Konjunktur: Österreich steckt fest, und die Schweiz schrumpft

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Österreich kam auch im ersten Quartal der schwachen Weltwirtschaft kaum hinterher. Die Schweiz spürte den Franken-Schock.

Wien. Eigentlich hätte es ein gutes Jahr werden sollen: Der im Herbst 2014 abgestürzte Ölpreis sowie die Geldflut der Notenbanken hätten die Weltwirtschaft kräftig antreiben sollen. Vor allem in Europa, wo der Euro sich gegenüber dem Dollar seit dem Sommer des Vorjahres ebenfalls deutlich abgeschwächt hat, was normalerweise dazu führt, dass europäische Exportgüter billiger und somit konkurrenzfähiger werden. Doch die Realität will die Erwartungen nicht so ganz erfüllen.

So musste die europäische Konjunkturlokomotive Deutschland bereits vor rund zwei Wochen für das erste Quartal einen kräftigen Rückgang beim Wachstum auf 0,3 Prozent vermelden. Doch selbst damit konnte unser nördliches Nachbarland Österreich immer noch abhängen. Denn die Republik konnte zwischen Jänner und März nur um 0,1 Prozent wachsen, wie das Wifo am Freitag mitteilte. Die heimische Konjunktur steckt somit richtiggehend fest, denn im dritten und vierten Quartal des Vorjahres war die österreichische Volkswirtschaft im Quartalsabstand gar nicht gewachsen (siehe Grafik).

Probleme bei Maschinenbau

Wichtiger Grund für diese anhaltende Wachstumsschwäche ist laut Wifo weiterhin die Investitionszurückhaltung der Unternehmen. Die Anlageninvestitionen wurden gegenüber dem Vorquartal sogar um 0,4 Prozent gedrosselt. Dies verwundert nicht, wenn man sich eine andere Zahl ansieht, die von der Statistik Austria am Freitag veröffentlicht wurde. So mussten die heimischen Produktionsbetriebe in den ersten zwei Monaten des Jahres einen Rückgang der Umsatzerlöse um drei Prozent hinnehmen. Im Maschinenbau oder der Autozulieferindustrie setzte es sogar ein Produktionsminus von fünf beziehungsweise 5,9 Prozent.

Dass die gesamte heimische Volkswirtschaft im ersten Quartal nicht wieder in die Stagnation verfiel, war laut Wifo nur auf die leicht angestiegene Konsumnachfrage um 0,2 Prozent zurückzuführen. Da die heimischen Haushalte jedoch seit Jahren unter realen Einkommenseinbußen leiden, kann der Konsum den ökonomischen Karren nicht aus dem Dreck ziehen.

Eher könnte man das von den Exporten erwarten, die im ersten Quartal auch um 0,8 Prozent angestiegen sind. Allerdings wurde dieser Anstieg von einer gleichzeitig ebenfalls erhöhten Importnachfrage um 0,9 Prozent wieder ausgeglichen.

Beim Wifo zeigte man sich am Freitag zwar weiterhin zuversichtlich, die Jahresprognose halten zu können. Doch selbst wenn diese eintritt, wird Österreich mit 0,5 Prozent Wachstum im Gesamtjahr deutlich schwächer wachsen als die meisten anderen Industrieländer.

Trösten können die Österreicher sich dabei nur mit einem Blick über die westliche Grenze in die Schweiz. Die Eidgenossenschaft wurde im ersten Quartal nämlich vom Franken-Schock eiskalt erwischt und in Richtung Rezession geschleudert.

Die nach der Aufgabe des Kurses von 1,20 Franken je Euro in die Höhe geschnellte helvetische Währung ließ Export und Tourismus in der Schweiz kräftig einbrechen. In Summe gab das Schweizer BIP in den ersten drei Monaten um 0,2 Prozent nach. Der erste Rückgang seit 2011 für das Land, das wesentlich besser als die meisten anderen europäischen Staaten durch die jüngsten Krisen gekommen war. Im zweiten Quartal dürfte der Rückgang in der Schweiz aber sogar noch kräftiger ausfallen, weshalb für das Land eine echte Rezession erwartet wird.

USA: Aus Plus wird Minus

Schlechte Nachrichten gab es am Freitag aber auch aus den USA. Dort veröffentlichte das Handelsministerium die aktualisierten Zahlen für das erste Quartal. Und statt eines leichten Zugewinns von 0,2 Prozent war die US-Wirtschaft im ersten Quartal (allerdings auf das gesamte Jahr hochgerechnet) um 0,7 Prozent geschrumpft. Eine baldige Anhebung der US-Leitzinsen wird somit immer unwahrscheinlicher. (jaz/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.05.2015)

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