Bawag geht auf Einkaufstour nach Westeuropa

Haynes, chief executive of Austrian lender BAWAG PSK, addresses a news conference in Vienna
Haynes, chief executive of Austrian lender BAWAG PSK, addresses a news conference in ViennaREUTERS
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Im Privat- und Firmenkundengeschäft gebe es viele Möglichkeiten Synergien herzustellen, sagte Bawag-Chef Haynes. Er schließt einen Postbank-Erwerb nicht aus.

Beim Rennen um die Deutsche-Bank-Tochter Postbank hat sich die österreichische Cerberus-Banktochter Bawag erstmals etwas aus der Deckung gewagt. "Wir wollen Zukäufe im In- und Ausland machen. Dabei schauen wir nach Westen", sagte Bawag-Chef Byron Haynes dem "Handelsblatt".

"Gerade bei Banken im Privat- und Firmenkundengeschäft gibt es viele Möglichkeiten Synergien herzustellen", so Haynes. Mitte Mai hatte das "Manager Magazin" berichtet, dass die Bawag ein Gebot für die Deutsche Postbank über bis zu 4,5 Mrd. Euro abgegeben hat, weniger als das aktuelle Eigenkapital des deutschen Instituts., das Ende März 6,7 Mrd. Euro betrug. Und auch deutlich weniger als die 6,3 Mrd. Euro, die die Deutsche Bank seit dem Jahr 2008 für ihre Tochter Postbank zahlte. Das Interesse an der Postbank soll Cerberus bereits vor etlichen Wochen bekundet haben.

Cerberus müsste mitziehen

Haynes wollte sich zu einem möglichen Postbank-Erwerb nicht konkret äußern, blockte diese Option aber auch nicht ab. "Haynes denkt freimütig über die Option nach" und gibt nicht die übliche Standardformel "Kein Kommentar", schreibt das "Handelsblatt". Ohne ihren Haupteigentümer, den US-Finanzinvestor Cerberus, im Rücken könnte die Bawag eine Postbank-Akquisition freilich nicht stemmen. Die Bawag kam Ende 2014 auf eine Bilanzsumme von 34,65 Mrd. Euro, jene der Postbank ist mit 155 Mrd. Euro mehr als viermal so groß.

Die Deutsche Bank hatte Ende April angekündigt, sich wieder von der Postbank trennen zu wollen. Dazu soll die Tochter erst einmal komplett von der Börse genommen werden, um sie in einem zweiten Schritt dann wieder dort zu platzieren. Einen Verkauf an einen Finanzinvestor scheut die Deutsche Bank aber möglicherweise aus regulatorischen Gründen, hieß es bereits am Vortag. Zuletzt hatte die Deutsche Bank ihren Anteil an der Tochter auf mehr als 95 Prozent erhöht, um ein Zwangsabfindungsverfahren einleiten zu können. 2016 soll dann der Anteil über den Börsengang unter 50 Prozent sinken. Mittelfristig will sich die Deutsche Bank ganz von dem Institut trennen.

Bei der Bawag ist seit 2008 der Finanzinvestor Cerberus Mehrheitseigentümer. Dieser stellte die Bank neu auf, strich dabei viele Stellen (rund 1.300 bisher) und stellte das Filialgeschäft auf neue Beine. Zuletzt zahlte sich der harte Sanierungskurs aus. Die Bank mit knapp 500 Filialen und 2.700 Mitarbeitern steigerte den Gewinn im ersten Quartal deutlich. Heuer soll der Überschuss auf mehr als 400 Mio. Euro steigen und die Eigenkapitalrendite auf über 14 Prozent klettern. Dabei sollen die Kosten weniger als die Hälfte der Erträge betragen. Alles Werte, von denen die Postbank weit entfernt ist.

(APA/dpa)

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