Besorgt am Pannenstreifen

PK ANL. BUCHPR�SENTATION ´�STERREICH - WOHIN SOLL DAS LAND GEHEN? - �BERLEGUNGEN ZUR WIRTSCHAFTLICHEN SITUATION DES LANDES´: ANDROSCH / TAUS
PK ANL. BUCHPR�SENTATION ´�STERREICH - WOHIN SOLL DAS LAND GEHEN? - �BERLEGUNGEN ZUR WIRTSCHAFTLICHEN SITUATION DES LANDES´: ANDROSCH / TAUS(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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Hannes Androsch und Josef Taus haben ein Buch herausgegeben. Österreich steckt verkrustet im Reformstau.

In den späten Siebzigerjahren waren sie Spitzenpolitiker, standen auf verschiedenen Seiten des Spielfelds und schenkten einander zumindest in der Öffentlichkeit nichts: Hannes Androsch, damals Vizekanzler und Finanzminister der SPÖ-Alleinregierung Kreisky. Und Josef Taus, glückloser ÖVP-Herausforderer des „Sonnenkanzlers“.

Jetzt, mehr als 35 Jahre später, stehen die beiden mit 77 und 82 Jahren schon etwas in die Jahre gekommenen einstigen politischen Gegner, unterdessen Unternehmer geworden und in der Liste der 100 reichsten Österreicher zu finden, gemeinsam auf dem Pannenstreifen der österreichischen Erfolgsautobahn und machen sich Sorgen um die heimische Wirtschaft, die „erstarrt, verrostet, verkrustet im Reformstau feststeckt“ (Androsch).

Kurzum: Die beiden einstigen politischen Gegner haben gemeinsam ein Buch herausgegeben („Österreich – wohin soll das Land gehen“, NWV Verlag), in dem sie selbst, politische Weggefährten wie AK-Präsident Rudolf Kaske und WKÖ-Chef Christoph Leitl, Wirtschaftsforscher wie Karl Aiginger und Christian Keuschnigg und einige weitere Autoren darlegen, wie man den festgefahrenen Karren ihrer Meinung nach wieder flottmachen könnte.

Die Spannweite der Beiträge ist groß und reicht von einer höchst kritischen Analyse samt detaillierten Verbesserungsvorschlägen von Androsch selbst bis hin zu Sozialpartnertexten mit eher seltsamen Thesen, wie etwa jener, Agrarsubventionen seien für eine Verbesserung der Produktivität notwendig.

Insgesamt ein Sammelwerk, das nicht nur der Regierung zur Lektüre empfohlen sei. Man bekommt den Eindruck, Androsch und Taus wüssten, wie es geht. Und man erahnt den Mechanismus, der dahintersteckt, wenn die einen nach der Politkarriere in die komfortable Politikerpension gehen – und die anderen große Unternehmen aufbauen.

E-Mails: josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.04.2015)

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