Mit Crowdfunding finanziertes Unternehmen macht Konkurs

(c) woodero
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Die Planzahlen von Woodero für den Verkauf von Holz-Schutzhüllen für Smartphones waren zu optimistisch. 175 Investoren versenkten 166.000 Euro.

Groß war im Oktober 2013 die Euphorie als um die "Crowd" für das Start-Up Woodero geworben wurde: "Schreiben wir gemeinsam Geschichte! Wir können es schaffen, das erste Unternehmen in Österreich zu sein, welches mehr als 100.000 Euro über Crowdfunding finanziert", hieß es damals auf der 1000x1000-Webseite. Nun ist mit Woodero erstmals ein über eine Crowdfunding-Plattform finanziertes Unternehmen in Österreich pleitegegangen. Der Konkurs des Start-ups kommt zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt: Seit dieser Woche ist ein neues Crowdfunding-Gesetz in Begutachtung, welches das Einsammeln von Investorengeldern übers Internet erleichtern soll. Bei Woodero wurden 166.000 Euro von 175 Investoren in den Sand gesetzt.

Die vier Gründer von Woodero wollten mit edlen Holz-Schutzhüllen für Smartphones und Tablets groß rauskommen. Schon heuer wollten sie einen Umsatz von 5,8 Mio. Euro und einen operativen Gewinn von 630.000 Euro schreiben. 2017 sollten es 16 Mio. Euro Umsatz und 3,3 Mio. Euro Betriebsgewinn sein. Die Investorensuche war durchaus erfolgreich. Geworden sind es exakt 166.300 Euro, die Fundingschwelle wurde um 832 Prozent übertroffen.

Investoren waren guter Dinge

Auch die Investoren waren guter Dinge, viele investierten, weil sie vom Produkt überzeugt waren. Ein Investor, der 500 Euro bereitstellte, sah das Investment als "Teil einer nachhaltigen Zukunftsvorsorge mit Potenzial". "Habe selten ein so gutes Gefühl gehabt", schrieb ein weiterer Geldgeber auf 1000x1000. Nur vereinzelt gab es unter den Investoren kritischere Töne, einer schätzte die Planzahlen als zu optimistisch ein, ein anderer hielt den Verkaufspreis von 149,90 Euro zu hoch. Gescheitert ist Woodero letztendlich daran, dass die Hüllen nicht so begehrt waren, wie erhofft.

Der Chef von 1000x1000, Reinhard Willfort, hält den Trend zum Crowdfunding auch nach der Woodero-Pleite für ungebrochen. Das Scheitern von Start-ups gehöre dazu. "Wir müssen damit rechnen, dass 50 Prozent die Ziellinie nicht erreichen." In Deutschland habe es bereits mehrere Insolvenzen gegeben, so Willfort.

Investoren angeblich informiert

Laut Willfort waren die 175 Woodero-Investoren schon vorab von den Problemen informiert. Ein Investor bestätigte gegenüber der APA, dass es Informationen zu den Problemen gab. "Dass es aber derart dramatisch ist, war nicht so klar", so der Geldgeber. Er sei sich des Risikos bewusst gewesen und könne den investierten Betrag verkraften. Grundsätzlich seien die Investoren über Umfragen eingebunden gewesen.

Neben der staatlichen Förderbank aws war laut Willfort auch der Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz an Woodero über ein Kreditmodell beteiligt. Mateschitz soll das steirische Start-up über seine Initiative "Werkberg" gefördert haben.

Dass die Planzahlen von Woodero zu optimistisch waren, sieht Willfort als grundsätzliches Problem der Gründerszene. Auch weil Investoren erst überzeugt werden müssten, seien Start-ups oft geneigt, zu positiv zu sein. Fast alle würden der eigenen Prognose hinterher hinken und den Businessplan anpassen müssen. Mit dem neuen Crowdfunding-Gesetz könnten auch bereits etablierte, kleinere Unternehmen finanziert werden, die weniger risikoreich seien als Start-ups, sagte Willfort.

(APA)

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