Rauchfangkehrer verursachen 1,3 Mio. Urlaubstage

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Insbesondere für Berufstätige ist der Besuch des Rauchfangkehrers ein lästiger Termin, müssen sich doch viele dafür extra freinehmen.

Rauchfangkehrer sind nicht nur Glücksbringer.  Insbesondere für Berufstätige ist der Besuch des Rauchfangkehrers oftmals ein lästiger Termin, müssen sich doch viele dafür extra freinehmen. Denn in der Regel werden die Kehrtermine vom Rauchfangkehrer vorgegeben. Die Zeitspanne, in der die Inspektion stattfinden kann, liegt gewöhnlich zwischen zwei und drei Stunden. Für Berufstätige läuft das auf zumindest einen halben Urlaubstag hinaus. Hochgerechnet werden hierzulande daher jährlich nahezu 1,3 Millionen Urlaubstage verbraucht, damit die Rauchfangkehrer ihrer Arbeit nachgehen können. Bezogen auf ein durchschnittliches Nettogehalt liegt der monetäre Gegenwert dafür bei 65 Millionen Euro.

Rund 2,4 Millionen Haushalte bekommen zumindest einmal im Jahr Besuch vom Rauchfangkehrer. Zwei Drittel der österreichischen Privathaushalte heizen mit Festbrennstoffen, Öl oder Gas und müssen daher die Rauchfänge inspizieren lassen, da Emissionen diese verschmutzen können. Die Überprüfung erfolgt in regelmäßigen Abständen, abhängig ist das Kehrintervall von der Art des verwendeten Brennstoffes.

Für mehr als die Hälfte „ungelegen“

Doch unabhängig davon, wie oft der Rauchfangkehrer klingelt, Kehrtermine sind für die meisten Haushalte ein lästiger Termin. Für 54 Prozent der Befragten kommt der Kehrtermin meistens „ungelegen“. Geradezu willkommen ist der Rauchfangkehrer bei Pensionisten („ungelegen“ = 18 Prozent), unter den erwerbstätigen Frauen schnallt der Wert aber auf nahezu 85 Prozent hoch. Aus gutem Grund, müssen sich doch viele dafür extra von der Arbeit frei nehmen.

Terminvereinbarung kostet

Individuelle Terminvereinbarungen, etwa zu den Tagesrandzeiten oder am Wochenende sind kaum möglich und zudem extra kostenpflichtig. Dabei sind die Rauchfangkehrer selbst in der Preisgestaltung der regulären Tarife nicht gerade zimperlich. In der überwiegenden Anzahl der erhobenen Fälle liegen die verrechneten Kehrtarife am oberen Ende des gesetzlich erlaubten Rahmens. Wohl auch deshalb, weil man Konkurrenz nicht fürchten muss.

Zwar ermöglicht der Gesetzgeber innerhalb der einzelnen Kehrbezirke Konkurrenz, doch in der Praxis greift das System nicht. Zumindest legt dies das Ergebnis von „verdeckten“ Anfragen bei 55 Wiener Rauchfangkehrern nahe. Denn sieben von zehn Rauchfangkehrern haben es aus „Kapazitäts-gründen“ abgelehnt überhaupt ein Konkurrenzangebot zum bestehenden Rauchfangkehrer zu legen.

Kein Wettbewerb zwischen Rauchfangkehrern

„Gegenüber dem früheren Monopol hat sich offenbar nichts geändert. Was der Markt benötigt, ist deutlich mehr Wettbewerb, eine volle Liberalisierung“, so Studienautor Andreas Kreutzer. „Dass Rauchfangkehrer hoheitliche Aufgaben erfüllen, kann für die Beibehaltung des Status Quo kein Argument sein. Hoheitliche Aufgaben haben Ziviltechniker auch, trotzdem gibt es dort einen Preis- und Servicewettbewerb“, so Kreutzer weiter.

Die Folgen einer vollen Liberalisierung des Rauchfangkehrer-Marktes wären auch aus volkswirtschaftlicher Sicht begrüßenswert, ist doch davon auszugehen, dass die Skaleneffekte aus der erwarteten Anbieterkonzentration an den Konsumenten weitergegeben werden. Darüber hinaus würde mehr Wettbewerb den Konsolidierungsprozess der Branche deutlich beschleunigen, der schon vor Jahren durch alternative Heizsysteme wie Solar, Wärmepumpen, aber auch die Verdichtung der Fernwärmenetze ausgelöst wurde. Einen Stand künstlich groß am Leben zu halten, hat sich noch nie als nachhaltig erwiesen.

In der repräsentativen Befragung wurde bei 495 Personen (Haushaltsreferenzperson) die Zufriedenheit mit ihrem Rauchfangkehrer erhoben.

(red.)

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