Nationalbank ist „absolut“ gegen ein Bargeldverbot

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In der Eurozone sind Scheine im Wert von mehr als einer Billion im Umlauf.

Wien/Frankfurt. Nationalbankchef Ewald Nowotny sprach sich am Donnerstag kategorisch gegen die Überlegungen mancher Ökonomen aus, den Bargeldverkehr einzuschränken oder das Bargeld gar zu verbieten. „Bargeld wird weiterhin eine ganz entscheidende Rolle in der Wirtschaft spielen. Wir sind absolut gegen irgendeinen Zwang in der Frage, was ich als Zahlungsmittel verwende.“

Die prominentesten Vertreter der Theorie, ein Bargeldverbot könnte die Wirtschaft anspornen und auch die Arbeit der Zentralbanken vereinfachen, sind der deutsche Ökonom Peter Bofinger und der US-Ökonom Kenneth Rogoff. Auch einige von Banken bezahlte Ökonomen haben an der Idee Gefallen gefunden, denn ein Bargeldverbot würde die Menschen zur Verwendung von Bankomat- oder Kreditkarten zwingen.

„Aber das sind bloß technokratische Fantasien“, so Nowotny. „Ein Bargeldverbot kommt nicht infrage.“ Es wäre auch schwer umzusetzen. Denn laut EZB waren im Euroraum Ende 2013 rund 17 Milliarden Banknoten im Umlauf – deutlich mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2002.

25 Prozent des Bargelds im „Ausland“

Laut dem Bundesbank-Vorstand, Carl-Ludwig Thiele, übersteigt der Wert der vom Eurosystem emittierten Banknoten seit Dezember 2014 bereits den Wert von einer Billion Euro. Konkret: Per Jahresende 2014 waren laut OeNB im Euroraum Banknoten im Wert von 1042 Mrd. Euro im Umlauf – ein Plus von 6,2 Prozent.

Am Häufigsten im Umlauf sind die 50-Euro-Scheine: ganze sieben Milliarden – fast 42 Prozent aller Banknoten im Verkehr. Die 50-Euro-Scheine machen auch mehr als ein Drittel des Gesamtwerts der Bargeldmenge aus. Laut OeNB befinden sich wertmäßig rund 25 Prozent der Banknoten außerhalb der Eurozone. (jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.05.2015)

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