Schokolade: Fairtrade will große Hersteller an Bord holen

Die Presse (Michaela Bruckberger)
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Der Absatz von Fair-Trade-Süßwaren legte 2014 um 27 Prozent zu. Mit einer "eingeschränkten" Zertifizierung nur für Kakao sollen auch große Hersteller an Bord geholt werden.

Wien. Das Geschäft mit Fair-Trade-Produkten wächst weiter. Besonders stark gestiegen ist im vergangenen Jahr der Absatz von Kaffee und Schokolade. 2390 Tonnen Kaffee und andere Heißgetränke wurden 2014 in Österreich abgesetzt, eine Steigerung um 23 Prozent. Fair-Trade-Kaffeeproduzenten nahmen dadurch 12,5 Mio. US-Dollar (elf Mio. Euro) ein.
Bei Schokolade und Süßwaren wurden im vergangenen Jahr 1462 Tonnen abgesetzt, ein Zuwachs von 27 Prozent, was den Bauernkooperativen 1,5 Mio. Euro einbrachte. Zusammen mit Bananen decken diese Produktgruppen zwei Drittel des Gesamtumsatzes von Fairtrade Österreich ab.
Vor allem bei den Süßwaren sieht Hartwig Kirner, Chef von Fairtrade Österreich, noch viel Luft nach oben. Durch das Kakaoprogramm, das seit Ende vergangenen Jahres läuft, wurde ein großes Wachstumshemmnis beseitigt. Seither können Süßwarenhersteller ein eigenes Kakaosiegel beantragen, das ausweist, dass nur der verwendete Kakao von Fair-Trade-Betrieben stammt, die anderen Produktbestandteile aber nicht. „Vor allem mit Zucker hatten wir bei der Fair-Trade-Zertifizierung von Süßwaren ein Problem, weil heimische Hersteller gerne regionalen Zucker verwenden. Und das ist aus unserer Sicht auch völlig in Ordnung“, sagt Kirner. Das Kakaosiegel sei auch insofern legitim, als Kakao bei den ausgezeichneten Produkten der Hauptbestandteil sei.

Süßwarenmultis beißen an

Mit dieser „eingeschränkten“ Zertifizierung hofft Kirner, demnächst auch Süßwarenmultis wie Ferrero, Mars und Nestlé an Bord zu holen. „All diese Firmen haben angekündigt, ihre Produkte bis 2020 auf Fair-Trade-Kakao umzustellen. Damit hätten wir einen großen Teil der Industrie auf unserer Seite“, freut sich Kirner.
Österreichische Hersteller wie Niemetz Schwedenbomben, Heindl und Manner (Schokobananen) seien vergangenes Jahr schon auf Fair-Trade-Kakao umgestiegen.
Für die Kakaobauern sei die Einzelzertifizierung ein wichtiger Schritt, da sie – wie übrigens auch ein Großteil der anderen Produzenten – nur knapp ein Drittel ihrer Ernte an Fairtrade verkaufen können – den Rest setzen sie zu schlechteren Preisen als „normale Ware“ ab.

Anreize könnten Kakaobauern auch deshalb brauchen, weil es in Afrika vielerorts ein Nachwuchsproblem gebe, sagt Kirner. Der Beruf sei nicht attraktiv genug. Außerdem sei der Bestand der Kakaobäume vielerorts überaltet, da bedürfe es also Investitionen, für die aber das Geld fehle. Die weltweite Nachfrage nach Kakao nimmt zu – vor allem, weil der Schokoladehunger in den Schwellenländern wächst. Europa ist vor den USA und Asien aber immer noch Kakaoabnehmer Nummer eins.
Auch bei anderen Produktgruppen hat Fairtrade Einzelzertifizierungen geplant. Ab nächstem Jahr sollen Zucker und Baumwolle extra als Fair-Trade-Bestandteile ausgewiesen werden können. (es)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.05.2015)

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