Casinos werden voll verstaatlicht

The logo of Austrian gambling monopolist Casinos Austria is pictured on its headquarters in Vienna
The logo of Austrian gambling monopolist Casinos Austria is pictured on its headquarters in ViennaREUTERS
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"Die Presse" exklusiv. Die Staatsholding ÖBIB hat den Anteilseignern der Casinos Austria erklärt, alle Anteile übernehmen zu wollen. Der entsprechende Beschluss soll kommende Woche erfolgen.

Wien. Die neue Staatsholding ÖBIB übernimmt einen 33-prozentigen Anteil an den Casinos Austria. So weit, so bekannt. Und so unkompliziert: Die Anteile werden derzeit von der Nationalbank-Tochter Münze Österreich gehalten. Sie wechseln also quasi von einem staatlichen Eigentümer zum anderen. Was bisher aber nicht bekannt war: Die ÖBIB wird nicht nur das Münze-Paket, sondern gleich sämtliche Anteile an den Casinos Austria (Casag) übernehmen. Der Glücksspielkonzern wird also komplett verstaatlicht. Kommende Woche soll es dazu einen Regierungsbeschluss geben.

Dies wurde jedenfalls den Anteilseignern am Donnerstag mitgeteilt – sie haben an dem Tag ihre Syndikatssitzung abgehalten. In den vergangenen Monaten hatten etliche der Casinos-Großaktionäre kein Geheimnis daraus gemacht, dass sie ihre Anteile am Konzern liebend gerne loswerden wollen. Allen voran Raiffeisen, die Privatstiftung von Maria Theresia Bablik sowie die Kirchenbank Schelhammer & Schattera. Doch so einfach konnten und können sie nicht verkaufen: Der höchst komplexe Syndikatsvertrag sieht vor, dass die Anteilseigner gegenseitige Vorkaufsrechte haben.

Schelling: Wieder privatisieren

Dass die ÖBIB nun übernehmen will, kommt allen also höchst gelegen. Angeblich sind auch jene Familien, die kleine Aktienpakete an den Casinos Austria halten, bereit zu verkaufen. Womit der Glücksspielkonzern zu hundert Prozent in Staatsbesitz käme. Möglicherweise, um einen späteren Börsegang zu ermöglichen. Der Staat selbst wolle in keinem Fall selbst Kasinos betreiben, sagte Finanzminister Hans Jörg Schelling am Freitagabend in Washington auf Anfrage. „Wir haben die Absicht, das wieder zu privatisieren. Und es kann sein, dass man dann über die Börse geht.“ Bis dahin bleibt die Frage: Wie soll die Transaktion finanziert werden? Angesichts der klammen Kassen des Finanzministers keine unberechtigte Frage.

Und es geht um jede Menge Geld: Vor einigen Monaten hat die Nationalbank zwei Gutachten in Auftrag gegeben, um den Wert der Casinos zu ermitteln. Price Waterhouse Coopers und Leitner + Leitner waren unisono auf einen Wert von über 450 Millionen Euro gekommen. Alles Makulatur: Die Bilanz des Glücksspielkonzerns für 2014 war überraschend erfreulich, 2015 soll noch besser werden. Es müssen also neuerlich Gutachten angefertigt werden.
Insider gehen von einem Wert von rund 500 Millionen aus. Offenbar müsste aber auch noch für jene 32 Prozent gezahlt werden, die die Lotto-Toto-Holding an den Lotterien hält. Der Wert der Lotterien, die mehrheitlich den Casinos Austria gehören, wird inoffiziell mit 800 Millionen Euro angegeben. Nur, um die Größenordnungen zu verstehen.

Maastrichtneutral finanzieren

Auch dazu hat sich Finanzminister Schelling schon Gedanken gemacht. „Wir denken natürlich darüber nach, wie wir das Maastrichtneutral finanzieren“, sagte er am Freitag. „Dann ist ja auch die Frage: Wie schnell privatisiere ich das wieder? Auch das ist Maastrichtrelevant.“

Eine Sprecherin des Finanzministers betonte lediglich: „Die Casag ist eines der wichtigsten österreichischen Leitunternehmen und hat für den Wirtschafts- und Arbeitsstandort zentrale Bedeutung. Natürlich sei es der Bundesregierung „vor diesem Hintergrund ein strategisches Anliegen, die Casag nachhaltig abzusichern und wirtschaftlich erfolgreich weiterzuentwickeln“. Unter dem Dach der ÖBIB seien die Casinos in jedem Fall „gut aufgehoben“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2015)

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