Heini Staudinger vs. FMA: Der Kuckuck als Trophäe

HEINRICH STAUDINGER
HEINRICH STAUDINGER(c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
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Der Waldviertler Schuhhersteller macht aus seinem Streit mit der Finanzmarktaufsicht eine Werbeveranstaltung: Die von der FMA in einer GEA-Filiale gepfändeten Möbel werden medienwirksam versteigert.

Wien. Eigentlich hat Heini Staudinger im Clinch mit der Finanzmarktaufsicht (FMA) ja schon klein beigegeben. Der Waldviertler Schuhhersteller (GEA) hat nämlich sein Finanzierungsmodell längst auf ein System umgestellt, gegen das die Finanzaufseher grundsätzlich keine Einwände haben. Seine Art Crowdinvesting, mit dem er bei privaten Kleinanlegern Geld einsammelt, läuft mittlerweile unter dem Label Nachrangdarlehen. Das ist für die Anleger zwar nachteilig, weil ihr Geld im Konkursfall weg ist, aber die FMA ist zufrieden.

Oder eben noch nicht ganz. Denn eine Rechnung hat sie mit Staudinger noch offen. Für die Zeit, als er noch ein „illegales Bankgeschäft“ betrieben hat, ist noch immer eine Geldstrafe über 2626 Euro offen. Die Staudinger partout nicht zahlen will.

Deshalb sahen sich die Finanzaufseher gezwungen, Staudinger einen Exekutor vorbeizuschicken, der unlängst eine Wiener GEA-Filiale in der Himmelpfortgasse heimsuchte. Dort beschlagnahmte derselbe Matratzen und Betten im Wert von 10.000 Euro. Ohne aber einen Kuckuck auf die Waren zu picken – der Mann wollte dem populären Unternehmer wohl die Schmach ersparen. Von Schmach kann aber in Staudingers Augen keine Rede sein: „Der Kuckuck wäre eine Trophäe für uns“, ließ er wissen.

Datum für die Versteigerung steht noch keines fest – das bestimmt der Exekutor. Was aber feststeht: Staudinger wird für diese Veranstaltung seine Fans mobilisieren. Hunderte hätten sich schon angemeldet, die Versteigerung werde ein Vielfaches des eigentlichen Warenwertes hereinspielen, prophezeit der Kreditrebell.

Schellings Schützenhilfe

Der Werbewert dieser Geschichte werde durch die „Performance, die die FMA bei der Hypo geliefert hat“, noch gesteigert. Dazu komme Schützenhilfe vonseiten der Politik, etwa von Finanzminister Hans Jörg Schelling, der unlängst seinen Unmut über „schikanöse Vorgangsweisen“ der FMA gegen erfolgreiche Unternehmen öffentlich kundgetan hat. Staudinger hat seine Munition jedenfalls noch lang nicht verschossen. Schon länger plant er, aus seinem Unternehmen eine Genossenschaft zu machen. Auch das wäre bereits jetzt eine legale Alternative. Aber: „Ich will erst einen eigenen Genossenschaftsverband gründen. Ich will weder bei der Raiffeisen noch bei den Volksbanken Mitglied sein, sondern bei einem Verband, der zur ursprünglichen Idee des Genossenschaftswesens zurückkehrt“, sagt Staudinger zur „Presse“. Wirtschaftstreibende, landwirtschaftliche Vermarkter und auch ein Energieunternehmen habe er für sein Projekt bereits gewinnen können.

Da geht es auch, aber nicht nur, um die hehre Sache des selbstbestimmten Bürgers: Staudinger will sein Modell auch deshalb umstellen, weil, wie er sagt, „Eigenkapital stärker ist als Fremdkapital“.

Eines scheint klar: Der renitente Unternehmer wird der FMA – gepfändete Matratzen hin oder her – wohl noch einige schlaflose Nächte bescheren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2015)

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