Übernahmepoker: „Schlacht gewonnen, Krieg nicht“

The logo of Austrian property group CA Immo is seen on the rooftop of an office building in Vienna
The logo of Austrian property group CA Immo is seen on the rooftop of an office building in Vienna(c) REUTERS
  • Drucken

Im Kampf um einen gegenseitigen Einstieg haben weder Immofinanz noch CA Immo obsiegt. Bei Immofinanz sinkt die Kontrollschwelle für ein Pflichtoffert auf 15 Prozent.

Wien. Wochenlang haben sie jede Gelegenheit genützt, dem Gegner das Leben schwer zu machen. So heftig haben sich zwei Konzerne schon lange nicht mehr bekriegt: Der Versuch von CA Immo (mit der russischen O1-Gruppe im Bunde) und Immofinanz, gegenseitig einen Minderheitsanteil am Konkurrenten zu erwerben, hat die Wogen hoch gehen lassen.

Letztlich war alles ein „Hornberger Schießen“, wie der Präsident des Interessenverbands der Anleger (IVA), Wilhelm Rasinger, am Freitag auf der Sonderhauptversammlung der Immofinanz meinte. Diese war eigens einberufen worden, weil sich Noch-Konzernchef Eduard Zehetner das O.K. seiner Aktionäre für sein Angebot, 29 Prozent der CA Immo zu übernehmen, holen wollte.

Aber es kam anders: Donnerstagabend blies die an der Börse doppelt so hoch bewertete Immofinanz ihr Offert ab. Begründet wurde dies mit einer von der CA Immo für deren nächste HV (28. April) geplanten Satzungsänderung: Aufsichtsräte sollen nicht wie bisher mit einfacher Mehrheit, sondern mit 75 Prozent abgewählt werden können. Dies hätte der Immofinanz einen Durchgriff fast unmöglich gemacht. Die Pikanterie: Auch Zehetner wollte eine entsprechende Änderung der Satzung.

Trotz des Rückzugs des Angebots blieb der als nicht gerade konfliktscheu geltende Zehetner seinem Ruf treu: Gleich zu Beginn des Treffens, für das sich 3674 Aktionäre bzw. ihre Vertreter angemeldet hatten, freute sich Zehetner unverhohlen, dass CA Immo und O1 in ihrem zuvor gelegten Offert nicht wie geplant 15 Prozent, sondern nur 1,57 Prozent der Immofinanz-Anteile erhalten haben. Womit die Gruppe mit jetzt 6,09 Prozent nach der Fries-Gruppe zweitgrößter Aktionär der Immofinanz ist.

Trotz dieser Enttäuschung, die hauptsächlich dem niedrigen Angebotspreis von 2,80 Euro je Aktie und einer erfolgreichen Gegen-PR geschuldet sein dürfte, zeigte sich CA-Immo-Chef Bruno Ettenauer versöhnlich. Er hoffe, dass man als Aktionär willkommen geheißen werde und konstruktiv zum Wohle aller Aktionäre Wert schaffen könne, sagte er in einer Aussendung.

In der Hauptversammlung schlugen die Vertreter von CA Immo und O1 noch kritische Töne an: Sie bezeichneten die von Zehetner geplanten Satzungsänderungen als „Streubesitz-schädlich“ und „irreversibel“. Damit war vor allem die Senkung der Kontrollschwelle für ein Übernahme-Pflichtangebot von 30 auf 15 Prozent gemeint. Das soll, so argumentierte Zehetner, verhindern, dass ein Aktionär („nicht nur die CA Immo“) schon mit 15 Prozent angesichts der üblichen Präsenz in HV Entscheidungen dominieren könne. Und zwar ohne eine Prämie zu zahlen. Die Kontrollschwelle ist seit jeher ein heftig diskutierter Punkt im Übernahmegesetz.

Giftpille gegen Übernahmen

Zehetner gelang der Coup: Mit 71,877 Prozent stimmten die Aktionäre für die „Giftpille“ gegen eine feindliche Übernahme. Auch die von der Immofinanz vorgeschlagenen Aufsichtsräte Horst Populorum und Wolfgang Schischek wurden gewählt.

Der Machtkampf ist freilich nicht zu Ende: „Wir haben die Schlacht gewonnen, den Krieg aber noch nicht“, sagte Zehetner. Da es wiederholt „Widerspruch zu Protokoll“ gab, dürften HV-Beschlüsse angefochten werden. Zu einem neuen, anderen Angebot wollte sich die Immofinanz nicht äußern. Genauso wollte die CA Immo nicht kommentieren, ob sie Aktien über die Börse zukaufe. Am Freitag haben beide Papiere kräftig verloren. Was Aktionäre wollen, brachte Rasinger auf den Punkt: „Die Konzerne sollen nicht mit unserem Geld streiten, sondern eine ordentliche Dividende zahlen.“ (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.