Prozent plus eine Aktie der österreichischen Immobiliengesellschaft zu erwerben. Damit kommt die Übernahme nicht zustande.

Einen neuen Anlauf wird die Deutsche Wohnen vorerst nicht unternehmen. Man könne sich selbst nach der laut Übernahmegesetz vorgeschriebenen einjährigen Sperrfrist nicht vorstellen, noch einmal für die Conwert zu bieten, teilte die Deutsche Wohnen mit.

Aktionäre gelassen

Konzernchef Michael Zahn erklärte, die Conwert sei für sein Unternehmen eine Option gewesen, aber „kein strategisches Asset“. Das Angebot sei von vielen Spekulationen begleitet gewesen, gerade mit Blick auf den Aktienkurs. „Wir müssen leider feststellen, dass diese Spekulationswelle unsere sachlichen Argumente verdrängt hat.“

Zuvor hatte die Deutsche Wohnen kräftig die Werbetrommel gerührt und in Zeitungsinseraten versucht, die Aktionäre zum Verkauf zu bewegen. Nachbessern wollte man jedoch nicht. Der Preis sei fair. Das hatten auch die Großaktionäre Hans Peter Haselsteiner sowie die Familie Ehlerding so gesehen, die zu diesem Preis verkaufen wollten. Die beiden halten zusammen rund 30 Prozent.
Andere Aktionäre, darunter Klaus Umek von Petrus Advisers, hielten den Preis von 11,50 Euro dagegen für zu niedrig. Allerdings lag der Kurs der Conwert zuvor mehr als drei Jahre lang nicht über diesem Wert, erst das Angebot der Deutsche Wohnen hatte ihn darüber steigen lassen.

Die Aktionäre beider Gesellschaften reagierten am Donnerstag gelassen. Die Aktie der Deutsche Wohnen lag am Nachmittag in einem schwachen Umfeld leicht im Minus. Die Commerzbank bleibt bei ihrer Kaufempfehlung und dem Kursziel von 28 Euro für das Papier, das zuletzt um 24,7 Euro gehandelt wurde: Am Anlagehintergrund ändere dieser Misserfolg nichts, meinten die Analysten. Es sei positiv, dass die Deutsche Wohnen ihr Angebot nicht über 11,50 Euro hinaus erhöht habe, da dieser Preis fair gewesen sei. Die Kosten der gescheiterten Übernahme dürften den Nettovermögenswert nur leicht verwässern.
Die Aktie der Conwert gab um etwa zwei Prozent nach und rutschte damit knapp unter den Angebotspreis der Deutschen Wohnen. Der von vielen befürchtete Kursrutsch blieb jedoch aus.

Erste-Analyst Franz Hörl erklärt die relative Gelassenheit der Aktionäre damit, dass die Ablehnung des Angebots nicht völlig unerwartet komme. Zuvor hat auch die Deutsche Wohnen eingeräumt, dass es derzeit schwer sei, gegen den Markt zu kämpfen. Vor einem halben Jahr wäre eine solche Übernahme wohl glatter über die Bühne gegangen. Die Deutsche Wohnen hat jedoch gewarnt, dass der Conwert-Kurs bei einem Scheitern einbrechen könne.

Eine Frage des Preises

Die Conwert bleibe ein Übernahmekandidat, erklärte Hörl. Die ganze Welt wisse nun, dass Haselsteiner und Ehlerding um 11,50 Euro verkaufen wollten. Auch das Management der Conwert sei nicht per se gegen eine Übernahme. Eine solche sei lediglich eine Frage des Preises.

Die Conwert selbst sieht die Ablehnung des Übernahmeangebots als „Auftrag zur Steigerung der Rentabilität und des Shareholder Value“ des eigenen Unternehmens, teilte man mit. Nun wolle man die Verbesserung der Rentabilität vorantreiben und die Überprüfung der Finanzierungsstruktur zwecks signifikanter Senkung der Zinskosten starten. (ag/b. l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2015)

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