Pfusch nimmt weiter zu: "Steuern sind einfach zu hoch"

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Bei den Österreichern existiert praktisch kein Unrechtsbewusstsein. Bis zu 3,5 Milliarden Euro entgehen dem Staat durch die Schattenwirtschaft.

Die Schattenwirtschaft dürfte heuer in Österreich das dritte Jahr in Folge zunehmen und auf 21,35 Mrd. Euro bzw. 8,14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) klettern, prognostizierte Schneider bereits im Februar. Das ist EU-weit im Verhältnis zum BIP der niedrigste Wert. Größter Verlierer beim "Pfusch" sei der Staat, dem dadurch Steuern und Sozialbeiträge in Höhe von zwei bis 3,5 Mrd. Euro pro Jahr entgehen, so der Linzer Schattenwirtschaftsforscher Friedrich Schneider.

Die Steuerverluste selbst würden sich deshalb in Grenzen halten, da das "schwarz" verdiente Geld sofort wieder im offiziellen Wirtschaftskreislauf ausgegeben werde. Weiterer Verlierer seien die Krankenversicherungen, die Kosten zusätzlicher Unfälle bzw. von Arbeitsunfähigkeit der Pfuschern tragen müssten.

"Praktisch kein Unrechtsbewusstsein"

Bemerkenswert sei, dass diese Einstellung zu Schattenwirtschaft über den Untersuchungszeitraum von 18 Jahren (1998 bis 2015) sehr stabil sei, also kein Wertewandel stattgefunden habe. Nur fünf Prozent der Befragten meinten, dass man "Pfuscher" anzeigen sollte. Zwei Prozent sind der Meinung, dass, wenn man sie erwischt, sie hohe Strafen erhalten sollten."Ergebnisse der letzten beiden Fragen verdeutlichen, dass praktisch kein Unrechtsbewusstsein zum Thema Pfusch/Schattenwirtschaft vorhanden ist", betonte der Ökonom Schneider. 

"Ohne Pfuscher kann man sich heute vieles nicht leisten" beantworteten 70 Prozent der Befragten mit "Ja", gegenüber 2013 ein Anstieg von vier Prozentpunkten. Die Aussage: "Der Staat ist eigentlich selbst schuld, dass es so viele Pfuscher gibt. Die Steuern sind einfach zu hoch". Bei der heurigen Umfrage gaben 43 Prozent zu, dass sie in den letzten zwei bis drei Jahren auf einen "Pfuscher" zurückgegriffen haben, eine starke Erhöhung um 15 Prozentpunkte gegenüber 2013. 85 Prozent der Befragten meinten, dass der Staat mit ihren Steuergelder "verschwenderisch" umgeht. Dieser Wert ist gegenüber 2013 von 68 Prozent um 17 Prozentpunkte nach oben geschnellt.

Beim Renovieren am häufigsten

Am häufigsten werden "Pfuscher" in Österreich beim Renovieren einer Wohnung oder eines Hauses beschäftigt, nämlich 70 Prozent. Dahinter folgen Auto-Reparaturen mit 20 Prozent und Kosmetik- und Friseurdienstleistungen mit 12 Prozent.  Das geht aus einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Schattenwirtschaftsforscher  Schneider hervor.

Auch bei Hausarbeit, Nachhilfestunden, Gartenarbeit sowie Kinderbetreuung greifen die Österreicher gerne auf Schwarzarbeit zurück. "Es passiert ja hin und wieder, dass man auf einen Handwerker ohne Rechnung zurückgreift. In welchen dieser Fälle haben Sie auf einen Handwerker ohne Rechnung zurückgegriffen?", lautete die Frage in 1.000 persönlichen Interviews, die repräsentativ für die österreichische Bevölkerung ab 15 Jahren ausgewählt wurden.

(APA)

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