AUA-Boss Kratky: „Der Kampf geht weiter“

 Kay Kratky
Kay Kratky(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Für den neuen Airline-Chef Kay Kratky geht die Arbeit weiter. Er will vor allem die günstige Kostenstruktur der AUA innerhalb der Lufthansa-Gruppe nützen, um zusätzliches Geschäft nach Wien zu bringen.

Wien. Die Einser-Frage ließ nicht lang auf sich warten: Ist die AUA saniert? Und Kay Kratky, der mit 1. August den zur deutsch-türkischen Sun-Express wechselnden Jaan Albrecht an der Spitze der rot-weiß-roten Fluglinie ablöst, ließ am Montagabend bei seinem ersten Auftritt vor Journalisten keinen Zweifel an seiner Einschätzung aufkommen: „Jaan (Albrecht) hat in den letzten Jahren mit den Mitarbeitern eine großartige Leistung vollbracht. Darauf müssen wir aufsetzen, ohne uns zurückzulehnen. Denn der Kampf geht immer weiter, der Wettbewerb ist härter denn je.“

Die AUA ist dem Frankfurter, der seine Karriere im Lufthansa-Konzern machte – zuerst als Pilot, dann in der Frachtsparte und zuletzt als Chef des Ressorts Frankfurt – nicht fremd. Hat er doch die Restrukturierung als Lufthansa-Manager mitverfolgt. In der Tat hat Albrecht, der „Wien und die Kollegen“ vermissen wird, viel bewegt. Als er vor dreieinhalb Jahren die Führung übernahm, war die Lufthansa-Tochter praktisch Pleite und überlebte nur mit Hilfe der Mutter. Albrecht leitete einen radikalen Sparkurs ein und schaffte nach vielen Streikdrohungen und Pattsituationen den Abschluss eines neuen günstigeren Konzernkollektivvertrags für das fliegende Personal. Außerdem wurde die Tochter Tyrolean in die AUA fusioniert.

„Mich reizt, nach dieser schwierigen Zeit ein gutes Fundament vorzufinden, auf das wir mit viel Leistung aufbauen und Marktanteile gewinnen wollen“, betonte Kratky. Eines sei klar: „Keine nationale Airline dieser Größe hat ohne Partner bzw. ohne Verbund eine Überlebenschance.“ Aus Kratkys Sicht ist Wien einem stärkeren Wettbewerb durch Billig-Airlines als Frankfurt ausgesetzt. Als Stärke sieht der neue AUA-Chef die guten Verbindungen in den Osten, auch wenn die Krise in Russland und der Ukraine das Geschäft derzeit belaste. Eine weitere Stärke: die nunmehr beste Kostenstruktur in der Lufthansa-Gruppe.

Spannungen zwischen Tirol und Wien

Vorerst will der 57-Jährige, der seit Langem in Hofgastein einen Zweitwohnsitz hat, aber „zuhören“, um die „Seele der AUA“, die Ereignisse der Vergangenheit zu verstehen. Damit spielte er auch auf das nach wie vor nicht friktionsfreie Verhältnis zwischen Ex-Tyrolean- und AUA-Mitarbeitern an, was sich jetzt bei der Umschulung vieler Piloten zeigt. Dem Vernehmen nach muss die AUA derzeit aus Crewmangel viele Flüge streichen, weil sich Piloten „unfit to fly“ melden.

Der Wachstumskurs ist schon eingeleitet: Von 2008 bis 2012 schrieb die AUA kumuliert ein negatives Betriebsergebnis von 282 Mio. Euro. 2013 erreichte man plus 25 Mio. Euro, im Vorjahr lag das Betriebsergebnis aufgrund der politischen Krisen nur bei plus zehn Mio. Euro. Künftig soll es bergauf gehen. In den nächsten drei bis fünf Jahren soll der Umsatz von derzeit 2,16 Mrd. Euro um 210 Mio. Euro steigen, es soll zusätzlich 1,5 Millionen Passagiere geben. 400 neue Jobs sollen geschaffen werden. Derzeit hat die AUA 6000 Mitarbeiter.

Neben der Ausweitung des Streckennetzes im Linien- wie im touristischen Verkehr ist der Einsatz von AUA-Flugzeugen für Schwester-Airlines ein großes Wachstumsfeld. Schon jetzt sind vier Maschinen der AUA für die Swiss und eine für die Lufthansa im Einsatz – mit AUA-Crews. Im Herbst stationiert die Lufthansa wie berichtet zwei Airbus A320 ihrer neuen Billig-Marke Eurowings in Wien, sie werden ebenfalls mit AUA-Besatzung geflogen. Aufgrund der günstigen Kostenstruktur rechnet Finanzvorstand Heinz Lachinger damit, dass weitere Eurowings-Flugzeuge nach Wien kommen könnten. Auch durch den Austausch der veralteten Fokker-Jets durch größere Regionalflugzeuge von Typ Embraer wird das Flugangebot ausgeweitet. Neue Ziele sind Mauritius, Miami, Colombo, Odessa und Menorca.

Buchen im Modulsystem

Ein weiterer Baustein der Strategie ist das neue Tarifkonzept im Europaverkehr. Im Modulsystem können Passagiere Leistungen wie Zusatzgepäck und Essen dazu buchen. Und nicht zuletzt bekommen die 3500 Mitarbeiter an Bord und in der Bodenabfertigung neue Uniformen (die „Presse“ berichtete am Dienstag). Rot als dominierende Farbe bleibt, ob auch Strümpfe und Schuhe rot bleiben, darüber wird abgestimmt. (eid)

ZUR PERSON

Kay Kratky übernimmt ab 1. August von Jaan Albrecht die AUA-Führung. Der gebürtige Frankfurter hat nach dem Maschinenbau-Studium seine ganze Karriere bei der Lufthansa gemacht. Er startete als Pilot, ab 1999 war er Trainings-Kapitän auf der Boeing-747-Flotte. Der als tough, aber auch kollegial geltende 57-Jährige wechselte dann zur Frachtsparte, wo er vorerst auch als Pilot, dann als Manager arbeitete. Zuletzt leitete Kratky den Flugbetrieb und die Organisation am wichtigsten Drehkreuz Frankfurt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.05.2015)

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