Bene: Freie Bahn für Sanierer

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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In Waidhofen an der Ybbs wurde über die Zukunft des Büromöbelherstellers abgestimmt. Nach emotionaler Diskussion stimmten 83,6 Prozent für eine Übernahme.

Waidhofen an der Ybbs. Mit dem heutigen Tag wird für den traditionsreichen Büromöbelhersteller Bene ein neues Kapitel aufgeschlagen. Das 1790 gegründete Familienunternehmen geht an die Investoren Erhard Grossnigg und Ex-Minister Martin Bartenstein. Auch wenn die Aktionäre bei der heutigen Hauptversammlung (HV) einige Widersprüche zu Protokoll gaben, kam letztlich für alle Punkte die erforderliche Mehrheit zustande.

Der Plan der neuen Investoren sieht nun Folgendes vor: Das Bene-Grundkapital wird von derzeit 24,3 auf 1,9 Mio. Euro herabgesetzt. Dies soll geschehen, indem jeweils 25 bestehende Stammaktien zu zwei zusammengelegt werden. Zugleich beschloss die Hauptversammlung eine Kapitalerhöhung um 18 Mio. Euro unter Ausschluss der Bezugsrechte der Aktionäre.

Squeeze-out bis Jahresende

Die neuen Aktien werden von der BGO Beteiligungsverwaltungs GmbH gezeichnet, die nach Zustimmung der Bundeswettbewerbsbehörde und Eintragung des Kapitalschnittes in das Firmenbuch über 90 Prozent der Anteile der Bene AG halten wird. Ab diesem Zeitpunkt werde das Grundkapital von Bene 19,9 Mio. Euro betragen, gab die Firma nach Ende der HV bekannt. BGO gehört zu je 50 Prozent Grossnigg über seine Grosso Holding Gesellschaft mbH und Bartenstein via Bartenstein Holding GmbH.

Bis Ende 2015 soll ein Gesellschafterausschluss (Squeeze-out) durchgeführt werden, im Zuge dessen insgesamt zwei Mio. Euro in bar an die restlichen Aktionäre ausbezahlt werden, kündigten die Investoren bereits vor einiger Zeit an. „Je nach finalem Angebot macht das sechs bis acht Cent je Aktie“, sagte Bene-Chef Rudolf Payer gestern.

Nach einem massiven Einbruch von über 28 Prozent war das Bene-Papier zuletzt an der Wiener Börse wieder drei Prozent im Plus bei 16 Cent je Aktie. 2006 ging Bene zu einem Preis von 5,50 Euro/Aktie an die Börse. Zu seinen besten Zeiten war das Papier über sieben Euro wert. „Bezogen auf den Ausgabekurs verlieren die Aktionäre 98 Prozent“, wetterte Anlegerschützer Wilhelm Rasinger. Einen Kompromissvorschlag, den Squeeze-out um zwei Jahre zu verschieben, hätten die Investoren verweigert. Rasingers Argument für den Vorschlag: Damit hätten die Aktionäre eine reale Chance bekommen, von den positiven Folgen der Restrukturierung zu profitieren.

Neuer Aufsichtsrat

Was die neuen Investoren nun mit Bene vorhaben, ist noch nicht bekannt. Die Familie Bene hat jedenfalls künftig nichts mehr zu sagen. Die Hauptversammlung segnete auch den kompletten Austausch des Aufsichtsrates ab. Martin Bartenstein, Peter Funder, Alexander Isola und Michael Schur wurden neu in das Kontrollgremium gewählt, nachdem die vormaligen Mitglieder Manfred Bene (Vorsitzender), Armenak Utudijan (Stellvertreter), Andreas Bierwirth, Andrea Gaal und Gerhard Peller zurücktraten.

Der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende, Manfred Bene, war – wegen Bandscheibenproblemen – gar nicht zur Hauptversammlung in Waidhofen an der Ybbs gekommen. Anwesend waren rund 200 Aktionäre, annähernd die Hälfte stimmte gegen den Kapitalschnitt. Trotzdem ging die Abstimmung mit 83,6 Prozent klar für Kapitalherabsetzung und Squeeze-out aus (erforderlich war eine Mehrheit von 75 Prozent). Die hohe Zustimmung lag unter anderem daran, dass die Bene-Familienstiftung, die noch 12,5 Prozent an Bene besitzt, für die Beschlüsse stimmte.

Zudem trat – dramaturgisch zum richtigen Moment – die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende auf den Plan und bewegte mit ihrem Appell, die Unsicherheit der Mitarbeiter zu beenden, noch einige Aktionäre dazu, ihren Widerspruch zurückzuziehen.

Manche Aktionäre blieben jedoch bei ihrem Widerspruch, das könnte die Übernahme noch verzögern. Theoretisch könnten sie gegen ihren Ausschluss klagen. Rasinger meint jedoch, eine Klage rechne sich angesichts des niedrigen Aktienwerts für keinen der Kleinanleger. Das Angebot der Investoren gilt bis Ende August.

Bene-Vorstand Payer gab sich nach Ende der Hauptversammlung erleichtert: „Ich habe mir eine noch wesentlich emotionalere Debatte erwartet.“ Laut Grossnigg soll es zusätzlich zu den im April angemeldeten 127 Kündigungen keine weiteren mehr geben. Derzeit arbeiten bei Bene noch rund 850 Mitarbeiter. (es/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.06.2015)

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