Ausbeutung von Arbeitern auch in Österreich

(c) APA (Helmut Fohringer)
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In Österreich werden ausländische Arbeiter am Bau und in der Landwirtschaft ausgenutzt, kritisiert die EU-Grundrechteagentur.

Wien. Auch in Österreich liest man immer wieder, wie Textilarbeiter in Bangladesch ausgebeutet werden – oder über den Missbrauch von ausländischen Arbeitskräften im Golfstaat Katar, der 2022 die Fußballweltmeisterschaft veranstaltet.

Doch auch in Österreich werden Arbeiter in einigen Wirtschaftszweigen ausgebeutet, wie ein am Dienstag veröffentlichter Bericht der in Wien ansässigen EU-Grundrechteagentur zeigt. In Österreich werden ausländische Arbeiter unter anderem am Bau und in der Landwirtschaft ausgenutzt. Das Problem ist, dass der Missbrauch oft schwer nachweisbar ist und die Strafen gering sind.

In dem EU-Bericht wird der Fall eines Mannes aus Montenegro erwähnt, der in der Steiermark drei Monate lang in einem landwirtschaftlichen Betrieb arbeitete. Er sollte den Lohn bar auf die Hand bekommen, doch der Landwirt zahlte nicht. Ein anderer Fall betrifft eine Frau aus Nepal, die in Österreich bei einem Diplomaten unter miserablen Bedingungen als Haushaltshilfe tätig war. Schließlich suchte das Opfer Unterstützung bei einer Organisation. Es kam zum Prozess, doch der Diplomat wurde mangels Beweisen freigesprochen.

Schlimm sind in Österreich teilweise die Arbeitsbedingungen für ausländische Erntehelfer. Im Vorjahr wurde bei der Staatsanwalt eine Sachverhaltsdarstellung eingebracht. Darin heißt es, dass zwei rumänische Erntehelfer von einem Bauern in Tirol ausgebeutet wurden. Offiziell waren die Rumänen nur für 20 Stunden gemeldet. Sie sollen aber für nur 660 Euro bis zu 80 Stunden pro Woche gearbeitet haben. Der Bauer bestreitet die Vorwürfe.

Für Erntehelfer gibt es zwar einen Kollektivvertrag. Doch auch hier ist nur eine geringe Entlohnung festgelegt. So liegt der Stundenlohn für einen Erntehelfer in Oberösterreich bei 6,46 Euro brutto. Der Bruttomonatslohn beträgt 1119 Euro – netto bleiben 952,60 Euro übrig. Offiziell gilt für Erntehelfer eine wöchentliche Normalarbeitszeit von 40 Stunden. Pro Jahr kommen rund 5000 Erntehelfer nach Österreich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.06.2015)

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