Heini Staudinger: "Schlaf gut, FMA"

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Der Waldviertler Schuh- und Möbelproduzent Heini Staudinger machte aus dem angekündigten Besuch eines von der FMA geschickten Inkassobüros ein Spektakel.

Wien. „Ich hab mir gedacht, ich mach's wie John Lennon und Yoko Ono“, sagt Heini Staudinger, zieht seine Schuhe aus – Waldviertler natürlich – und wirft sich auf eines der Betten, die die Finanzmarktaufsicht (FMA) neulich hat pfänden lassen. Er posiert bereitwillig vor den zahlreichen Fotografen und Journalisten, die in die GEA-Filiale in der Himmelpfortgasse im 1. Bezirk gekommen sind, um einem Schauspiel beizuwohnen, das dann nicht passiert.

Die Vorgeschichte: Staudinger weigert sich, eine Strafe in der Höhe von 2626 Euro zu bezahlen, die ihm die FMA im Jahr 2012 aufgebrummt hat, als sie sein Modell der Unternehmensfinanzierung mit Kleinkrediten als illegales Bankgeschäft eingestufte. Vor zwei Wochen hat die FMA im oben genanntem GEA-Geschäft einen Exekutor vorbeigeschickt. Der hat dann einige Betten und andere Möbel gepfändet, ohne allerdings einen Kuckuck auf dieselben zu kleben.

Staudinger gefiel das gar nicht: „Das wäre für uns eine Trophäe gewesen“, ließ er der FMA ausrichten. Am Dienstag nun hat sich das Inkassobüro um zehn Uhr Vormittags angekündigt, um die Möbel im Gesamtwert von 14.000 Euro abzuholen. Sie sollen versteigert und so die nicht bezahlte Strafe eingetrieben werden.

Staudinger ließ diese Gelegenheit nicht ungenützt verstreichen. Er organisierte kurzerhand eine Pressekonferenz, um gemeinsam mit Journalisten und einem Grüppchen von Fans dem Werken der Gerichtsvollzieher beizuwohnen. Denen war aber so viel mediales Interesse wohl nicht ganz geheuer. Um 11 Uhr, als sich die Versammlung langsam auflöste, gab es von ihnen immer noch keine Spur. Staudinger wetterte, um die Wartezeit zu verkürzen, gegen die abgabefreien Importe aus Billigproduktionsländern wie China, die es lokalen Produzenten wie ihm unmöglich machten, mit der importierten Ware zu konkurrieren: „Solche Gesetze sind die wahren Arbeitsplatzvernichter, nicht die Asylwerber“, polterte der Unternehmer.

Mit den Banken auf Kriegsfuß

Außerdem kündigte Staudinger an, dass sein Plan, einen (Produktions-)Genossenschaftsverband zu gründen, kurz vor der Umsetzung stehe. Die bestehenden Verbände der Raiffeisen- und der Volksbanken hätten sich, so Staudinger, „von der ursprünglichen Idee des Genossenschaftswesens weit entfernt“, deshalb wolle er dort mit seiner eigenen Genossenschaft nicht Mitglied sein.

Mit den Banken ist Staudinger schon lang auf Kriegsfuß. Weil ihm seine Hausbank 2003, als er seine Produktionsstätte im Waldviertler Schrems erweitern wollte, den Kredit verweigerte, stellte er kurzerhand die Finanzierung auf, indem er Kunden und Bekannte bat, ihm Geld zu geben – gegen vier Euro Zinsen. 2012 kam dann die FMA darauf, dass das ein illegales Bankgeschäft ist, und das Schicksal nahm seinen Lauf.

Seit dem Streit mit der FMA floriert Staudingers Unternehmen, das neben der Produktionsstätte im Waldviertel auch rund 50 GEA-Läden umfasst. Der Gesamtumsatz hat sich seit 2012 von zehn auf 30 Mio. Euro verdreifacht, die Mitarbeiterzahl ist von 100 auf 300 gestiegen. Sein illegales Finanzierungsmodell hat Staudinger längst auf legale Nachrangdarlehen umgestellt. Auch das von ihm nun angepeilte Genossenschaftsmodell wäre legal. Das neue Crowdfunding-Gesetz, das voraussichtlich noch im Sommer in Kraft treten wird, beseitigt nun auch die restlichen Schranken. So wurde die Einlage-Obergrenze von 250.000 Euro auf fünf Mio. Euro angehoben. Staudinger hat 4,8 Mio. Euro von Kleinanlegern eingesammelt.

Bis zum frühen Mittwochabend waren Staudingers Betten immer noch nicht beschlagnahmt. „Schlaf gut, FMA“, hatten seine Mitarbeiter auf Transparente geschrieben.“ Vielleicht hat die Behörde eingesehen, dass diese Betten ihrem Schlaf alles andere als dienlich sind.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.06.2015)

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