Steiermark: Politprominenz rittert um Automatenlizenz

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Themenbild(c) Die Presse - Clemens Fabry
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Kleines Glücksspiel. Einer der fünf Finalisten um Automatenlizenzen hat einen Startvorteil: Präsident der Firma ist Ex-Landesrat Paierl.

Wien. Der Wirbel um das Verbot des Automatenspiels in Wien ist abgeebbt, zumal der Verfassungsgerichtshof das Ende einzementiert hat. Das heißt aber nicht, dass den Betreibern von Spielautomaten in Österreich kein Glück winkt. Denn mit dem Glücksspielgesetz 2010 wurde die Kompetenz für das Kleine Glücksspiel an Automaten an die Länder übergeben. Niederösterreich, Oberösterreich, Kärnten, das Burgenland und die Steiermark haben dazu Gesetze erlassen. In Nieder- und Oberösterreich sowie im Burgenland wurden auch die Konzessionen schon vergeben, in Kärnten steht nach einer Beschwerde eine Wiederholung an.

Jetzt wird es in der Steiermark spannend, wo drei Lizenzen für je 337 Geräte vergeben werden. Möglicherweise fällt die Entscheidung noch vor der Wahl am 31. Mai – was Erinnerungen an Kärnten weckt, wo der damalige Landeshauptmannstellvertreter Kurt Scheuch nur drei Tage vor dem Urnengang 2013 die Zuschläge erteilte. Rita Hirner, die in der steirischen Landesregierung den Vergabeprozess leitet, wollte mit Verweis auf das laufende Verfahren der „Presse“ dazu nichts sagen.

Sie bestätigte aber indirekt, dass von den 15 Interessenten, die bis Ende November 2014 ihre Unterlagen abliefern mussten, fünf in der Endrunde sind. Vier sind „alte Bekannte“ der Automatenbranche: Allen voran die Novomatic, die wieder mit ihrer Tochter Admiral Casinos & Entertainment antritt. Die Admiral kam schon in Nieder- und Oberösterreich, im Burgenland und in Kärnten zum Zug. Ebenfalls am Start ist die Amatic, die schon in Kärnten punktete.

Novomatic dominiert

In der Endrunde ist auch die Linzer Excellent Entertainment, die in Oberösterreich und im Burgenland eine Lizenz gewann. Die Firma gehört dem vor allem in der Bauwirtschaft aktiven Geschäftsmann Franz Hofinger. Beworben hat sich auch die PA Entertainment & Automaten AG des Steirers Helmut Polanz. Er kam schon in Oberösterreich und im Burgenland zum Zug. Polanz kann man ein gewisses Naheverhältnis zur Novomatic nicht absprechen: Der Konzern hielt früher an der H. Polanz GmbH 50 Prozent. Und seine Frau Patricia war Vorständin der Admiral.

Besondere Aufmerksamkeit verdient die Nummer fünf, die PG Enterprise. Sie gehört dem Glücksspielprofi Christian Gernert. Er war Geschäftsführer beim Spielbankenbetreiber Century Casinos (sie ging bei der Vergabe der drei neuen Casinos-Lizenzen leer aus) und war auch Vorstand bei Admiral.

Im Aufsichtsrat sind Schwergewichte der steirisch/kärntnerischen Polit- und Wirtschaftsszene vertreten: Aufsichtsratschef ist niemand Geringerer als Ex-ÖVP-Landesrat Herbert Paierl. Der Manager, der schon für Minister- und politnahe Posten wie den ÖIAG-Chef ins Spiel gebracht wurde, sorgte zuletzt mit dem – gescheiterten – Versuch des Kaufs der Kommunalkredit für Schlagzeilen. Ebenfalls im Aufsichtsrat sitzt Franz Krainer, Sohn von Ex-ÖVP-Landeshauptmann Josef Krainer, und Ernst-Hans Lackinger, bis vor Kurzem mächtiger Forstdirektor und Geschäftsführer des Bistums Gurk. Seine überraschende Ablöse zu Jahresbeginn hat viel Wirbel gemacht. Jörg Hofreiter war Bezirkshauptmann von Bruck/Mur.

Dass sich Gernert und Paierl gute Chancen gegen die Novomatic ausrechnen, zeigt sich allein daran, dass die Firma erst drei Wochen vor dem Abgabetermin ins Firmenbuch eingetragen wurde. Dass die gut vernetzten Proponenten einen Startvorteil brächten, wollte Hirner aber schon gar nicht kommentieren. Mit drei Mio. Euro ist die PG Enterprise jedenfalls mit deutlich mehr Kapital als für eine so junge und kleine Firma üblich ausgestattet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2015)

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