Luftfahrt: Preisdruck bremst die FACC

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Zwei offene Projekte kosten den Flugzeugzulieferer 34 Mio. Euro Umsatz, wodurch der Börseneuling in die Verlustzone rutscht.

Wien. Noch nicht einmal ein Jahr an der Börse – und zwei Gewinnwarnungen: Der Flugzeugzulieferer FACC hat wie viele Börseneulinge die schmerzhafte Erfahrung gemacht, dass Firmen vom Markt abgestraft werden, auch wenn sie einen Ergebnisabsturz erklären können und sie nicht allein die Schuld tragen. Mit einem Preis von 9,50 Euro emittierte die FACC im Juni des Vorjahres ihre Aktien – jetzt notiert das Papier bei 6,6 Euro.

Am Donnerstag waren die Anleger gnädig – wussten sie doch schon seit einer Woche, dass die FACC im Geschäftsjahr 2014/15 (Ende Februar) ein negatives Betriebsergebnis von 4,5 Mio. Euro schrieb (nach 41,9 Mio. Euro). Der Nettoverlust lag bei 9,6 Mio. Euro. Der Grund dafür sind Verzögerungen bei Entwicklungsleistungen für Projekte von zwei – nicht genannten – Kunden. Das habe 34 Mio. Euro gekostet, sagte FACC-Chef Walter Stephan am Donnerstag bei der Bilanzpräsentation. Derzeit werde mit diesen Kunden über Preisanpassungen gefeilscht. Er hoffe, bis zur Hauptversammlung Mitte Juni mehr sagen zu können. Der Umsatz sank dadurch um 3,4 Prozent auf 528,9 Mio. Euro.
Dazu kommt, dass die beiden großen Produzenten Boeing und Airbus bei ihren jüngsten Neuentwicklungen, dem Dreamliner 787 und dem A350, signifikante Kostenüberschreitungen hatten und deshalb nun auf der Bremse stehen, indem sie auch die Lieferanten unter Preisdruck setzen.

Die FACC ist Spezialist für Leichtbauteile aus Karbon und fertigt Flugzeugkomponenten von Flügelspitzen (Winglets) über Triebwerksverkleidungen bis zu kompletten Flugzeug-Interieurs. Dabei hat sich das oberösterreichische Unternehmen mit 3000 Mitarbeitern, das mehrheitlich der staatlichen chinesischen Avic gehört, eine weltweite Alleinstellung erarbeitet. Hauptkunden sind Boeing, Airbus, Bombardier und Embraer.

Generell belasten die FACC lange Vorlaufzeiten. Die mit Großaufträgen verbundenen Entwicklungskosten muss die FACC großteils vorfinanzieren. Erst wenn die Auslieferung neuer Flieger anläuft, fließt Geld in die Kassen. Verzögerungen – wie beim Airbus A380 oder jetzt beim A350 – kosten Geld. „Wir wollen uns von Entwicklungsleistungen unabhängiger machen“, sagte Stephan. In den vergangenen Jahren wurden 300 Mio. Euro in neue Programme investiert.

Volle Auftragsbücher

Langfristig gibt sich Stephan angesichts eines Auftragspolsters, der von 4,5 auf 5,5 Mrd. Dollar gewachsen ist, und des steigenden Luftverkehrs optimistisch. Im laufenden Geschäftsjahr werde das Wachstum im einstelligen Prozentbereich liegen, zweistellig werde es nach einem Hochfahren der Serienfertigung der neuen Flugzeugmodelle. Wobei die FACC auch für die Nachfolgemodelle der Verkaufsschlager A320, A330 und Boeing 777 neue Aufträge in den Büchern hat.

Abgesehen vom Ausfall der Dividende und einem Kostensenkungsprogramm, das heuer eine und in drei Jahren sechs Mio. Euro bringen soll, werden auch die Investitionen von 100 auf 78 Mio. Euro gesenkt, um das Ergebnis zu stärken. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.05.2015)

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