Bier: Heineken braut Gösser in Russland

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100.000 Hektoliter Gösserbier sollen noch heuer durch russische Kehlen fließen.

Wien. Die Wege eines Großkonzerns sind manchmal unergründlich. Bevor die Brauunion und damit auch die Marke Gösser 2003 vom weltweit drittgrößten Brauereikonzern Heineken übernommen wurde, wurde Gösser zwei Jahre lang in Kaliningrad produziert und war gerade dabei, sich als Marke in Russland einen Namen zu machen.

Nach der Übernahme hat Heineken diese Produktion erst einmal abgedreht. Jetzt, zwölf Jahre später, wird sie im großen Stil wieder hochgefahren. Und zwar gleich an fünf Standorten: in St. Petersburg, Nischni Nowgorod, Jekaterinburg, Nowosibirsk und Sterlitamak. Gebraut wird ausschließlich Gösser Märzen, das für 50 Rubel (85 Cent) in Alu-Dosen und Flaschen auf den Markt kommen soll. Gösser hat mit Heineken Russland einen Lizenzvertrag abgeschlossen, das Bier wird dort nach Gösser-Rezeptur hergestellt. Solche Verträge hat Gösser auch mit Ungarn und Rumänien. Woher die Rohstoffe kommen, ist den Lizenz-Brauereien übrigens selbst überlassen.

Kein Import nach Österreich

„Das heißt nicht, dass wir in Österreich in Zukunft in Russland gebrautes Bier verkaufen werden“, sagt Brauunion-Chef Markus Liebl zur „Presse“. In Österreich wird Gösser in der Brauerei Göss in der Steiermark hergestellt, laut Liebl ausschließlich mit österreichischen Rohstoffen. „Bier aus Russland zu importieren, wäre wegen der hohen Transportkosten gar nicht sinnvoll“, sagt Liebl. Aus demselben Grund sei Russland als Exportmarkt vernachlässigbar. 1000 Hektoliter im Jahr exportiert Gösser nach Russland. Ein Vielfaches, nämlich 100.000 Hektoliter, sollen noch heuer direkt in Russland erzeugt und abgesetzt werden.

Dabei schwächelt der russische Biermarkt seit ein paar Jahren – neben der Ukraine-Krise machen schärfere Gesetze, etwa das Verbot, Bier an Kiosken zu verkaufen, und ein generelles Werbeverbot – den Herstellern zu schaffen.

So ist der Bierabsatz von Heineken in Zentral- und Osteuropa im ersten Quartal 2015 um 5,8 Prozent eingebrochen. Heineken profitiert derzeit vor allem vom starken Wachstum in Asien, den USA und im Mittleren Osten. Im ersten Quartal konnte der Konzernumsatz um zwei Prozent auf 4,34 Mrd. Euro gesteigert werden. (Es/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.06.2015)

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