Arbeiterkammer will Arbeitszeit verteilen

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Die Beschäftigung wächst vor allem aufgrund von mehr Teilzeitjobs. Die Experten fordern eine neue Verteilung des Arbeitsvolumens.

Wien. Im Vorfeld des von der Regierung angekündigten Arbeitsmarktgipfels drängen Experten der Arbeiterkammer (AK) auf eine neue Strategie gegen Arbeitslosigkeit. Die Lage auf dem heimischen Arbeitsmarkt ist düster: Die Zahl der registrierten Arbeitslosen wird laut Wirtschaftsforschungsinstitut auf durchschnittlich 350.200 im Jahr 2015 und 369.000 im Jahr 2016 ansteigen. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es 319.357, im Jahr 2008 (dem Jahr der Finanzkrise) 212.253.

Über die Rekordarbeitslosigkeit könnten auch steigende Beschäftigungszahlen (plus 3,4 Prozent seit 2008) nicht hinwegtrösten, meinen die AK-Experten Markus Marterbauer und Josef Wallner im Blog blog.arbeit-wirtschaft.at. Denn gestiegen sei nur die Zahl der Teilzeitstellen (plus 214.200 seit 2008), während die Zahl der Vollzeitstellen im gleichen Zeitraum um 83.300 zurückging. Ein Fünftel aller Erwerbspersonen wird so regelmäßig arbeitslos, dass die Experten von einem „Drehtüreffekt“ sprechen und die Gefahr der dauerhaften Arbeitsmarktausgrenzung sehen. Immer zahlreicher würden zudem Wiedereinstellungsverträge der Arbeitgeber; viele Firmen lagerten Beschäftigte in Zeiten geringerer Auslastung an das AMS aus.

„Arbeitsvolumen verteilen“

Die Experten fordern eine neue Verteilung des Arbeitsvolumens. Dazu gehören ihrer Meinung nach die Verteuerung von Überstunden für Arbeitgeber, eine Einschränkung für All-in-Verträge und neue Möglichkeiten zur individuellen Arbeitszeitverkürzung durch Weiterentwicklung kollektivvertraglicher Freizeitoptionon sowie die sechste Urlaubswoche. Kritiker meinen indes, dass es kein fixes Arbeitsvolumen gebe, das man umverteilen könne. Oft würden Jobs nicht besetzt, weil niemand dafür qualifiziert sei. (apa/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.06.2015)

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