Causa Hypo: Paukenschlag im Fall Enthusa

The logo of defunct lender Austrian bank Hypo Alpe Adria stands on the rooftop of its headquarters in Klagenfurt
The logo of defunct lender Austrian bank Hypo Alpe Adria stands on the rooftop of its headquarters in Klagenfurt(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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"Presse"-Exklusiv. Jahrelang wurde der berüchtigte Kreditfall Enthusa mit Samthandschuhen angefasst. Am Donnerstag erstattete die Bad Bank Heta Anzeige. Es geht um 26 Millionen Euro.

Wien. Auch wenn die staatliche Bad Bank Heta, vormals Hypo Alpe Adria International, im jetzigen Zustand ihrer Abwicklung die forensischen Tätigkeiten zur Bearbeitung problematischer Kredite vorläufig eingestellt hat, um einen Fall kümmerte sie sich offenbar doch intensiv: die berüchtigte Causa Enthusa. Wie „Die Presse“ erfuhr, hat die Heta am Donnerstag in dieser Angelegenheit Anzeige erstattet. „Wir bestätigen, dass wir bei der Staatsanwaltschaft Klagenfurt eine Sachverhaltsdarstellung in der Causa Enthusa eingebracht haben“, erklärte ein Sprecher der Bad Bank der „Presse“.

Der Fall scheint brisanter als gedacht. Darauf deutet zum einen der Umstand hin, dass die Kreditkunden dem Vernehmen nach wegen Betrugs und schweren Betrugs angezeigt wurden. Zudem wurde nicht nur die oben genannte Anzeige eingebracht. Bereits am 19. März wurde seitens der Heta auch eine Meldung über den Verdacht der Geldwäsche abgegeben. Und zwar „betreffend die genannte Gesellschaft selbst und natürliche Personen“, so die Staatsanwaltschaft Klagenfurt.

Anschauliches Beispiel

Der Problemfall der in Zypern registrierten Enthusa ist ein besonders anschauliches Beispiel dafür, wie Geld von der Hypo Richtung Balkan geflossen ist, ohne dass bis heute ein Cent an den Kreditgeber zurückgekommen wäre. Konkret waren es zwischen den Jahren 2006 und 2007 18,88 Mio. Euro – aufgenommen zum Kauf von Liegenschaften nahe Belgrad, die später in Bauland umgewidmet werden sollten. Inklusive Zinsen belaufen sich die Schulden heute auf 26 Mio. Euro.

Der Fall gewann auch insofern an Brisanz, als neben politisch einflussreichen Personen aus Serbien auch der damalige Vorstandsvorsitzende der Raiffeisen Bank International, Herbert Stepic, indirekt mit 25 Prozent am Finanzvehikel Enthusa beteiligt war, und dieses vom zwischenzeitlichen Vorstand der Raiffeisen Investment AG, Martin Schwedler, als Geschäftsführer geleitet wurde. Stepic, der eigenen Angaben zufolge am 24. Juli 2012 aus dem Investment mit Verlust ausgestiegen ist, war nur Investor und allem Anschein nach nicht operativ tätig, weshalb er in der am Donnerstag eingebrachten Anzeige auch nicht als Verdächtiger geführt wird. Dass Stepic sich laut einem Aktenvermerk Anfang 2007 über die schleppende Bearbeitung beim damaligen Hypo-Chef Wolfgang Kulterer beklagt hat und tags darauf eine weitere Kredittranche geflossen ist, belegt für sich noch keine strafrelevante Tathandlung.

Als Verdächtige angezeigt sind daher laut „Presse“-Informationen neben der Enthusa selbst auch Schwedler und vier namhafte Serben, die teils über eine Gesellschaft an der Enthusa beteiligt waren oder Geld aus den besagten Krediten auf ihr Privatkonto überwiesen bekommen haben. Schwedler war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Schon im August des Vorjahres hat „Die Presse“ berichtet, dass laut internen Hypo-Ermittlungen der Verdacht bestehe, es seien nur 31 Prozent der Kreditmittel vertragsgemäß eingesetzt worden. 47 Prozent seien nicht zum vereinbarten Zweck ausgegeben worden – so unter anderem zur Zurückzahlung eines Kredits von 805.000 Euro bei der Raiffeisenbank Belgrad. Bei 22 Prozent des Geldes sei die Verwendung nicht nachvollziehbar. Dieser Verdacht soll auch der jetzigen Heta-Anzeige zugrunde liegen.

Ex-Minister involviert

Die als Verdächtige geführten Serben sind Aleksandar Vlahović (vormals Privatisierungsminister und später auch Aufsichtsrat in der Erste Bank und der Wiener Städtischen Versicherung), Danko Djunić (Ende der 1990er-Jahre Vizepremier von Serbien und im Volksmund „Privatisierungskönig“ genannt) und Dragan Lazarević (wie Djunić einst für die internationale Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte & Touche tätig).

Ihre Hälfte an der Enthusa hielten sie über die serbische Eki Properties. Darüber hinaus halten sie 50 Prozent an der Euro Mall GmbH., die ihrerseits ebenso mit einem zweistelligen Millionenbetragbei der Hypo/Heta in der Kreide steht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2015)

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