Leder & Schuh trennt sich von Jello und Shoe4You

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Auch Stiefelkönig soll zurückgefahren werden. Der Fokus liege im Rahmen der Restrukturierung nun klar bei Humanic.

Wien. Weg vom Diskont, hin zu dem, was man wirklich gut kann, nämlich Humanic. So will Leder & Schuh-Vorstand Heinzpeter Mandl die radikale Maßnahme verstanden wissen, mit der der Grazer Konzern seine Schulden bei den Banken tilgen und das Unternehmen, das seit 2011 Verluste schreibt, wieder auf Vordermann bringen will.

Zurzeit betreibt Leder & Schuh mit Humanic, Stiefelkönig, Jello, Shoe4You, Corti und Dominici sechs verschiedene Marken und ist mit rund 350 Standorten in Österreich, Deutschland und acht Ländern in Osteuropa vertreten. Seit 2012 durchläuft der Konzern einen Restrukturierungsprozess. Seither wurden über 260 von konzernweit 3800 Mitarbeitern abgebaut.
Um den straffen Sanierungsplan, der mit den Banken bis 2016 vereinbart wurde, einzuhalten – die Nettoverschuldung beträgt zurzeit 71,6 Mio. Euro –, stampft der Schuhkonzern jetzt zwei Marken ein. Die beiden Diskonter Jello und Shoe4You mit in Summe 150 Filialen und 1020 Mitarbeitern sollen verkauft werden. Zu diesem Zweck werden die Diskonter aus dem zentralen Betrieb ausgelagert.

Konkrete Gespräche mit Interessenten gebe es noch keine, sagt Mandl. Er sei aber zuversichtlich, den Verkauf spätestens 2016 über die Bühne zu bringen. Die Standorte müssten nicht notwendigerweise im Paket veräußert werden (was für den Erhalt der Marken und den Verbleib der Mitarbeiter aussichtsreicher wäre).

Nicht kritische Größe erreicht

Das Scheitern der Diskonter Jello und Shoe4you, die vorwiegend in Fachmarktzentren vertreten sind, erklärt Mandl damit, dass man mit den Marken nicht die relevante Größe erreicht habe, um im Billigsegment profitabel zu sein. Gerade dort braucht es aber eine gewisse Marktabdeckung, um im Einkauf gute Preise zu erzielen. Außerdem habe Leder & Schuh im Diskont eben nicht dieselbe Expertise wie im mittleren Preissegment (Humanic). Der Schuhhandel leide auch unter der Konkurrenz der großen Modeketten wie Zara oder H & M, die mittlerweile billige Schuhe als Accessoires führen, meint Mandl.

Dass auf dem Billigschuhmarkt mit starken Konzepten durchaus noch Luft nach oben ist, zeigen Ketten wie Deichmann oder die polnische CCC, die mittlerweile 19 Filialen in Österreich betreibt. CCC-Chef Gerald Zimmermann, der sechs Jahre bei Leder & Schuh für die Osteuropa-Expansion zuständig und Geschäftsführer von Stiefelkönig war, zeigt an den zum Verkauf stehenden Diskontern wenig Interesse: „Vielleicht kommen einzelne Standorte für CCC infrage, aber sicher nicht die Übernahme einer gesamten Marke mit Mitarbeitern und Sortiment.“ Mit dem ausschließlichen Fokus auf Fachmarktzentren habe es Leder & Schuh verabsäumt, das Potenzial der beiden Marken voll auszuschöpfen.

Einschnitte stehen der Edelschuhmarke Stiefelkönig bevor. „Die Übernahme von Stiefelkönig 2011 war sicher nicht die beste Entscheidung“, sagt Mandl. Drei Stiefelkönig-Standorte in St. Pölten, Wörgl und Telfs (Tirol) wurden gerade in Humanic-Filialen umgewandelt, die restlichen stehen auf dem Prüfstand. Am Ende soll von derzeit 30 Filialen noch ein Drittel bestehen bleiben. „Mit Stiefelkönig hat es Leder & Schuh nicht geschafft, sich auf dem Markt ausreichend zu differenzieren“, sagt Zimmermann. Zum Schluss habe man sogar das Ladendesign an Humanic angeglichen.

Fehlbetrag von 11,7 Mio. Euro

Mit dem alleinigen Fokus auf das Zugpferd Humanic (derzeit rund 180 Filialen) will sich Leder & Schuh wieder in die Gewinnzone arbeiten. 2014 konnte erstmals seit drei Jahren wieder ein Gewinn vor Steuern von 2,4 Mio. Euro erzielt werden (nach einem Verlust von 11,7 Mio. Euro im Jahr davor). Unterm Strich blieb wegen der Restrukturierungskosten ein Fehlbetrag von 11,3 Mio. Euro. Der gesamte Konzern setzte 2014 mit 3600 Mitarbeitern 520 Mio. Euro um. Schuhe sind bei Leder & Schuh 2014 um durchschnittlich 2,2 Prozent teurer geworden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.05.2015)

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